Sonntag, 31. August 2008

1. Sonntag im Krankenhaus

Der Tag begann nicht gerade mit Erfolgserlebnissen. Kaum hatte ich den Energiedrink im Mund, mußte ich schon kotzen. Ich hatte zwar das Sulfur genommen, doch zeigte es absolut keine Wirkung. Immerhin war es ein Versuch wert. Also blieb nichts anderes übrig als abwarten und Tee trinken. Immerhin vertrug ich ein paar Schlucke Fencheltee. Kurz vor, daß ich wieder an die Nährlösungsinfusion angehängt wurde, ging ich noch mal eine Runde spazieren. Das Wetter war super, ich hätte vielleicht einen längeren Spaziergang machen können, doch schien mir besser Resourcen zu sparen und mich wieder hinzulegen. Der Nachmittag verlief gemütlich, ich schrieb ein paar emails und schaute mir im Internet das mit der Magenschleimhaut an. Also, die Magenschleimhäute erneuern sich innerhalb von 5 bis 7 Tagen. Würde ich also mit der Chemo aufhören, dann müßten die Probleme mit der Übelkeit auch von allein verschwinden. Dazu viel mir die Aussage des Heilpraktikers, der mir Sulfur verschrieben hatte, ein, daß laut Hahnemann erst die Ursache der Krankheit behoben werden müßte vor daß man zur Therapie schreitet. Wie wahr, ich konnte doch wirklich nicht vom Magen verlangen, daß er sich durch irgendwelche homöopatische Mittel beruhigen würde, solange das Gift noch da war. Die Ärztin gab mir dann ein Magenschleimhautschutzmedikament das zu meinen zwei Infusionsflaschen dazugefügt wurde. Als Abendprogramm habe ich mir den Film "Sieben Jahre in Tibet" zurechtgelegt.

Samstag, 30. August 2008

1. Samstag im Krankenhaus

Heute ging es um einiges besser als gestern. Gleich am Morgen habe ich mit einem Energiedrink begonnen. Es ging zwar langsam, aber es ging. Gestern Abend dachte ich daran, daß womöglich ein homöopatisches Mittel gegen den Brechreiz wirken könnte. Da viel mir das Nux Vomica ein, das wie der Name sagt, gegen Erbrechen wirken sollte. Ich hatte davon noch was Zuhause. Eine Recherche im Internet ergab, daß es bei Chemotherapie gegeben werden kann um den Brechreiz zu dämpfen. Sicher kann man sich bei diesen Recherchen niemals sein, so suchte ich weiter und fand die Seite des homöopatischen Notdienstes München. (www.homoeopathischer-notdienst.de) Es konnte nichts schaden einen Fachmann zu fragen. Nach ausführlicher Befragung zu meiner Situation gab mir der diensthabende Heilpraktiker den Rat nicht das Nux Vomica zu nehmen, sondern Sulfur C30. Lisa holte es aus der Apotheke und brachte es mir am Nachmittag vorbei. Vor, daß ich an die Infusion angeschlossen wurde, machte ich noch einen kleinen Spaziergang.Den weiteren Nachmittag vertrieb ich mir mit der DVD von Liviu. Mr. Bean auf Urlaub in Frankreich, der amüsanteste Film den ich von Mr. Bean je gesehen hatte. Später noch einen Film mit Karl Markovics, die Fälscher, der ungemein spannend war.

Freitag, 29. August 2008

19. Tag der Bestrahlung

Gestern bekam ich von LeeAnne folgende e-mail, die ich zum Teil hier wiedergeben möchte: So, I don't have a Camino image for you, but I do have one that is associated with the Camino. It might be a nice thing for you to contemplate during your treatment. On the Camino you told me the story of how you and your sister and a few neighbourhood kids went to the alm to collect cheese. It is such a nice image, and it has stuck with me. Would that be nice to meditate on? I'm sure you can pull some lessons from it, that have shaped you in your later life, such as a streak of independance from a young age and a sense of adventure, as well as a love for the outdoors and agricultural life, and companionship. I'm sure their are many more. Good luck with your next treatment. Your friend, LeeAnne Ich kann mich nicht erinnern warum ich LeeAnne von der Alm erzählt habe, aber wenn man 900Km gemeinsam läuft gibt es halt einiges zu erzählen. Nur zu gerne verwendete ich diese Anregung bei der heutigen Bestrahlung. Also, es war in meiner Volksschulzeit, ich kann mich nicht genau erinnern wie alt ich war, doch höchstens 11. Meine Schwester war 10 Jahre. Mein Schulfreund der Heinzi war gleich alt wie ich, seine Schwester, die Emma, ein Jahr älter. Dann war noch Klaus, der Bruder von Heinzi, der älteste von uns, er wahr wohl 13 oder gar 14. Dann war noch der Peter und der Hubert, auch so in unserem Alter. Heinzis Eltern hatten einen Bauernhof, auf dem wir zur Miete gewohnt hatten bis ich sechs Jahre alt war. Deshalb waren wir uns alle bestens vertraut. Im Sommer waren die Kühe auf der Alm, so gab es etwas weniger Arbeit am Hof und Futter konnte eingespart werden. Ab und zu mußte der Bauer oder die Kinder auf die Alm um Käse abzuholen. Klaus wurde mit der Verantwortung beauftragt, den Käse zu holen und sollte uns Kinder mitnehmen, Beim Tragen sollten wir dann behilflich sein. Es war vorhergesehen, daß wir drei Tage unterwegs waren. Zwei Tage bis hin zur Alm, da der Aufstieg ziemich steil ist, und einen Tag zum zurückgehen. Auf einem Bergbauernhof, auf halb Weg zur Alm, sollten wir übernachten. Nachdem wir vom Bauern gute Ratschläge bekommen hatten und jeder versprochen hatte dem Klaus zu folgen, ging es los. Es war damals nichts ungewöhnliches 6 Kinder alleine loszuschicken. Der Klaus kannte ja den Weg.Die Kinder wurden so zu Selbsständigkeit und Verantwortung erzogen, und das konnte man nicht früh genug lernen. Als erstes kamen wir bei der Huttelmimi vorbei, eine Außenseiterin im Dorf. Sie wohnte ganz allein oben auf dem Berg. Man sagte, daß sie Schlangen als Haustiere halte. Mit etwas Gruseln und neugierigem Blick nach Schlangen gingen wir an ihrem Haus vorbei. Dann ging der Weg duch das Doktors Waldele. Ein Arzt hatte den kahlen Berghang wieder aufforsten lassen. Gegen Abend waren wir dann in Talatsch wo wir übernachten sollten. Der Bauer fragte jedes Kind wem es gehöre. Dann wurden die Buben in die Bubenkammer geschickt. Zum Leidwesen von Gaby, sie hatte für Mädchen unüblich kurze Haare, wurde sie auch in die Bubenkammer geschickt, woraufhin sie sich wehrte und sagte, daß sie doch en Mädchen sei. Dann wurde sie mit Emma zusammen in die Mädchenkammer geschickt. Der nächste Tag war einfach, wir hatten ja den Aufstieg schon hinter uns, es ging dann das Tal entlang bis zur Alm. Wir hatten wunderschönes Wetter und erreichten die Alm noch am Vormittag. Klaus erklärte warum wir hier seien und daß wir morgen mit dem Käse zurück ins Dorf wollten. Den Nachmittag vergnügten wir uns auf dem Blechdach des Stalles von dem man am Hosenboden runterrutschen konnte. Daß jeder Bub Lederhosen trug, versteht sich von selbst. Diesmal übernachteten wir alle im gleichen Raum. Am nächsten Tag, auf dem Zurückweg, der sehr steil war, passierte dem Heinzi noch ein kleines Missgeschick. Sein Käselaib machte sich selbstständig und kollerte den Weg hinunter. Zum Glück wurde er durch einen Stein gebremst, und legte sich auf die Flachseite. Sonst hätte es sicher Zuhause Probleme gegeben . Mit diesen Bildern im Kopf ging es heute zur Bestrahlung. Es dauerte etwas länger, da es Probleme mit der Maske gab, ich war jedoch genug entspannt um nicht zu beunruhigen. Nach der Bestrahlung bekam ich dann Besuch von Ingrid, Liviu und Rainer. Es war schön mit ihnen im Park spazieren zu gehen und mit ihnen über ganz normale Dinge zu reden. Ausser Essen!!!Sie haben mich für den Rest der Zeit im Krankenhaus mit Filmen versorgt. Zwei Taschen voll. Die Arztvisite war lustig heute. Wie der Chefarzt herein kam hat er mich auf Italienisch begrüßt. Ich habe das Gespräch dann auf Italienisch fortgesetzt. Sein Italienisch ist besser als meins und er erkannte sofort meinen Südtiroler Akzent. Dann erzählte er, über sein Medizinstudium in Padova und seinen Erfahrungen mit den Südtirolern. Über ärztliche Themen wurde diesmal überhaupt nicht gesprochen.

