Mittwoch, 3. September 2008

22. Tag der Bestrahlung 5. Chemo

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Heute bin ich wieder mit der Chemo dran. Gerade jetzt wo es mir gelingt wieder ein paar Schlucke Tee, Kaffee und Energiedrink zu machen. Was sein muß, muß sein! Lisa kam heute kurz vor der Bestrahlung auf Besuch. Beim Verabschieden fragte sie mich ob ich denn schon ein Bild hätte an das ich wärend der Bestrahlung denken würde. Bis jetzt hatte ich noch keins, doch es würde mir sicher was einfallen in Zusammenhang mit Lisa. Die Maske ist schon ein richtiges Kunstwerk geworden. Die Assistentin versicherte mir, daß ich sie mit nach Hause nehmen dürfte. Bis jetzt wurde der gesamte Hals und Nasenbereich eher großflächig bestrahlt. Ab nächster Woche nur mehr der Bereich in dem sich der Tumor befindet, das heist, daß die gleiche Strahlenmenge von 2 Gray nur mehr auf den Tumor ausgerichtet ist. Dann muß er endgültig daran glauben. Die Strategie ist ja unglaublich ausgetüftelt. Die Maske wurde mir aufgsetzt und schon entstandeen die ersten Bilder in meinem Kopf. Lisa und ich waren gerade in Bologna gelandet.Es war Donnerstag Abend und wir wollten ein verlängertes Wochenende in Anghiari verbringen. Am Freitag um 8Uhr morgens hatte ich einen Termin beim Bauamt in Arezzo. Es ging darum wie und ob wir unsere Ruine in den Bergen oberhalb von Arezzo wieder aufbauen dürften. Wir hatten kurzerhand, statt uns ein neues Auto zu kaufen, an einem fast unzugänglichen Platz in den Bergen zwischen Anghiari und Arezzo eine Ruine gekauft, ohne die Sicherheit zu haben, daß wir eine Baugenehmigung bekommen würden. Wir waren pünktlich gelandet und nahmen ein Taxi zum Hauptbahnhof. Wir mußten noch Geld vom Bankomat abheben und die Fahrkarten kaufen. Am Bahnhof angekommen, viel uns gleich auf, daß irgendwas nicht stimmte. Tatsächlich, es war mal wieder Zugstreik. Da hätten wir uns nicht so beeilen müssen, denn jetzt kann es länger dauern bis daß ein Zug nach Arezzo fahren würde. Wir müßten wahrscheinlich in einem Hotel übernachten und dann morgen um 4 Uhr früh einen Zug nach Arezzo nehmen um pünktlich zum Termin zu erscheinen. Wir gingen von Hotel zu Hotel in Bahnhofsnähe, um nach einem Zimmer zu fragen. Doch das hatten viele Reisende vor uns auch schon getan. Es war kein Zimmer aufzutreiben. Was blieb uns denn anderes übrig als auf den Bahnhof zurückzugehen um zu schauen wann eventuel ein Zug nach Firenze gehen würde um unser Glück dann dort zu versuchen. Erst gegen Mitternacht fuhr ein Zug nach Firenze. Das wars, Anschluß nach Arezzo gab es keinen mehr. Wir machten das beste daraus, gingen in ein Restaurant zum Abendessen um dann auf den Zug zu warten. Der kam dann auch tatsächlich. Er war nicht gerade voll. Wer wollte denn schon um Mitternacht nach Firenze Campo di Marte? Gegen halb zwei Uhr Morgens kamen wir in Firenze an. Jetzt ein Hotel zu suchen machte auch keinen Sinn, der Zug nach Arezzo war für ungefähr 5 Uhr vorgesehen. Die Bahnhofshalle war noch ziemlich voll, die Warteraüme ebenso. Es war jedoch noch angenehm warm und es gab auf den etwas entfernten Bahsteigen noch ein paar Bänke. Wir verwendeten die Reisetaschen als Kopfkissen und legten uns engumschlungen auf die Waretbank. Wir mußten uns aneinander festhalten um nicht runterzufallen. Da wir schon sehr müde waren vielen wir beide in Schlaf. Wir hatten tatsächlich 3 Stunden geschlafen. Geweckt wurden wir von einem Verkäufer der brüllte: Caffé espresso Coca Colaaa. Caffé das war das Stichwort für Lisa, sie winkte ihn zu uns herüber. Welch ein Luxus, wir bekamen das Frühstück ans Bett serviert! Wir fühlten uns super! Vielleicht noch nicht ganz ausgeschlafen, doch ein angenehmes Gefühl im Bauch. Nach dem Café und Briosh kam dann auch der Zug. Alles ging gut, ich präsentierte mich frisch geduscht und neu eingekleidet auf dem Bauamt der Gemeinde Arezzo. Dort angekommen, wurde ich aber bitter enttäuscht. Der Beamte hatte den Termin einfach abgesagt und ich sollte im Sekretariat doch nach einem neuen Termin fragen. Die Bestrahlung war zu ende, ging relatif schnell, nur so um die 20 Minuten. Zurück im Zimmer wurde ich an Vorwässerung, 2 Liter Flüssigkeit und dann an die Chemo gehängt. Nach der Chemo sind wieder zwei Liter Flüssigkeit zum durchspülen der Nieren angesagt. Das übliche Fitness Programm, alle viertel Stunde aufstehen um auf die Toilette zu gehen.