Dienstag, 9. September 2008

25. Bestrahlung

Da warens nur noch Zehn! Das Tief ist überwunden, ab jetzt geht es bergauf. Am Camino hatte ich mein Tief in Leon. Mein Auge hatte sich wieder erholt und ich habe früh Morgens die Herberge verlassen um meinen Camino fortzusetzten. Der Weg bis zum Stadtende von Leon war zwar niht aufregend, dennoch gab es Lichtblicke wie zum Beispiel ein wunderschöner Regenbogen mitten in der Stadt. Es gab diesmal zwei Varianten des Camino, eine kürzere entlang der Straße oder eine längere. Ich entschied mich für die Längere. Immer wieder begegnete ich Antonio und Ambra aus Padova. Auch sie wollten nach Villar de Mazarife. Allerdings war ich etwas schneller und so verlor ich sie bald aus den Augen. Ein Pilger aus Polen holte mich immer wieder ein, bis er dann schon weit voraus war. Also ging ich den größten Teil des Weges allein. Erst kurz vor Villar begegnete ich Uwe. Er hatte mal wieder im Parador übernachtet, und der Parador in Leon ist wirklich ein Kunstwerk. Hier werden Staatsgäste beherbergt. Ich entschied mich für die erste Herberge im Ort, den Albergue de Pellegrinos San Antonio de Padova. Ich nahm an, daß auch Antonio und Ambra herher kommen würden. Antonio hatte von mir sowieso den Spitznamen San Antonio di Padova bekommen.Also der durfte hier wirklich nicht fehlen. Er und Ambra bekamen sogar ein Doppelzimmer. Es kamen keine weiteren Pilger und so blieb der Schlafsaal fast leer. Der Pole, ein Österreicher und ich. Am Abend gab es Paella vegetariana. Ich habe in meinem Leben noch nie eine so gute Paella gegessen. Wir waren nur fünf Pilger insgesamt. Die Köchin hat mit uns gegessen und vom Albergiero erzählt. Wie er das erste Mal in Villar de Manzarife war, auf seinem ersten Camino, gab es noch kein einziges Albergue und er wurde von der Bevölkerung abgewiesen. Die meisten Pilger gingen der Straße entlang und die Bevölkerung war nicht neugierig die Pilger hierzuhaben. Dieser Camino hat das Leben des Albergiero so sehr verändert, daß er Beruf geändert hat und versprochen hat nach Villar zurückzukommen um dort ein Albergue zu errichten. Das Resultat kann sich sehen lassen. Das schönste Albergue am ganzen Camino!! Das Frühstück am nächsten Morgen überschlug alle Erwartungen. Die Köchin, die aus Madrid kommt und sehr stolz darauf ist, machte Churos. Hausgemachte Churos! Und warme Schokolade! Was für Überraschung! Kurz vor der Bestrahlung kam es zu einer beinahe Katastrophe. Ich war gestern von den Medikamenten etwas verwirrt und habe meine Zahnschutzschiene, die ich wärend der Bestrahlung tragen mußte etwas unachtsam in ein Papiertaschentuch getan, ich wollte sie später reinigen und dann in die dafür vorgesehene Schachtel geben. Doch ich kam nicht mehr dazu. Heute morgen habe ich dann nicht mehr daran gedacht und die Zahnschiene zusammen mit anderen Papertaschentchern in den Müll geworfen. Wie ich zur Bestrahlung gehen wollte fand ich die Zahnschiene nicht mehr! Panik! Ohne Zahnschiene keine Bestrahlung. Eine neue anzufertigen dauert eine Woche. Eine Verzögerung von einer Woche, wegen einer Unachtsamkeit!! Am Gang traf ich die Aufräumerin und erklärte es ihr. Sie meinte die Putzfrau habe schon fertig und der Müll sei schon weggebracht. Keine Hoffnung mehr!! Da ging die Tür auf, die Putzfrau ging gerade vorbei. Die Aufräumerin rief ihr zu wo der Müll sei. Ich lief gleich hin, der Müll war schon weg. Die Putzfrau ging jedoch in den Müllraum, fand ihren letzten großen Sack, der mit Müllbeuteln gefüllt war. Wir hatten solches Glück, ich fand die Zahnschiene wieder, im zweiten Müllsack. Ich habe gleich die Putzfrau umarmt!!! Während der Bestrahlung war zwar Villar de Manzarife present, doch die Begebenheit mit der Putzfrau im Müllraum stellte alles in den Schatten. Bei so viel Glück im Unglück muß ich wohl ein echter Glückspilz sein.