Donnerstag, 28. August 2008

18. Tag der Bestrahlung

18 plus 17 macht 35. Also ich bin jetzt über der Hälfte. Nur noch 17 Bestrahlungen!!! Heute tauchte ein ganz passendes Bild vom Camino auf. Ich war gerade am Berechnen ob ich die Hälfte des Weges zurückgelegt hätte oder nicht. Es muß wohl zwischen Calzadilla de la Cueza und Sahagun gewesen sein. In Calzadilla kam ich ziemlich müde und erst sehr spät an. Zum Glück gab es noch ein Bett. Meine Bettnachbarn waren Antonio und Ambra aus Padova. Beim Antonio mußte ich immer an den Heilligen Antonius aus Padova denken. Ich glaube der hatte eine ähnliche Statur. Ich ruhte mich ein bisschen aus, da kam ein Deutscher hereinspaziert, der gleich alle Aufmerksam auf sich zog. Er begrüßte Antonio und Ambra recht herzlich und versuchte in einem Kauderwelsch aus Spanisch und Englisch und Zeichensprache ihen etwas zu erzählen. Um die Sache etwas abzukürzen bot ich an zu übersetzten. Heiko wollte erzählen was mit seiner Freundin Angelika gestern los war. Sie war in Charion de los Condes und war krank. Heiko brachte sie dann zum Arzt, der ihr eine Spritze gab. Sie müßte noch einen Tag in Charion bleiben und dann würde sie den Bus nach Sahagun nehmen und Heiko dort treffen. Ich fragte noch arum er nicht bei Ihr geblieben wäre. Ich glaube er meinte, daß jeder seinen Weg gehen muß, mit Betonung auf "seinen". Am nächsten Tag ging's also nach Sahagun. Ich bin den ganzen Weg alleine gelaufen. Wie ich die Hauptstraße in Sahagun überqueren wollte, hielt ein Autobus und einige Pilger stiegen aus. Auf den ersten Blick erkannte ich Horst und Meli, mit denen ich schon in St. Juan Pied de Port Bekanntschaft gechlossen hatte. Wir umarmten uns herzlich. Dann war da noch Nancy, eine Amerikanerin die immer recht fit war. Nur jetzt war sie in einem elenden Zustand. Sie konnte nicht mehr gehen und mußte sich an einem Stock mit beiden Händen festklammern. Nur mühsam konnte sie einen Fuß vor den anderen setzten. Allein schon vom Gehweg auf die Straße zu gelangen war ein großes Problem. Dann war noch eine Deutsche dabei. Sie erzählte daß sehr viele Pilger in Charion de los Conde erkrankt seien, alle hatten sie Durchfall und Magenprobleme. Sie erzählte, daß sie gestern beim Arzt war und eine Spritze bekommen hätte. Daraufhin sagte ich: "Dann mußt Du Angelika sein" was sie sichtlich erstaunte. Da kamen Antonio und Ambra und gaben mir das Prospekt eines neuen Albergues das ganz in der Nähe war. Welch ein Glück für Nancy. Es dauerte zwar lange bis wir die hundert Meter zum Albergue zurücklegten, doch Nancy schaffte es. Über die Stufen lief sie einfach auf allen Vieren, so wie ein Baby. Dort gab es nicht nur einen riesigen Schlafsaal der allerdings unbeheizt war, sondern auch sage und schreibe drei Zweibettzimmer. Für Horst und Meli war klar, daß sie ein Zweibettzimmer nehmen würde. Angelika wollte mit Heiko das Zimmer teilen. Dann blieben ich und Nancy übrig. Wir haben schon so oft im gleichen Raum geschlafen, allerdings mit mindestens zwanzig anderen. Als Ausnahme konnten wir auch mal das Zimmer nur zu zweit teilen. Also, alles geregelt, das Badezimmer war für die drei Zimmer gemeinsam. Es war purer Luxus, Marmorfließen und eine riesige Badewanne. Das erste mal, daß ich eine Badewanne auf dem Camino sah. Meli war überaus glücklich. Im Bad standen Badeöle, Shampo, und sogar Rasiercreme zur Verfügung. Es gab sogar noch eine Küche, ich wollte Spaghetti Aglio Olio, peperoncino machen, mit nachdruck auf Peperoncino. Gar nicht so einfach Peperoncini aufzutreiben, doch ich wollte es versuchen. Und wirklich, ich fand in Sahagun Peperoncini. Spaghetti und Öl hatte Nancy von Lorenzo mitbekommen. Also nichts stand im Wege für eine gemeinsame Mahlzeit. Die Spaghetti waren für einige etwas scharf, doch mit dem guten Spanichen Wein dazu war es kein Problem. Beim Abendessen erzählte ich Angelika von LeeAnne, mit der ich bis jetzt immer mehr oder weniger gemeinsam gegangen bin.Nur jetzt hatte ich sie verloren, weil ich unbedingt noch den 17 Km Marsch drauflegen wollte. Sie fragte mich ob das womöglich eine Kanadierin mit kurzen rötlich blonden Haaren sei. Ja, ja, das konnte nur LeeAnne sein. Angelika hatte letzte Nacht neben ihr geschlafen. Auch LeeAnne war krank. Anscheinend kam es vom Wasser in Boadilla del Camino. Jeder der dort war ist krank geworden. Ich war zwar auch dort, womöglich habe ich intuitiv Bier getrunken und das Wasser nicht angerührt. Eine andere Erklärung gabs nicht. Die Zeit während der Bestrahlung war flugs vorbei. Es mußte nur noch die neue Bestrahlungsanlage eingestellt werden. Das kostete etwas Nerven, doch war ich guter Dinge. Nach der Bestrahlung ging ich zum Friseur wo es die vielen Perücken gab und ließ mir die Haare ganz kurz schneiden. Sie sind jetzt auf 8 Millimeter gekürzt. Gegen Mittag kam dann die Ernährungsberaterin ins Zimmer um das weiter Vorgehen zu besprechen. Sie war sehr verständnisvoll als ich ihr schilderte wie mir vor dem Essen grauste. Von nun an bekomme ich klare Suppe und Sahnepudding.

Mittwoch, 27. August 2008

17. Tag der Bestrahlung

Heute war ich schon um 09:15 mit der Bestrahlung dran. Was würde mir wohl heute einfallen auf dem Behandlungstisch? Gestern las ich in Gabaretas blog http://gaba-ultramind.blogspot.com/ daß sie in Italien Urlaub macht. Vieleicht hat mich das inspiriert? Jedenfalls tauchte als erstes der Strand von Taormina auf, mit sehr dunklem Sand, dann die Schlucht des Alcantara von der es eine Briefmarke gibt. Ich erinnerte mich wie ich durch das eiskalte Wasser waten mußte um vorwärts zu kommen. Immer tiefer die Schlucht erkundete, bis mir so kalt war, daß ich umkehren mußte. Wieder draußen aus der Schlucht gab es eine Bar mit ganz glatt polierten Granitfließen, wo wir einen Capuccino bestellten. Da lief plötzlich ein Pferd an uns vorbei, lief in die Bar hinein, wurde total unsicher wegen des glatten Bodens, blieb dann aber an der Bar stehen, so als wollte es etwas bestellen. Ein Geschrei ging loß bis endlich der Besitzer des Pferdes ausfindig gemacht wurde, der es dann sicher aus der Bar hinaus führte. Dann verschlug es mich nach Umbrien und zwar nach Preggio, einem total einsamen Ort. Es war Ostersonntag, Lisa und ich waren hungrig.Es gab nur ein einziges Restaurant im Ort. Ich fragte Lisa zur Sicherheit ob sie Geld bei sich habe, meine Brieftasche war nämlich bis auf 8000 Lire leer. Zu unserem Schreck stellte Lisa fest, daß sie ihre Brieftasche im Hotel vergessen hatte.Da wir schon mal da waren schauten wir uns die Speisekarte vor dem Restaurant an um zu sehen was wir wohl für 8000 Lire bekommen könnten. Da kam auch schon die Wirtin heraus um uns zu sagen, daß wir erst gar nicht auf die Karte zu schauen brauchten, da es nur das Ostermenue gäbe, sonst nichts. Ich sagte, daß ich nur schauen wollte was es für 8000 Lire zu essen gäbe. Sie meinte "Non si preocupi" was auf Deutsch heißt "Machen sie sich keine Sorgen". "Lei paga quando le torna comodo" "Sie zahlen wann immer es ihnen leichtfällt" Wir waren etwas erstaund über das Vertrauen, betrügen schien hier unbekannt zu sein. Da konnten wir natürlich nicht widerstehen und nahmen die Einladung nur allzu gerne an. Es gab ein 9 Gänge Menü mit allen Raffinessen, alles hausgemacht. Daran hätte ich besser nicht denken sollen, denn jetzt wurde mir richtig Übel. Ich hätte wissen müssen, daß ich nicht an Essen denken sollte. Zum Glück war die Bestrahlung gerade zu Ende und mir wurde die Maske wieder abgenommen. Und wieder verließ ich allerschleunigst das Kellergeschß, in dem die Bestrahlung sattfindet, um ins Freie zu flüchten. Den Rest des Vormittags sah ich mir die DVD an die Lisa ausgeliehen hatte. "The Darjeeling Limited" einen lustigeren Film hätte Lisa nicht finden können. Ich wurde für 2 Stunden nur so in den Film hineingesogen, daß die Übelkeit nicht mehr zu spüren war. Dann kam die Visite. Der Professor erklärte Lisa und mir total detailiert wie bei der Strahlentherapie und Chemotherapie vorgegangen wird. Es wird das Volumen des Tumors gemessen, daraus die Anzahl der Zellen berechnet, er sagte so was von 10 hoch 9. Diese Zellen galt es alle unschädlich zu machen, da sie vom Immunsystem nicht als schädlich erkannt werden, da es ja körpereigene Zellen sind. Man könne die Anzahl um zwei Potenzen veringern, da nur etwa jede hundertste Zelle fähig zur Reproduktion ist, dennoch bleibt noch eine unvorherstellbare Menge an Zellen über die es zu Vernichten gilt. Die Chemotherapie schaffe nur einen kleinen Bruchteil davon. Es ist die Strahlentherapie die den Ausschlag gibt. Und da gibt es viel zu berechnen welche Strategie die günstigste ist. Deshalb wurden bei mir heute die Strahlungsfelder neu eingeteilt. Auf Lisa's Frage was dann am Ende der Therapie wäre, meinte er, daß die Patienten ein halbes Jahr nach Therapieende zur Kontrolluntersuchung kommen würden und noch recht angeschlagen seien. Bei der darauf folgenden Kontrolluntersuchung würde es den meisten dann wieder gut gehen.

