Mittwoch, 6. August 2008

3. Tag der Bestrahlung

Letzte Nacht habe ich wenig geschlafen. Erstens dauerte die Chemo bis 23:00 und dann mußte ich dauernt pinkeln von dem vielen Wasser, das ich über die Venen bekommen hatte. Nach der Bestrahlung hatte ich nur mehr eins im Sinn, weg von der Klinik. Vieleicht habe ich auch ein bischen übertrieben wie der Professor zur Visite kam. Ich schilderte ihm wie mir heute früh etwas übel von der Chemo war, daß ich jedoch mit etwas Zwieback und Orangensaft die Übelkeit gleich los geworden bin. Andere Nebenwirkungen wie Schluckauf habe ich ihm noch geschildert und den etwas eigenartigen Geschmack im Mund. Alles in allem habe ich das in keinster Weise wehleidig geschildert, das muß ihn irgendie geärgert haben. Ich hatte das Gefühl daß er es mir nicht gönnt, daß es mir nach der Chemo noch so gut geht und ihm sagte daß ich heute nach Hause gehen würde. Ansonsten ist sein Satz "Beim nächsten Mal werden sie es sicher nicht so leicht wegstecken" nicht zu verstehen. Allerdingss gab er noch eins drauf indem er von der Magensonde zur künstlichen Ernährung sprach. Damit konnte er mir allerdings keine Angst einjagen, denn bestimmen wie ich ernährt werden will kann ich noch selber. Es gab wirklich keinen Grund von der Magensonde zu sprechen, solange ich noch bei so gutem Apetit war und die Mundschleimhäute noch keine Anzeichen von Infektionen aufwiesen. Das hätte er sich wirklich sparen können. Immerhin bekam ich zum Schluß noch die von mir geforderte Arbeitsuntauglichkeitsbescheinigung (welch ein kompliziertes Wort). Es ging mir so gut wie schon lange nicht mehr als ich die Klinik verließ. Immerhin war ich den Geruch der dreckigen Windeln meines Zimmergenossen los, das Wetter war super und ich konnte nach Hause. Zwei Päckchen warteten auf mich zu Hause.Eins mit Medikamenten und eins mit Musik eines Kanadischen Geigers, Oliver Schroer, der den Camino gemacht hat und in den Kathedralen am Weg Violinaufnahmen gemacht hat. Ich muß mir die CD gleich anhören. Leider ist er vor etwa drei Wochen an Krebs gestorben, er hat wunderbare Musik hinterassen, ein Interview in einer Kanadischen Zeitung hat mich tief berührt wo er den Camino geschildert hat und über seine Auftritte sprach, die ja nie zu planen warenn, da er nie wußte wann er in einer bestimmten Kathedrale sein würde. Die Violine hat er in einen Pappkarton in seinem Schlafsack verstaut, um die Saiten zu schütze hat er seine Unterwäsche zwischen dem Geigenkasten und den Saiten gegeben. Eine lustige Prozedur muß wohl das Auspacken in der Kathedrale gewesen sein. Auch das Publlikum war immer verschieden. Es hatte sich zwar herumgesprochen, daß er in jeder Kathedrale auf dem Weg seinen Auftritt machte, dennoch war es nie von vornherein geplant und somit waren die gerade Anwesenden sein Publikum. Was mir noch in Erinnerung geblieben ist waren seine Schilderung der Schmerzen die man auf dem Camino haben kann: 20 verschiedenartige Schmerzen in 20 verschiedenen Körperteilen. So, jetzt höre ich mir wirklich die CD an.