Dienstag, 26. August 2008

16. Tag der Bestrahlung 4te Chemo

Heute ging alles wieder besser. Ich habe einfach akzeptiert, daß mein Magen gestern rebelliert hat und alles retour geschickt hat. Das muß ich ihm auch mal gönnen, bei der Behandlung die ihm ständig wiederfährt. Heute haben wir (mein Magen und ich) mit Kamillentee begonnen und er hat sich wieder beruhigt.Gegen Mittag gab's dann Cysplatin (Chemo) und eine Antikotztablette. Da habe ich ihn wohl enttäuscht. Dennoch hat er nicht mehr beleidigt reagiert, wahrscheinlich wegen der Tablette. Gleich darauf, ich hang noch an der Chemoinfusion mußte ich zur Strahlentherapie. Heute Morgen habe ich im blog von Gabareta http://gaba-ultramind.blogspot.com/ über Wurzeln und Flügel gelesen und mich an meine Wurzeln erinnert, die in Südtirol einen festen Halt gefunden hatten. Während der Strahlentherapie kamen dann einige Bilder von Südtirol auf und eine Szene wurde sehr konkret. Ich fuhr ins Martelltal (Seitental des Vinschgaus) um einen Fehrnseher auf einen der entlegensten Bergbauernhöfe Südtirols zu bringen. Es gab keine Straße dorthin. Der Bauer wartete dort wo die Straße zu Ende war. Er hatte eine Kraxn auf den wir den Fernseher luden. Ich trug meinen Werkzeugkoffer, einen Antennenmast und und drei Richtantennen. Jetzt durfte ich natürlich nichts vergessen. Es war ein Fußmarch von mindestens zwei Stunden. Die Familie begrüßte mich überaus freundlich. Der Bauer erklärte mir, daß sein Nachbar bereits einen Fernseher habe und daß jetzt seine Kinder dauernt beim Nachbar sind. Deswegen war ihm lieber, die Kinder würden wieder zurück in die eigene Stube kommen. Deshalb der Fehrseher, der gleich unter dem Hergott hingestellt wurde. Das Montieren des Antennenmast war nicht gerade einfach, man mußte mit viel Schnee und sehr starkem Wind rechnen. Zu Mittag war ich dann soweit mit dem Mast. Dann wurde ich wie selbstverstädlich zum Mittagessen gerufen. Der Bauer begann das Tischgebet zu sprechen, betete einen Vaterunser und auch noch ein Gegrüßt seist Du Maria bis wir endlich mit dem Essen beginnen konnten. Nach dem Essen wurde dann das Dankgebet gesprochen. Bei mir zu Hause wurde maximal noch ein ganz kurzes Tischgebet gesprochen und oft wurde sogar auf das verzichtet. Dann ging's wieder an die Arbeit. Ich montierte die Richtantennen, die Frequenzweiche und schloss das Antennekabel an. Es mußte noch bis in die getäfelte Stube durchgeführt werden. Zum Glück hatte ich an alles gedacht, der Holzbohrer war lang genug und das Kabel konnte verlegt werden. Dann kam der spannende Augenblick. Jetzt mußte der Fernseher funktionieren sonst müßte ich nochmal den Weg machen. Alles ging glatt, alle Programme funktionierten, die Kinder waren total glücklich, sie sagten daß er sogar noch besser funktionierte als beim Nachbarn. Ich konnte mich also verabschieden und zum Auto zurücklaufen bevor es Dunkel wurde. Ein zwar anstrengender Tag, dennoch war ich voller Stolz es geschafft zu haben. Die Maske wurde mir abgenommen, die Prozedur war vorbei. Man teilte mir noch mit, daß ich um 3 Uhr noch mal vorbeikommen sollte, da neue Felder aufgezeichnet werden sollten. Lisa kam gegen 2 Uhr. Sie brachte eine tragbaren DVD Spieler mit, wir wollten nach der Behandlung, ich vermutete, daß es etwa eine halbe Stunde dauern würde, eine Film anschauen, den sie ausgelihen hatte. Die Chemo lief noch immer als ich um 3Uhr im Warteraum saß.Es gab ein paar Zeitschrifen und ich laß im Vanityfair einen Artikel über Georg Kofler, den ich noch vom Studium in Wien kannte. Wir trafen uns dort bei der Südtiroler Hochschülerschaft, wo er als Kassier tätig war. Inzwischen hat er es zum mehrfachen Millionär gebracht. Er hatte sein neuestes Projekt in einem Münchner Nobelhotel vorgestellt, wie man durch Energieeinsparen Geld verdient. Das lag genau auf meiner Linie. Den Artikel hatte ich längst fertig, man teilte mir mit, daß es noch ein Weilchen dauern würde. Zum Glück lag noch die Zeitschrift Merian da, in der es ausschließlich um Südtirol ging. Einen Artikel über das Zusammenleben der Volksgruppen in der Hauptstadt Bozen erlangte meine Aufmerksamkeit. Er war sehr persönlich geschrieben und handelte von einem jungen Südtiroler der beschrieb wie sie als Kinder mit den Italienern immer gstritten hatten. Die Bahn war die Grenze zwichen den Territorien. Er schrieb über Faschismuß und Nationalismuß, wurde dann ganz Persönlich und beschrieb seie erste Liebe. Er hatte sie im Lido (Schwimmbad) kennengelernt, sie war Italienerin und ungeheuer attraktiv. Er meinte unter den Deutschsprachigen hätte er niemals eine solch Schönheit finden können. Endlich war die Wartezeit um und ich wurde in den den Behandlungssaal gerufen. Mir war nämlich schon Kotzübel von der Chemo an der ich nach wie vor hing. Ich dachte mir schon, daß jetzt mein Durchhaltevermögen auf eine sehr harte Probe gestellt werden würde. Die Maske wurde aufgesetzt und angeschnallt auf dem Behandlungstisch wollte ich mich nicht einfach dem Schicksal ergeben, sondern driftete ab in die Südtiroler Vergangeit. jetzt mußten kräftige Eindrücke her. Meine erste Liebe war ein guter Anhaltspunkt. Alle Szenen davon kamen mir durch den Sinn. Das Kennenlernen im Lido,die zärtlichen Berührungen, das Spazieren auf der Promenade. Dennoch war die Prozedur noch immer nicht zu Ende. Es mußten immer wieder neue Striche gezeichnet werden. Und mir war zum Kotzen, konnte es jedoch nicht da ja der Mund unter der Maske geschlossen war. Ich dachte an einen sehr steilen Aufstieg auf einem Klettersteig, aufgeben war einfach unmöglich, ich mußte den Gipfel erreichen. Um 16:30 war die Prozedur zu Ende und ich konnte endlich Aufatmen. Ich mußte sofort ins Freie. So schlecht war mir noch nie. Lisa mußte ich enttäuschen da ich einfach nicht in der Lage war mit ihr die DVD anzusehen. Jetzt konnte mich nur noch das blog schreiben motivieren. Das war auch nicht einfach, da jetzt die Entwässerung einsetzte und ich alle 10 Minuten zum Pinkeln aufstehen mußte. Der Standartspruch der Krankenschwestern: Infusion mit gratis Fitnessprogramm. Ich bedankte mich noch bei meinen Nieren, die unermüdlich die Gifte aus dem Körper spülten und versprach ihnen, daß dies entgültig die letzte Chemo sei.