Dienstag, 26. August 2008

16. Tag der Bestrahlung 4te Chemo

Heute ging alles wieder besser. Ich habe einfach akzeptiert, daß mein Magen gestern rebelliert hat und alles retour geschickt hat. Das muß ich ihm auch mal gönnen, bei der Behandlung die ihm ständig wiederfährt. Heute haben wir (mein Magen und ich) mit Kamillentee begonnen und er hat sich wieder beruhigt.Gegen Mittag gab's dann Cysplatin (Chemo) und eine Antikotztablette. Da habe ich ihn wohl enttäuscht. Dennoch hat er nicht mehr beleidigt reagiert, wahrscheinlich wegen der Tablette. Gleich darauf, ich hang noch an der Chemoinfusion mußte ich zur Strahlentherapie. Heute Morgen habe ich im blog von Gabareta http://gaba-ultramind.blogspot.com/ über Wurzeln und Flügel gelesen und mich an meine Wurzeln erinnert, die in Südtirol einen festen Halt gefunden hatten. Während der Strahlentherapie kamen dann einige Bilder von Südtirol auf und eine Szene wurde sehr konkret. Ich fuhr ins Martelltal (Seitental des Vinschgaus) um einen Fehrnseher auf einen der entlegensten Bergbauernhöfe Südtirols zu bringen. Es gab keine Straße dorthin. Der Bauer wartete dort wo die Straße zu Ende war. Er hatte eine Kraxn auf den wir den Fernseher luden. Ich trug meinen Werkzeugkoffer, einen Antennenmast und und drei Richtantennen. Jetzt durfte ich natürlich nichts vergessen. Es war ein Fußmarch von mindestens zwei Stunden. Die Familie begrüßte mich überaus freundlich. Der Bauer erklärte mir, daß sein Nachbar bereits einen Fernseher habe und daß jetzt seine Kinder dauernt beim Nachbar sind. Deswegen war ihm lieber, die Kinder würden wieder zurück in die eigene Stube kommen. Deshalb der Fehrseher, der gleich unter dem Hergott hingestellt wurde. Das Montieren des Antennenmast war nicht gerade einfach, man mußte mit viel Schnee und sehr starkem Wind rechnen. Zu Mittag war ich dann soweit mit dem Mast. Dann wurde ich wie selbstverstädlich zum Mittagessen gerufen. Der Bauer begann das Tischgebet zu sprechen, betete einen Vaterunser und auch noch ein Gegrüßt seist Du Maria bis wir endlich mit dem Essen beginnen konnten. Nach dem Essen wurde dann das Dankgebet gesprochen. Bei mir zu Hause wurde maximal noch ein ganz kurzes Tischgebet gesprochen und oft wurde sogar auf das verzichtet. Dann ging's wieder an die Arbeit. Ich montierte die Richtantennen, die Frequenzweiche und schloss das Antennekabel an. Es mußte noch bis in die getäfelte Stube durchgeführt werden. Zum Glück hatte ich an alles gedacht, der Holzbohrer war lang genug und das Kabel konnte verlegt werden. Dann kam der spannende Augenblick. Jetzt mußte der Fernseher funktionieren sonst müßte ich nochmal den Weg machen. Alles ging glatt, alle Programme funktionierten, die Kinder waren total glücklich, sie sagten daß er sogar noch besser funktionierte als beim Nachbarn. Ich konnte mich also verabschieden und zum Auto zurücklaufen bevor es Dunkel wurde. Ein zwar anstrengender Tag, dennoch war ich voller Stolz es geschafft zu haben. Die Maske wurde mir abgenommen, die Prozedur war vorbei. Man teilte mir noch mit, daß ich um 3 Uhr noch mal vorbeikommen sollte, da neue Felder aufgezeichnet werden sollten. Lisa kam gegen 2 Uhr. Sie brachte eine tragbaren DVD Spieler mit, wir wollten nach der Behandlung, ich vermutete, daß es etwa eine halbe Stunde dauern würde, eine Film anschauen, den sie ausgelihen hatte. Die Chemo lief noch immer als ich um 3Uhr im Warteraum saß.Es gab ein paar Zeitschrifen und ich laß im Vanityfair einen Artikel über Georg Kofler, den ich noch vom Studium in Wien kannte. Wir trafen uns dort bei der Südtiroler Hochschülerschaft, wo er als Kassier tätig war. Inzwischen hat er es zum mehrfachen Millionär gebracht. Er hatte sein neuestes Projekt in einem Münchner Nobelhotel vorgestellt, wie man durch Energieeinsparen Geld verdient. Das lag genau auf meiner Linie. Den Artikel hatte ich längst fertig, man teilte mir mit, daß es noch ein Weilchen dauern würde. Zum Glück lag noch die Zeitschrift Merian da, in der es ausschließlich um Südtirol ging. Einen Artikel über das Zusammenleben der Volksgruppen in der Hauptstadt Bozen erlangte meine Aufmerksamkeit. Er war sehr persönlich geschrieben und handelte von einem jungen Südtiroler der beschrieb wie sie als Kinder mit den Italienern immer gstritten hatten. Die Bahn war die Grenze zwichen den Territorien. Er schrieb über Faschismuß und Nationalismuß, wurde dann ganz Persönlich und beschrieb seie erste Liebe. Er hatte sie im Lido (Schwimmbad) kennengelernt, sie war Italienerin und ungeheuer attraktiv. Er meinte unter den Deutschsprachigen hätte er niemals eine solch Schönheit finden können. Endlich war die Wartezeit um und ich wurde in den den Behandlungssaal gerufen. Mir war nämlich schon Kotzübel von der Chemo an der ich nach wie vor hing. Ich dachte mir schon, daß jetzt mein Durchhaltevermögen auf eine sehr harte Probe gestellt werden würde. Die Maske wurde aufgesetzt und angeschnallt auf dem Behandlungstisch wollte ich mich nicht einfach dem Schicksal ergeben, sondern driftete ab in die Südtiroler Vergangeit. jetzt mußten kräftige Eindrücke her. Meine erste Liebe war ein guter Anhaltspunkt. Alle Szenen davon kamen mir durch den Sinn. Das Kennenlernen im Lido,die zärtlichen Berührungen, das Spazieren auf der Promenade. Dennoch war die Prozedur noch immer nicht zu Ende. Es mußten immer wieder neue Striche gezeichnet werden. Und mir war zum Kotzen, konnte es jedoch nicht da ja der Mund unter der Maske geschlossen war. Ich dachte an einen sehr steilen Aufstieg auf einem Klettersteig, aufgeben war einfach unmöglich, ich mußte den Gipfel erreichen. Um 16:30 war die Prozedur zu Ende und ich konnte endlich Aufatmen. Ich mußte sofort ins Freie. So schlecht war mir noch nie. Lisa mußte ich enttäuschen da ich einfach nicht in der Lage war mit ihr die DVD anzusehen. Jetzt konnte mich nur noch das blog schreiben motivieren. Das war auch nicht einfach, da jetzt die Entwässerung einsetzte und ich alle 10 Minuten zum Pinkeln aufstehen mußte. Der Standartspruch der Krankenschwestern: Infusion mit gratis Fitnessprogramm. Ich bedankte mich noch bei meinen Nieren, die unermüdlich die Gifte aus dem Körper spülten und versprach ihnen, daß dies entgültig die letzte Chemo sei.

Montag, 25. August 2008

15. Tag der Bestrahlung

Heute Morgen, auf der Fahrt ins Krankenhaus hörte ich im Autoradio, daß ehemalige Krebspatienten eine Fahradtour von München nach Freiburg machen, nachzulesen unter http://www.regenbogenfahrt.de So was gibt einem Mut! Während der Bestrahlung, bin ich wieder mal in meiner Vergangenheit gelandet. Diesmal in Wien, in meiner Studentenwohnung, in einem typischen Wiener Altbau mit Bassena. Viele wissen natürlich nicht was eine Bassena ist, hierfür gibt es einen Link Einige Szenen an der Bassena sind mir eingefallen, z.B. diese: Ich hatte gerade erst die Wohnungschlüssel bekommen und in meiner Schusseligkeit auch gleich wieder verloren. Zum Glück war noch das Adressschildchen am Schlüssel befestigt. Ich war gerade am probieren wie ich in die Wohnung kommen sollte, die Nachbarn waren mir auch behilflich, als eine wirklich alte gebrechliche Frau auftauchte und fragte ob wir einen Schlüssel suchen. Ich war wie von den Socken, die Frau hat den Schlüssel am Jonasreindl (Verkehrsbauwerk in Wien, Haltestelle Schottentor) gefunden und sich die Mühe gemacht nach Ottakring (Stadtteil in dem ich wohnte) hinauszufahren. Ich war so erstaunt daß ich gar nicht wußte wie ich mich bei der Frau bedanken konnte, zum Glück sagte dann meine Nachbarin, daß sie sich im Namen der Hausgemeinschaft für den Schlüssel bedankt und schon war die Frau wieder verschwunden. Im Innenhof des Altbaus gab es einen kleinen Garten, obwohl es kaum Sonne dort gab, war der Garten immer gepflegt. Ich fragte mich ob es diesen Garten heute noch gibt, es war vor 25 Jahren, daß ich dort wohnte und die Damen, die den Garten betreuten, waren sicher schon über 70. Dann wurde ich von den Assistenten in die Wirklichkeit zurückgeholt. Sie teilten mir mit, daß ich übermorgen mit einem anderen Gerät bestrahlt werden würde um das Rückenmark zu schonen.

Sonntag, 24. August 2008

3 ter Sonntag Zuhause Ruhetag

Um 6 Uhr früh bin ich heute wach geworden und genoß die Morgenstimmung. Ich schaute auf den See hörte der Stille zu, und war ganz glücklich. Dann schaltete ich mein Notebook ein und wollte darüber schreiben. Eine e-mail erwartete mich und ich war zu neugierig sie nicht gleich anzuschauen. Sie war von LeeAnne. Da diese e-mail so gut zur Morgenstimmung passt möchte ich sie gleich im Original hier wiedergeben und auch noch ein Bild dazufügen, das ich an diesem Morgen gemaqacht habe. --------------------------------------------------------------------------------------- Hi Roland. So, the Camino is doing it's "magic" by taking your mind off the pain, and helping you to drink your energy drink! Well, what a coincidence, because this rest day for you today coincides with Day 15 of the Camino, when we decided to have a rest day in Fromista! We got up early and were among the first to leave. It was still sort of dark and misty, and we watched the sun come up at our backs. We walked along a narrow river and saw a heron. (The heron was kind of flying along with us.) Then we went to a bar in Fromista, where we decided for sure to stay. Meli and Horst came in, so luckily we could say goodbye. Two very nice things stand out for me that day. Clean sheets on a real bed! And having a nice glass of wine and some bread and cheese at the cheese museum. Volkhart joined us as well. We sat by the fire and were very cozy. I believe that was our "lunch" and we had supper in our little pension. We did not each have a private bathroom but we didn't have to share one with a million other people. --------------------------------------------------------------------------------------- Um Missverständnisse vorzubeugen möchte ich noch hinzufügen, daß LeeAnne und ich, jeder sein eigenes Zimmer hatte, und das Bad am Gang mit mit nur zwei Fahradpilgern aus Italien teilen mußten.

Samstag, 23. August 2008

3. Wochenende Zuhause

"keep the spirit high", unter diesem Motto habe ich den Tag begonnen. Anstelle von 2 Liter Getränke auf den Tisch zu stellen, das war der Vorschlag der Ärztin habe ich mir eine Strategie zurecht gelegt um so viel Flüssigkeit wie möglich zu mir zu nehmen. Portionen von 200 ml schienen mir akzeptabel. Ich suchte mir eine Tasse die 200 ml faßt,(ich habe es genau mit einem Meßbecher kontrolliert), und habe zuerst mit Salbeitee begonnen. Eine Stunde später kam dann ein 200ml Energiedrink dran, später 200 ml Getreidekaffee und dann wieder Energiedrink abwechselnd mit Salbeitee. Auf den täglichen Spaziergang habe ich heute verzichtet um Resourcen zu sparen.

Freitag, 22. August 2008

14. Tag der Bestrahlung

Heute ging es wieder besser mit dem trinken, dennoch machte sich Lisa Sorgen und wollte mit deer Ärztin sprechen. Ich mußte heute gar nicht viel warten, war 10 Minuten zu früh dran und hatte nichtmal Zeit mich im Warteraum hinzusetzen, sondern wurde gleich drangenommen. Ich hatte mal wieder ein Bild vom Camino vor Augen. Ein älterer Spanier aus Burgos ging morgens mit seinem Hund spazieren und sprach uns an. Ich hatte gerade mit LeeAnne die Sache in der Bank geregelt, über die ich im Caminoblog geschrieben habe, war happy, hatte meine Bankomatkarte wieder und wollte weiter. Doch der Herr war so nett, daß wir uns nicht einfach davonmachen konnten. Er wollte uns all die Dinge in Burgos zeigen, die für die Pilger wichtig waren. Er erzählte, daß er jeden Tag bei seinem Morgenspaziergang Pilger treffe und viele gerne seine Geschichten hören. In die Universität zurückzugehen, wo er uns etwas wichtiges zeigen wollte ar mir dann doch zuviel, als Kompromiss ließen wir uns ein Pilgerdenkmal erklären, das gleich an der Hauptstraße war. Ich habe natürlich nicht alles verstanden und ich wurde schon ungeduldig. Sein Hund war auch meiner Meinung daß er jetzt mal weiter machen sollte und begann zu bellen. Wir machten noch ein Foto bedankten uns und verabschiedeten uns. Während der Bestrahlung läuft das Radio im Hintergrund und ich hörte karibische Musik. Im nu sah ich mich unter Palmen am Strand, spürte eine leichte Brise und war glüchlich dabei. Mir fiel ein wie die Assistentin schon bei der ersten Bestrahlung zu mir sagte "denken sie an was schönes und entspannen sie sich" Heute ist mir das wirklich gelungen. Wie ich dann in der Umkleidekabine war klopfte jemand an die Tür, ich machte auf und die Ärztin stand vor mir. Sie sagte mir, daß sich meine Frau Sorgen machte weil ich weder essen noch trinken würde. OHH jetzt wirds brenzlig, schoß es mir durch den Kopf. Die Szene hatte ich erst gestern mit Andy erlebt, doch diesmal war es die Ärztin die mir sagte, daß ich mindestens 2 Liter trinken müßte und was essen sonst würde es mir furchtbar schlecht gehen. Jetzt hatte ich nichts entgegenzusetzten. Sie kannte die Situation. Die Magensonde kam zu Gespräch, und daß ich besser ab jetzt stationär hier bleiben sollte. Ich sagte, daß ich in den letzten Tagen kaum an Gewicht verloren hätte und mich täglich auf die Waage stellen würde und daß es heute schon wieder besser mit dem Trinken sei. Sie erklärte mir nochmal das mit den Wundspülungen und daß ich Schmerzmittel nehmen sollte und mich zum trinken zwingen sollte, ich hätte ja den ganzen Tag Zeit in kleinen Schlucken zu trinken. Wir handelten einen Kompromiss aus. Ab nächster Woche sollte ich stationär aufgenommen werden, am Wochenende täglich zwei Liter trinken, ansonsten sofort in die Klinik kommen.Ich sollte auch was essen und Babynahrung probieren. Das war eine harte Lektion. Gerade habe ich einen Viertelliter Salbeitee getrunken, jetzt muß ich mich aber dran machen mit dem Trinken und essen sollte ich auch was. Auf dem Weg nach Hause haben wir noch in einem Supermarkt halt gemacht und ich habe das erste Mal in meinem Leben die Regale mit Babynahrung angeschaut. Erstaunlich was es da so gibt. Maccheroni mit Tomatensosse, Risotto mit Gemüße, dann als Abendmalzeit Keckse in breiform und so weiter. Na, hart wird's werden, aber das muß ich wohl probieren in meinen Hals zu kriegen. Die Option diese Wochenende in der Klinik zu verbringen ist auch nicht verlockend, also "pack mas an", das habe ich heute auf einem Wahlwerbeplakat gelesen

Donnerstag, 21. August 2008

13. Tag der Bestrahlung

Heute ist wieder mal ein Bild vom Camino dran. Es hat die ganze Zeit schon geregnet, in Santiago hatten wir zwar die Campostella übereicht bekommen, doch länger aufhalten wollten wir uns nicht. Wir sind wieder aufgebrochen und so glücklich wieder auf dem Weg zu sein, mit all den Unannehmlichkeiten und Überraschungen, die das Leben so zu bieten hat. Das Kennenlerner anderer Pilger, die auch das selbe Ziel haben ist immer spannend. Der Weg aus Santiago heraus war nicht ganz so einfach, erstens weil es geregnet hat und man dadurch die gelben Pfeile nicht sah, andererseits da meine Brille kaputt war und ich mit einer Ersatzbrille behelfen mußte, die schon lange nicht mehr meiner Sehschärfe entsprach. Eine deutsche Pilgerin hatte die selben Probleme und wir sprachen über die Markierungen auf dem Weg nach Finisterre. Sie sagte, daß sie gehört hätte man würde die Pilger absichtlich mit falschen gelben Pfeilen in die Irre führen. So schlimm konnte das nun auch wieder nicht sein, dachte ich mir, und daß die Deutschen halt immer alles besser wissen. Die Pfeile waren alle vorbildlich, nicht nur das, es gab sogar noch was Zusätzlich, jemand hatte einen süßen kleinen Teddybären auf den Markierstein gesetzt. Als ich ein paar Stunden später wieder die deutsche Pilgerin traf, entschuldigte sie sich bei mir und meinte, daß das mit den absichtlich falsch gelegten Pfeilen wohl nicht stimmen würde. Sie war wirklich nett und erzählte von ihrer spanischen Großmutter von der sie Spanisch gelernt hatte. Mit LeeAnne hat ich abgesprochen, daß wir uns auf dem Weg nach Finisterre nur auf Spanisch unterhalten würden, was die Kommunikation zwar stark einschränkte, dennoch aber von Vorteil ist, da wir uns so auf das wesentliche konzentrierten. Also, dieses Bild hatte ich vor den Augen, wärend ich mal wieder am Bestrahlungsapparat angeschnallt war. Nach der Bestrahlung mußte ich noch auf das Rezept für die Energiedrinks warten und saß wieder mal im Warteraum. Ein Ehepaar setzte sich zu mir. Das Warten hat immer so was zermürbendes, die Frau neben mir begann sich zu beklagen, daß die Bilder im Warteraum alle schief hängen würden. Man konnte es genau sehen, da die Wände mit quadratischen Mosaikfließen von 3X3 cm gefließt waren und man, angenommen, daß Fugen horizontal und vertikal verlaufen, genau sehen konnte, wann ein Bild schief hing. Ich stand auf, ging auf die Bilder zu und drehte die Bilder bis die Frau mit der Lage der Bilder zufrieden war. Nachher sprach sie über das Putzpersonal, das beim Abstauben der Bilder eben nicht daruaf achtete, daß die Bilder gerade hingen. Was für Probleme manche Leute haben, die doch so einfach zu lösen sind. Am Nachmittag, Zuhause, da hab ich mich ja richtig provozieren lassen. Andy, mein Nachbar kam mit Lisa zur Tür rein, Hektor, der Hund des Nachbarn war auch dabei. Das erste was Hektor tat war an mein Bett zu pinkeln. Andy riss als erstes ohne zu fragen mal die Balkontür auf und meinte, daß da mal frische Luft rein müsse. Das alles irritierte mich zwar etwas, aber was solls, Hunde sind halt so, dachte ich und daß frische Luft notwendig war sah ich ja auch ein. Dann kam die Sprache über das Trinken. Lisa machte sich Sorgen, daß ich zuwenig trinken würde. Ich erklärte, wie schwierig es ist auch nur einen Schluck zu trinken. Andy baute sich vor mir auf um zu sagen, daß der Mensch drei Liter Wasser pro Tag trinken muß, Lisa holte eine Tasse Wasser und beide standen drohend vor mir, was für eine Szene. Du mußt jetzt trinken, wir gehen sonst nicht weg, sagte Andy. Das war mir entgültig zuviel. Ich konterte daß ich trinken würde wann es mir passt und daß ich beide rausschmeissen würde wenn sie sich länger so aufführen würden. Andy konterte "so viel Energie hast noch". Dann versuchte ich zu erklären, wie ich das mit dem trinken machen würde und versuchte Andy in meine Lage zu versetzten. Es gelang ihm absolut nicht sich in meine Lage zu versetzten, mich ärgerte das und so sagte ich ihm das Unglaubliche: "Ich wünschte, Du wärst in meiner Lage, dann wüsstest Du wie das ist, wenn Du nicht trinken kannst". Hui, das war aber ein böser Wunsch! Andy schaute versteinert und sagte, so was solle man seinen Mitmenschen auf keinen Fall wünschen. OK, ich bin zu weit gegangen! Ich habe mich mal wieder provozieren lassen.Nachdem dann wieder Ruhe eingekehrt war, machte ich einen Salbeitee und trank die Tasse in sehr kleinen Schlucken aus. Später noch eine Tasse Kamillentee und der Energietrink, das mußte als Flüssigkeitszufuhr für den Nachmittag reichen. Vielleicht gehts morgen besser mit dem trinken.

Mittwoch, 20. August 2008

12. Tag der Bestrahlung

Bestrahlung war heute recht früh angesetzt, um 08:20. Wie üblich nahm ich im Warteraum neben dem Aquarium Platz und schaute den Fischen zu. Dann kam die Assistentin zu mir, um mir mitzuteilen, daß es ein Problem am Bestrahlungsgerät gäbe und, daß es länger dauern könnte bis das behoben sei. Den fischen zuschauen wurde mir dann doch zu langweilig, so suchte ich mir am Tischchen gegenüber eine Zeitschrift aus. Es gab den Spiegel vorletzter Woche oder das National Geographic Heft vom August 2008.

Ich entschied mich für das National Geographic. Ein Titel mit der Aufschrift, die Flucht aus Ägypten (Exodus) interessierte mich besonders.

Es wurde die Frage erörtert ob die Zahlen in der Bibel wirklich stimmen können.

600.000 Menschen sollen beteiligt gewesen sein die 40 Jahre gebraucht hätten um das gelobte Land Kanaan zu erreichen. Eine Landkarte mit 3 mögliche Routen der Flucht war angegeben. Eine davon ging über den Berg Sinai.

Wer den Artikel lesen möchte, er müßte mindestens als Auszug unter http://www.nationalgeographic.de/php/magazin/topstories/2008/08/topstory3.htm

zu lesen sein. Ich fragte mich wie lange ich wohl gehen müßte um diese Strecke zurück zu legen. Es dürften nicht mehr als 300Km sein. Also allerschlimmstenfalls müßte die Strecke in 40 Tagen statt 40 Jahren zurückzulegen sein.

Ein bischen Erfahrung habe ich ja schon mit der Halbinsel Sinai.

Einige Jahre vor daß ich nach Holland kam, war ich ja schon mal dort.

Auf dem Weg nach Masada, eine Stadt am Toten Meer, die sehr lange von den Römern belagert wurde, lernte ich eine sehr hübsche, junge, blonde Deutsche mit ihrem Begleiter kennen. Der Weg geht ziemlich steil nach oben und obwohl es eine Seilbahn gibt gingen wir zu Fuß. Gespenstisch war die Stadt. Angeblich haben alle Einwohner Selbstmord gemacht bevor die Stadt von den Römern eingenommen wurde. Wer darüber nachlesen möchte kann das unter

http://www.schaetze-der-welt.de/denkmal.php?id=322 .

Auf dem Rückweg habe ich dann erzählt, daß ich nach Eilad zum Baden wollte.

Die Deutsche, leider habe ich ihren Namen vergessen, ich werde sie mal Ingrid nennen, sagte daß sie auch dort hin möchte und vielleicht dann über die Grenze nach Ägypten. Das begann mich jetzt auch zu interessieren. Kurz entschlossen vereinbarten wir das zusammen zu machen. Ich muß dazu sagen, daß ich nur noch knapp 50 Dollar in der Tasche hatte und keine Reiseschecks oder Kreditkarten. Auch sie wollte nicht mehr als maximal 30 Dollar ausgeben.

Ihren derzeitigen Begleiter hängte sie ganz einfach ab und wir gingen zu Bushaltestelle um nach Eilad weiterzufahren. Am Abend dort angekommen, wir waren schon ziemlich müde, suchten wir uns ein Plätzchen, auf einer Anhöhe im Freien, wo wir uns in unsere Schlafsäcke verkrümelten und den Sternhimmel über uns und die Lichter von Eilad unter uns in den Schlaf begaben.

Am Busbahnhof ließen wir unsere Rucksäcke in der Gepäckaufbewahrung zurück und gingen nur mit ganz leichtem Gepäck und Schlafsäcken Richtung Grenze.

In der Bank, beim Geld umtauschen merkte ich erst welche Wirkung meine blonde Begleiterin auf die Ägypter hatte. Der Bankbeamte wollte sie einfach nicht mehr aus der Bank raus lassen. Er erklärte uns schon zum dritten Mal die Ägyptischen Banknoten. Allerdings erst richtig bunt wurde es beim Einreisebeamten, der an einem metallischem Schreibtisch mitten auf der Straße saß. Er verlangte die Pässe und das Dreitagevisum das wir uns zuvor in einem Israelischen Kontainer Büro geholt hatten. Allerdings gab er uns die Pässe nicht mehr zurück und wir konnten protestieren so viel wir wollte er lachte nur und schaute lüstern nach meiner Begleiterin. Dann gab er mir meinen Pass zurück und sagte mir ich sollte doch allein gehen, was ich natürlich ablehnte.

Gerettet wurden wir von einem weiteren Pärchen die auch einreisen wollten.

Denen gab der Beamte dann unsere Pässe, statt den ihrigen, zurück, die sie dann an uns weitergaben und der Beamte begann das Spiel mit den nächsten Opfern.

Den Bus in die nächste Stadt teilten wir mit einigen Bauern und Hühnern.

Dann ging's wieder Richtung Strand. Es war schon bald Abend und etwas windig.

Ziemlich schnell wurde es dunkel, der Wind nahm zu und wir mitten in der Wüste. Ich hatte noch eine Metallfolie mit Ösen die ich mittels zwei Stöcken so aufspannte, daß wir vom Wind geschützt waren. Dann verkrochen wir uns in unsere Schlafsäcke und versuchten zu schlafen. Nicht einfach, bei einem Sandsturm, doch es ging trotzdem. Ich hatte sogar einen Traum. Ich träumte von der Mutter Gottes die schwanger war. Nachdem ich dann mal wach wurde dachte ich über die Bedeutung des Traums nach. Die Mutter Gottes war wohl meine Begleiterin und ob sie schwanger sei konnte ich ja in der Früh fragen.

Aufgeweckt wurden wir von einem Beduinen mit der Frage: „Do you want to ride a Camel?“ Und da waren mehrere Kamele die im Wüstensand lagen. Es war inzwischen schon hell, blauer Himmel und absolut still. Erst wischten wir uns noch den Schlaf aus den Augen, dann fragten wir wo und wie weit es zur nächsten Ortschaft sei. Allerdings gingen wir zu Fuß dort hin.

Ich fragte Ingrid ganz beiläufig ob sie schwanger sei. Es war ein Schock für sie daß ich diese Frage stellte. „wie kannst Du davon wissen, ich bin erst im zweiten Monat und habe es bisher noch niemanden erzählt“. Dann erzählte ich ihr den Traum von der schwangeren Mutter Gottes und sie war wieder beruhigt. Später erzählte sie mir auch noch vom Vater des Kindes, den sie in Griechenland bei der Olivenernte kennen gelernt hatte, dann aber aus den Augen verloren hatte und auch nicht mal den vollständigen Namen kannte. In der nächsten Ortschaft kamen wir erst mal bei einer Bäckerei, einer Metallbaracke in der Wüste vorbei. Darin war ein riesiger metallener Kessel der mit Teig gefüllt war und auf dessem Rand die Hühner spazierten. Wir bekamen jede Menge Brot gratis und es schmeckte wunderbar. Man konnte sogar den Wüstensand beim Kauen feststellen. Vor der Bäckerei war ein ganz altes Kamel, das eine minestens halben Meter lange Zunge aus dem Mund heraushängen ließ. Das fütterten wir mit dem Brot, den Rest wollten wir als Proviant mitnehmen. Wir wollten noch heute zum Berg Sinai. In der Ortschaft gab es einen Bus der uns zu den Katharinenklöstern brachte. Dort kamen wir am Nachmittag an und gingen gleich weiter. Wir wollten noch vor dem Abend den Gipfel erreichen.

Am Gipfel gab es dann eine Unterschlupf wo eine große Ägyptische Familie lagerte und einem Deutschen, mit perfekter Outdoor Ausrüstung der dort sein Süppchen kochte. Er gab keinem was davon ab und erzählte nur großspurig von seinen Abenteuern. Wir hatten ja noch unser Brot von der Bäckerei und unsere Wasserflaschen waren auch gefüllt. Der Berg Sinai ist etwa 2200 Meter hoch und in der Wüste kann es ganz schön kalt werden. Der Unterschlupf hatte zwar ein Dach jedoch zog es ziemlich, die Türöffnung konnte man nicht schließen. Ich überließ meine Metallfolie der Ägyptischen Famile die sich ganz aneinanderkuschelten und dann sich mit der Folie zudeckten. Ingrid und ich suchten eine Felsspalte wo wir auch ganz eng, jeder in seinem Schlafsack, aneinanderkuschelten. Vor dem Schlafen gehen versetzte ich noch den Deutschen in einen riesigen Schrecken. Er saß auf einem Mäuerchen und ich schlich mich von Hinten an, drückte mit meinem Zeigefinger in seinen Rücken und sagte mit tiefer Stimme „Hands UP“. Ich glaube er hat sich fast in die Hosen geschissen dabei.

Ich konnte vor Kälte nicht schlafen und so stand ich mitten in der Nacht auf und kletterte aus der Felsspalte. Es war eine Klare Nacht und fast Vollmond.

Das erstaunliche war die Aussicht vom Berggipfel. ICH KONNTE AUF DEN MOND UND DIE STERNE HINUNTERSCHAUEN!! Man muß sich das so vorstellen: der Berg ist über 2000 Meter hoch und man kann bis zum Meer sehen, das logischerweise 2000 Meter tiefer liegt. Die Sterne sind am Horizont des Meeres zu sehen und deshalb logischerweise tiefer als der Berggipfel. Das allerdings zu sehen ist äußerst ungewohnt, auf die Sterne hinunterzuschauen. Mit diesem Bild verkrümelte ich mich wieder in den Schlafsack und wurde erst geweckt durch ein Stimmengewirr. Eine Gruppe von Touristen erschien wie aus dem Nichts. Sie sind Nachts mit Taschenlampen den Berg hochgegangen um den Sonnenaufgang zu sehen. So schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden. Der Sonnenaufgang war aber die Mühe des Aufwachens wert.

Das war also mein Abenteuer das mir zum Berg Sinai einfiel.

Während der Bestrahlung hatte ich also genügend Stoff um mich zu amüsieren.

Lisa holte mich vom Krankenhaus ab, die Ärzte waren zufrieden mit mir, Lisa erklärte der Professor daß noch drei Chemotherapien notwendig seien und daß von Bestrahlung zu Bestrahlung mit immer mehr Nebenwirkungen zu rechnen seien. Die Speicheldrüßen würden leider für immer Beschädigt bleiben, da sie ganz dicht am Tumor sitzen. Irgendwie erleichtert verließen wir die Klinik und fuhren erstmal in eine Konditorei. Lisa hatte noch kein Frühstück gegessen.

Sie bestellte Capuccino und Kuchen, ich gab mich mit einer heissen Schokolade zufrieden, die ich gut vertrug. Sahne gabs extra und machte sich gut in der heissen Schokolade. Für mich waren die Kalorien wichtig. Ich darf absolut nicht mehr abnehmen.

Zu Hause unterhielten wir uns noch mit den Nachbarn, ich legte mich ins Bett, beantwortete emails und schrieb den blog.

Dienstag, 19. August 2008

11. Tag der Bestrahlung Nachmittag Chemo

Heute habe ich mir was besonderes ausgedacht um während der Bestrahlung angenehme Gedanken zu haben. Ich habe an eine Strandwanderung in Südindien gedacht die ich im Dezember vor zwei Jahren unternommen hatte. Gokarna ist eine sehr bekannte Tempelstadt in Karnataka, ein Staat in Südindien, deren Hauptstadt Bangalore ist. Gokarna hat die schönsten Strände von Karnataka. Die Stadt selbst hat zwar auch einen Strand, doch die wirklich schönen Strände sind abseits, über einen schmalen Pfad, der Küste entlang zu erreichen. Sie heissen Kudle Beach, Om Beach, Half Moon Beach und ganz am weitesten entfernt Paradise Beach. Am Vormittag besuchte ich die Strände, einen nach dem anderen, Paradise Beach war am schwierigsten zu erreichen, denn der Pfad verzweigte sich einige Male und natürlich gibt es keine Wegweiser. Die Leute die ich traf konnten mir den Weg auch nicht beschreiben, da auch sie sich verlaufen hatten. Irgendwann gegen Mittag war ich dann dort, es gab dort eine kleine Bude unter schattigen Bäumen wo man sich ausruhen konnte und auch eine einfache Mahlzeit, wie Reis und Daal bestellen konnte. Noch nie hatte ich in so einer wunderbaren Umgebung, der Strand war 30 Meter entfernt zu Mittag gegessen, das war wirklich paradiesisch. Ich machte mich erst relativ spät auf den Rückweg, und ging noch am Kuddle Beach, kurz vor Sonnenuntergang schwimmen. Der Nachhauseweg war noch etwas abenteurlich, da es schnell Dunkel wurde. Zum Glück waren ein paar indische Kinder die den Weg kannten und mit mir zurück nach Gokarna gingen. Es war einer der schönsten Tage, die ich bis jetzt erleben durfte. Dementsprechend hatte ich nur angenehme Gefühle wärend der Bestrahlung. Ein alter Chinesischer Spruch lautet: Trinke das Gift mit einem Lächeln und es wird Dir nicht schaden. (Die Tumorzellen sollten jedoch dabei draufgehen) Mit der Chemo rhalte ich mich genauso. Lisa kam gerade nachdem ich an die Chemo angeschlossen wurde. Wir gingen mit dem Gestell an dem die Chemo hängt in den Park, ich nahm zum Ausgleich noch den Astronautentrunk mit, der ich dann neben der Chemo wirklich genoss. Ein wirklich schöner Tag! Heute gibt es sogar einen Film, den ich heute Vormittag unter youtube gefunden hatte. http://www.youtube.com/watch?v=YiN3Sl9etb4&feature=related

Montag, 18. August 2008

10. Tag der Bestrahlung

Jetzt bin ich wieder in der Klinik. Die Bestrahlung habe ich schon hinter mir. Während der Bestrahlung hatte ich folgendes Bild vom Jakobsweg vor Augen. Es war früh Morgens, wir haben gerade Arzua hinter uns gelassen. Es war stark bewölkt und sehr feucht. Die Gerüche waren stechend, der Weg ging durch einen Eukalyptuswald. Es roch nach feuchter Erde und verrottenden Eukalyptusblättern. Dann hörten wir ein Gequake in der Ferne. Als wir näher kamen wurde das Gequake immer lauter, fast ohrenbeteubend laut. Der Weg ging durch einen Sumpf aus dem dichter Nebel emporstieg. Hunderte von Fröschen quakten im Chor. Ein Bild wie in einem Märchen nur daß es äußerst real war. Inzwischen hänge ich wieder am Tropf. Die Krankenschwester sagte "heute gibts Schweinebraten als Infusion". Irgend eine weise Pampe (Nährlösung) fließt durch dünne Schleuche in meinen Arm. Wahrscheinlich geht das noch so bis spät am Abend. Essen würde allerdings einfacher sein.

Sonntag, 17. August 2008

2 ter Sonntag zu Hause

Am Morgen war der See noch nebelverhangen. Zum Frühstück gabs wie in den letzten Tagen üblich, Haferbrei. Naja, etwas anderes hätte ich nicht hinunterschlucken können. Gegen Mittag dann, machten wir einen Spaziergang. Ich kam auf die Idee ins Sushi Restaurant zu gehen und eine Miso Suppe zu essen. Lisa bestellte Tempuras (frittierte, große Garneelen) und eine Kanne grünen Tee für zwei. Die Miso Suppe tat mir richtig gut, ich geriet beim essen zwar ziemlich ins schwitzen, doch letztendlich war es eine gute Idee, ich habe die ganze Suppe aufgegessen und noch zwei Schalen grünen Tee getrunken, was für mich eine Meisterleistung war. Für einen Abendspaziergang hat die Energie dann nicht mehr gereicht, eine Schale Brei konnte ich immerhin noch essen.

2 tes Wochenende Zuhause

Das Wetter ist wieder etwas besser geworden. Wäre Lisa nicht da, ich würde mich nicht mehr daran erinnern, daß ich mich für das Leben entschieden habe. Es ist notwendig diese Entscheidung immer neu zu treffen. Sie kocht für mich Brei den ich dann unter großer Anstrengung versuche hinunterzuchlucken. Selbst Wasser zu trinken fällt nicht leicht, ganz kleine Schlucke gehen, sonst ensteht ein Würgeeffekt. Da schwierige ist sich immer von neuem aufzuraffen einen Schluck zu trinken. Am liebsten döse ich so vor mich hin, ohne an irgend was bestimmmtes zu denken.Unterbrochen wird dieser Zustand entweder von einem Gang zur Toilette oder von Lisa die mir Brei bringt. Am Nachmittag bekam ich einen Anruf aus Südtirol. Es war Martin, der nichts davon wußte, was mich die letzten Monate so beschäftigte. Er wunderte sich, daß er mich bei dem schönen Wetter Zuhause antraf. Zu hören , daß ich gerade Zuhause bin, weil ich an Krebs erkrankt bin, das war für Martin auch nicht einfach. Es relativieren sich dann viele Sachen, wenn es um das Überleben geht. Lisa konnte mich am Abend noch dazu animieren, mit ihr einen langen Spaziergang am See zu machen. Das gehen war ich ja noch vom Jakobsweg her gewöhnt. Inzwischen ist es dunkel geworden. Von meinem Bett aus konnte ich dem Feuerwerk am See zuschauen, das jetzt immer an den Wochenenden veranstaltet wird.

Samstag, 16. August 2008

Maria Himmelfahrt - Ferragosto

Ein gemütlicher verregneter Feiertag. Mir war heute nicht nach Aufstehen zumute. Zum Frühstück brachte ich keinen Bissen hinunter. Der trockene Mund machte mir ziemlich zu schaffen und das flaue Gefühl im Magen nahm Überhand. Ich stellte mich auf die Waage. 76Kg, ich hatte letzte Woche also 2Kg abgenommen. Eine email von Wendy aus Calgary brachte mich wieder auf andere Gedanken. Sie hatte von LeeAnne erfahren, daß ich wohl etwas Unterstützung brauchen würde. Wendy, mit ihrer knallgelben Windjacke, erstaunte manchem auf dem Jakobsweg. Obwohl sie sicher 10 Jahre älter ist als ich, hatte ich die größten Schwierigkeiten mit ihr Schritt zu halten. Meistens war sie mit einer jungen Australierin unterwegs, die beiden hatten echt viel Spaß. Am Nachmittag kam noch eine email von Nancy, einer Amerikanerin, sie hatte die Nachricht von Wendy erfahren, und wollte mir noch mitteilen daß auch sie an mich denkt und mich in ihre Gebete aufnimmt. Sie war gerade auf dem Weg nach Quito um die Galappagos Inseln zu besuchen. Gegen Abend endlich raffte ich mich auf, ging unter die Dusche und zog mir was warmes an um doch noch etwas nach drausen zu gehen. Ich ging mit Lisa die Seepromenade entlang, der Weg zurück, den Berg hoch, war nicht ganz so leicht.

Donnerstag, 14. August 2008

9. Tag der Bestrahlung

Lisa fuhr mich mit dem Auto in die Klinik, welch ein Luxus. Ich ersparte mir das S.Bahnfahren und das Warten auf den Bus. Kurz bevor wir wegfuhren bekam ich noch eine email aus Holland, von Jaco, einem Arbeitskollegen, mit dem ich, ja inzwischen sind 20 Jahre vergangen, das Büro teilte. Während der Bestrahlung dachte ich an die Zeit zurück, wie ich Holländisch lernte. Jaco, der äußerst kommunicativ ist hat mir dabei sehr geholfen. Ich erinnerte mich daran, wie er auf die Geburt seines zweiten Sohnes gewartet hat, eine spannende Zeit. Später kam ab und zu sein kleiner Sohn mit zur Arbeit, eine willkommene Abwechslung für mich, wie er sich mit Zeichnen und Computerspielen die Zeit vertrieb und sehr folgsam war, weder Jaco noch mich bei der Arbeit zu stören. Am Abend kam dann noch Angelika auf Besuch. Sie hatte eine Fahradtour gemacht und war mit dem Schiff von Schondorf nach Herrsching gefahren um dann mit der S Bahn zurück zu fahren. Ich konnte sie überreden noch kurz vorbeizuschauen und begleitete sie dann zurück zur S Bahn.

Mittwoch, 13. August 2008

8. Tag der Bestrahlung

Heute Morgen, ganz früh war wieder eine email aus Kanada angekommen. Bevor LeeAnne schlafen geht schickt sie mir eine kurze mail mit was aufmunterndem. Heute werde ich originalzitieren: "What a great idea to intentionally call images into your mind, and to not let the cancer or the doctors or the drugs or the apparatus be the masters. I will try to send you more images. Here's another one. I'm not sure which town we were in, but we were sitting in the sun, under an umbrella of an outdoor cafe, drinking beer. We had a nice dish of green olives to share. I think we also had some little snacks. The sun was shining, we had a nice glass of cold beer, and life was very good. Just think of it - we were relaxing in Spain! It's a good idea for me also to remember those images!" Als nächstes mußte ich herausfinden wo das war, wieder eine hübsche Aufgabe. Schönes Wetter war ja selten und Städte gab's auch nicht so viele. Ich kann mich vage an eine Stadt erinnern, die durch einen Fluß in Altstadt und Neustadt geteilt war. Wir kamen relatif früh an und gingen dann, nachdem wir die Brücke überquert hatten die Flußpromenade hinunter, und dann nach dem Einholen von Auskünften (das machte immer LeeAnne, unsere Spanischübersetzerin) standen wir vor dem Albergue, das allerdings erst in einer Stunde aufsperrte. Ich ging mit LeeAnne um die Ecke zu dem besagten Cafe. Woran LeeAnne sich nicht mehr so gut erinnern kann, ich mich aber umso besser, waren die Probleme nach einer Stunde relaxen wieder aufzustehen. Das war echt gemein, an normales gehen war nicht zu denken, alles tat weh, muß lustig gewesen sein uns beim Gehen zuzuschauen. Oliver Schroer, ein bekannter Geiger aus Canada, der den Camino gemacht hatte, sagte in einem Interview sinngemäß, daß dir dein Körper auf zwanig verschieden Stellen in zwanzig unterschiedliche Arten wehtut. Ich habe dann im Internet anhand der Camino Etappen herausgefunden, daß es sich nur um Najera handeln konnte. Dieses Bild vom Cafe werde ich bei der heutigen Behandlung weiterspinnen, hoffentlich ohne die Schmerzen an den Beinen zu spüren und eher die relaxte Atmosphäre auf der Plaza. Eventuell kann ich es noch auf den Abend ausdehnen, wir gingen mit der Gruppe rund um Lorenzo zum Abedessen, da es keine Küche im Albergue gab. Zur Abwechslung luden wir diesmal Lorenzo, unseren Italienischen Koch zum Essen ein. Also, es gibt heute genug Stoff bei der Behandlung in eine andere Welt abzusacken. Die Visite war wieder hier, ich kann bis Montag Früh wegbleiben, ein Verlängertes Wochenende ist drin. Freitag gibt es keine Bestrahlung. Ich bekomme ab sofort "EMEND" gegen Übelkeit, das mit dem "CISPLATIN" besser zusammenarbeitet.

Dienstag, 12. August 2008

7. Tag der Bestrahlung Chemo

Heute morgen bekam ich eine mail von LeeAnne. Sie erinnerte sich gerade an ein Frühstück mit Birnenkompott und frischem Yoghurt das wir gemeinsam in einem Albergue gegesen hatten. Während der Bestrahlung ließ ich diesen Tag Revue passieren und siehe da, ich war nicht mehr das Opfer, das mit einer Maske festgeschnallt an einem Gerät und diesem ausgeliefert war, sondern jemand der mit einem Lächeln auf dem Gesicht an eine schöne Zeit denkt. Diese Strategie muß ich mir beibehalten. Es schadet doch nichts, mit den Gedanken nicht länger gefangen zu sein, ich erinnerte mich an dem Tag des Birnenkompottfrühstücks. Es war der ertse Tag nach Santiago, wir waren in einem Albergue in Negreira. Ich war der erste Pilger der im Albergue ankam. Hostelleiro oder Hostelleira waren noch nicht da. Ich konnte mir ein Bett aussuchen. Zu meiner Überraschung gab es keine Stockbetten. Ich nahm eins der beiden Betten am Fenster. Später kam dann auch LeeAnne, sie nahm das andere Bett am Fenster. Wir waschten unsere Sachen und hingen sie an ein Seil am Fenster zum trocknen, da es draußen nach Regen ausschaute. Dann spielten wir Hang Man, ein Spiel wo man ein Wort erraten mußte aus der Ahnzahl der Buchstaben, LeeAnne begann mit_ _ _ _ _ _ _ _. Der erste Buchstabe den ich erriet war A_ _ _ _ _ _ _ . Als Namen wollten wir nur solche verwenden, die mit dem Camino zu tun haben. Mir kam gleich Albergue in den Sinn, da es ja naheliegend war und ich hätte mir das auch ausgedacht. Siehe da, beim ersten mal erriet ich das vollständige Wort. ALBERGUE. Jetzt hänge ich wieder am Tropf. Zwei Liter Flüssigkeit muß in mich rein. Letztes Mal ist dabei mein Gesicht wie ein Ballon aufgeschwollen. Dann kommt das Cisplatin dran, plus zwei Medikamente gegen Übelkeit. Aber erst kam noch das Mittagessen. Es gab gekochtes Rindschnitzel. Obwohl ich Vegetarier bin habe ich es trotzdem gegessen. Den gazen Nachmittag war ich dann im Bett, habe Musik vom Camino gehört und ab und zu der Chemo beim tropfen zugeschaut. Einige emails hatte ich beantwortet, das macht mir Spaß, vor allem wenn sich jemanden meldet, den ich schon ganz aus den Augen verloren hatte, wie Jaco aus den Niederlanden. Und für einen guten Ratschlag, die Arbeit betreffend bin ich auch gerne zu haben. Zum Schlafen nahm ich mal lieber eine Schlaftablette, denn morgen möchte ich wieder zurück nach Hause.

Montag, 11. August 2008

6. Tag der Bestrahlung

Also, Montag ging's wieder in die Klinik. Zum Glück war die Bestrahlung erst gegen 11, und so mußte ich nicht allzu früh von zu Hause weg. Ich nahm die -Bahn um 08:05, mit der ich normalerweise zur Arbeit fuhr. Wie sonst üblich, war auch Ralph im Zug, mit dem ich mich öfters unterhalten hatte. Diesmal hatte ich ein recht interessantes Thema auf lager. Bertrand Piccards Weltumrundung in einem Solarflugzeug (http://www.solarimpulse.com) ich hatte Sonntag Abend eine Reportage vom Schweizer Fernsehen gesehen. In Pasing mußte ich allerdings aussteigen und in den Bus umsteigen. Die üblichen Aufnahmeformalitäten folgten, dann die Bestrahlung. Allem Anschein sollte ich heute noch die Chemo bekommen, doch bis jetzt hat sich nichts gerührt

Sonntag, 10. August 2008

Sonntag

Sonntag morgen, gingen wir gemütlich an. Jeder hat ausgiebig geschlafen. Gaetano sicher am längsten. Er ist am Samstag um 22:00 nur noch kurz wegen des Feuerwerks wach geworden, dann jedoch gleich wieder eingeschlafen. Mama hat am längsten geschlafen. Gaetano und Gaby machten einen Morgenspaziergang am See entlang. Ich fuhr mit dem Fahrad zur Tankstelle um Salz und Mineralwasser zu kaufen. Der Tankwart meinte, daß man beim Salz sehr vorsichtig sein muß, denn wenn das Salz ausgeht, ginge auch das Geld aus. Dann traf ich Gaetano und Gaby an der Seeuferpromenade und wir gingen in die Konditorei um Brötchen kaufen. Gaetano hat sich bei der Bestellung schon die deutschen Worte zurechtgelegt, dann, im letzten Moment, bestellte Gaby die Brötchen. Welche Entdeuschung für Gaetano, der nicht zm Zug kam. Gaetano und Gaby machten sich gleich nach dem Frühstück auf den Rückweg.

Samstag, 9. August 2008

Wochenende in Herrsching

Gaetano, Gaby und Mama kamen mich besuchen. Wir machten einen langen Spaziergang an der Uferpromenade. Mama und Gaby kochten das Abendessen, Spaghetti al Pesto mit grünen Bohnen, von denen ich die meisten gegessen hatte. Wir hatten zuwenig Salz für die Spaghetti und Andy unser Nachbar, hatte nur tibetisches Kristallsalz in flüssiger Form. Für Gaby und Gaetano, ein echtes Manko, sie sahen jedoch darüber hinweg, jedenfalls hat es jeden trotzdem geschmeckt. Nachher zeigte ich Gaetano noch die Dia Show vom Camino, mit der passenden Musik. Zum Glück war die Show nur sehr kurz da Gaetano müde von der Fahrt war.

Freitag, 8. August 2008

5. Tag der Bestrahlung

Auf der Fahrt in die Klinik traf ich einen Arbeitskollegen. Wir unterhielten uns über alles mögliche, er schilderte mir, so wie üblich, wenn wir gemeinsam S Bahn fahren einen seiner interessanten Fälle.
Die Bestrahlung selber ist eigentlich unspektakulär, die Wirkungen, bleiben jedoch nicht aus.
Heute war wieder mal zur Abwechslung ein Filter im Strahlengerät vorgeschoben.
Ganz schön kompliziert alles.
Auf dem Nachhauseweg nahm ich den Bus zur S Bahn. Eine Frau mußte sich ziemlich beeilen um den Bus nicht zu verpassen. Ich wollte ihr die Tür offen halten, falls sie es nicht rechtzeitig schaffte. Sie saß hinter mir und kam mir irgendwie bekannt vor, dann viel mir ein, daß ich sie im Warteraum zur Strahlentherapie mal gesehen hatte und sie am Socken stricken war.
Ich drehte mich um und fragte ob sie die Frau sei, die im Warteraum Socken strickte.
Sie lachte recht freundlich und sagte, daß es stimmt. Da fragte ich sie wie lange sie das denn schon macht. 35 Bestrahlungen hatte sie schon hinter sich und jetzt hatte sie nur noch 3 zusätzliche Bestrahlungen zu machen. Ich war total erstaunt, die Frau schaute so ungemein gut aus, ich konnte es kaum glauben. Ich sagte ihr, das mir das ungemein viel Hoffnung gibt, wenn ich sehe, daß sie nach all den Behandlungen noch so gut ausschaut. Sie war so ungemein Positiv und sagte, daß ihre aller längsten Ferien jetzt bald zu Ende gingen. Sie erzählte, daß sie Musiklehrerin sei und ich spürte sofort, daß sie ihren Beruf liebte.
In Pasing mußte ich über eine halbe Stunde auf die S Bahn warten und hätte sie fast versäumt, hätte ich nicht einen Sprint hingelegt. Ganz außer Puste kam ich zur Tür herein und mußte mich gleich hinsetzten, weil mir fast schwindelig wurde. Eine Frau die mir gegenüber saß, meinte, daß es aber knapp gewesen wäre und die nächste Bahn erst in 40 Minuten fahren würde. Sie fuhr auch nach Herrsching und wir unterhielten uns übers wandern in der Münchner Gegend. Auffallend war ihre Abgestimmte Kleidung. Ganz in weis, mit viel Goldschmuck, eine silberne Handtasche und dazu passend silberne Schuhe.
Angekommen in Herrsching fing es an zu Regnen, Schirm hatte ich keinen, doch das war mir egal. Ganz durchnässt kam ich zu Hause an.
Ich hab dann noch eine mail an Sandra geschrieben, sie hat mich an Japan erinnert, die Wanderung von Kita Kamakura zum Great Buddha und die Fahrt mit dem Schinkansen nach Kyoto. Der Aufenthalt in Nikko im Ryokan viel mir auch wieder ein. Wie schön es doch ist, sich wieder mal an so was zu erinnern, 14 wundervolle Tage in Japan.

Donnerstag, 7. August 2008

4. Tag der Bestrahlung

Ich hatte etwas länger als normal geschlafen. Eine freudige Überraschung war eine ganz liebe email von Antje. Ich war zu Tränen gerührt. Sie wollte mir gute Energien schicken, um mich aufzubauen.
Die Bestrahlung war erst am Nachmittag, sie war superschnell vorbei, ich bin sogar 5 Minuten vor dem Termin drangekommen.
Dann ging's nach Bad Aibling. Glücklicherweise hat mich Angelika begleitet.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln dort hinzukommen war gar nicht einfach, nochdazu war die Bahnstrecke wegen Bauarbeiten unterbrochen und wir mußten den Schienenersatzverkehr nehmen. Es war ziemlich warm gestern. In der Klinik in Bad Aibling wurde als erstes mein Energielevel gemessen, er war bei Minus 16%, was laut Aussage des Arztes erstaunlich hoch war, in Anbetracht der Behandlungen die ich hinter mir hatte.
Dann wurde, wie üblich, wieder mal Blut abgenommen.
Als nächstes fuhren wir nach Rosenheim, ich hatte Angelika zum Abendessen eingeladen.
Wir setzten uns, an einem schattigen Platz, neben einem Brunnen. Es war noch immer recht warm und alle Gäste saßen draußen. Ursprünglich wollte ich eine Pizza mit Artischocken essen, meine Lieblingspizza, doch dann setzte sich der Verstand durch und ich bestellte einen Gemüßerisotto.  Angelika, bestellte dasselbe, womöglich aus Solidarität.
Die Portionen waren enorm. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, das alles aufzuessen, nochdazu wo ich seit der Chemo keinen Bissen hinuntergebracht hatte.
Allein hätte ich das sicher nicht geschafft, doch Angelika wußte mich zu unterhalten und so langsam wurde der Teller leerer und leerer. Dann waren nur noch zwei Löffel übrig.
Angelikas Teller war inzwischen leer, hat alles brav aufgegessen, so ließ ich m ich nicht lumpen und beförderte die letzten zwei Löffel in den Mund. Ich hatte also den ganzen Teller aufgegessen, trotz des Gefühls im Magen dich gleich ergeben zu müssen.
Am Bahnhof angekommen stellten wir fest, daß kein Zug fuhr sondern Schienenersatzverkehr.
Über eine Stunde ging's durch die bayerische Landschaft, durch Orte wie Tuntenhausen (kein Witz), bis wir endlich in Grafing in den Zug nach München steigen konnten.
So gegen 10 Uhr abends war ich wieder zu Hause und heilfroh, daß ich den Risotto im Magen behalten hatte und mich endlich ins Bett legen konnte.

Mittwoch, 6. August 2008

3. Tag der Bestrahlung

Letzte Nacht habe ich wenig geschlafen. Erstens dauerte die Chemo bis 23:00 und dann mußte ich dauernt pinkeln von dem vielen Wasser, das ich über die Venen bekommen hatte. Nach der Bestrahlung hatte ich nur mehr eins im Sinn, weg von der Klinik. Vieleicht habe ich auch ein bischen übertrieben wie der Professor zur Visite kam. Ich schilderte ihm wie mir heute früh etwas übel von der Chemo war, daß ich jedoch mit etwas Zwieback und Orangensaft die Übelkeit gleich los geworden bin. Andere Nebenwirkungen wie Schluckauf habe ich ihm noch geschildert und den etwas eigenartigen Geschmack im Mund. Alles in allem habe ich das in keinster Weise wehleidig geschildert, das muß ihn irgendie geärgert haben. Ich hatte das Gefühl daß er es mir nicht gönnt, daß es mir nach der Chemo noch so gut geht und ihm sagte daß ich heute nach Hause gehen würde. Ansonsten ist sein Satz "Beim nächsten Mal werden sie es sicher nicht so leicht wegstecken" nicht zu verstehen. Allerdingss gab er noch eins drauf indem er von der Magensonde zur künstlichen Ernährung sprach. Damit konnte er mir allerdings keine Angst einjagen, denn bestimmen wie ich ernährt werden will kann ich noch selber. Es gab wirklich keinen Grund von der Magensonde zu sprechen, solange ich noch bei so gutem Apetit war und die Mundschleimhäute noch keine Anzeichen von Infektionen aufwiesen. Das hätte er sich wirklich sparen können. Immerhin bekam ich zum Schluß noch die von mir geforderte Arbeitsuntauglichkeitsbescheinigung (welch ein kompliziertes Wort). Es ging mir so gut wie schon lange nicht mehr als ich die Klinik verließ. Immerhin war ich den Geruch der dreckigen Windeln meines Zimmergenossen los, das Wetter war super und ich konnte nach Hause. Zwei Päckchen warteten auf mich zu Hause.Eins mit Medikamenten und eins mit Musik eines Kanadischen Geigers, Oliver Schroer, der den Camino gemacht hat und in den Kathedralen am Weg Violinaufnahmen gemacht hat. Ich muß mir die CD gleich anhören. Leider ist er vor etwa drei Wochen an Krebs gestorben, er hat wunderbare Musik hinterassen, ein Interview in einer Kanadischen Zeitung hat mich tief berührt wo er den Camino geschildert hat und über seine Auftritte sprach, die ja nie zu planen warenn, da er nie wußte wann er in einer bestimmten Kathedrale sein würde. Die Violine hat er in einen Pappkarton in seinem Schlafsack verstaut, um die Saiten zu schütze hat er seine Unterwäsche zwischen dem Geigenkasten und den Saiten gegeben. Eine lustige Prozedur muß wohl das Auspacken in der Kathedrale gewesen sein. Auch das Publlikum war immer verschieden. Es hatte sich zwar herumgesprochen, daß er in jeder Kathedrale auf dem Weg seinen Auftritt machte, dennoch war es nie von vornherein geplant und somit waren die gerade Anwesenden sein Publikum. Was mir noch in Erinnerung geblieben ist waren seine Schilderung der Schmerzen die man auf dem Camino haben kann: 20 verschiedenartige Schmerzen in 20 verschiedenen Körperteilen. So, jetzt höre ich mir wirklich die CD an.

Dienstag, 5. August 2008

2. Tag Bestrahlung und Chemo

Das mit der Bestrahlung heute früh war ein kurzer Prozess, eine halbe Stunde und ich war fertig. Dann begann das Warten auf die Chemo. Ich bekam zwar Antikotztabletten heute früh, nahm sie jedoch nicht, da noch nicht mit der Chemo begonnen wurde. Irgendwann heute Vormittag kam dann die Arztvisite. Denen erzählte ich welche Schmerzen ich heute früh unter der Dusche hatte und zwar in der rechten Schulter, da wo ich operiert wurde.Ich mußte mich gleich wider ins Bett legen. Der Arzt sagte was von der Rotatorenmanschette aber gleichzeitig ordnete er ein EKG an zu dem ich trotz meiner Proteste im Rollstuhl hingefahren wurde. Auf der Überweisung stand dann auch "ausstrahlende Schmerzen in linker Schulter" obwohl ich eindeutig auf die rechte Schulter hingewiesen hatte. Den Rest des Tages lag ich dann am Tropf wobei man mir nur Wasser verabreichte, wegen den Nieren. Und die ganze Zeit warten auf die Chemo. Die Chemo kam dann zugleich mit dem Abendessen. Das Abendessen ließ ich mir jedoch nicht nehmen und setzte mich zu Tisch zusammen mit der Chemoinfusion. Eigentlich müßte es einem den Apetit verschlagen, Gift durch die Vene und Essen durch den Mund. Von der Chemo spüre ich bis jetzt nichts. Jedenfalls kann ich mich gut konzentrieren und meinen Blog nebenher schreiben, hätte ich mir nicht gedacht. Ich hoffe ganz stark, daß ich morgen die Klinik wieder verlassen kann und nur mehr zu den Bestrahlungen kommen muß, zuminest bis zur nächsten Chemo, nächste Woche.

Montag, 4. August 2008

1. Tag der Bestrahlung

Jetzt bin ich wieder in der Klinik in Großhadern und zwar auf der Station für Strahlentherapie. Ich war schon früh dort und habe gleich das Zimmer zugewiesen bekommen. Diesmal bin ich nicht allein, sondern mit einem anderen Krebspatienten. Den hats am Hintern erwischt und zwar beim Schließmuskel. Wir haben zusammen Frühstück gegessen. Nachher bin ich zur ersten Bestrahlung gegangen. Es war ganz unspektakulär, spüren tut man nichts, man liegt total unbeweglich, mit einer Maske wird der Kopf fixiert, um den Kopf dreht sich das Bestrahlungsgerät, es läßt sich erkennen, daß das Strahlenfeld größer und kleiner wird, jedefalls spürt man nichts und wenn die Maske abgenommen wird ist man erleichtert. Heute werden noch Vorbereitungen getroffen für die Chemotherpie die morgen stattfindet. Bin heute ganz gelassen, habe keine Schmerzen und fühle mich wohl.