Donnerstag, 21. August 2008

13. Tag der Bestrahlung

Heute ist wieder mal ein Bild vom Camino dran. Es hat die ganze Zeit schon geregnet, in Santiago hatten wir zwar die Campostella übereicht bekommen, doch länger aufhalten wollten wir uns nicht. Wir sind wieder aufgebrochen und so glücklich wieder auf dem Weg zu sein, mit all den Unannehmlichkeiten und Überraschungen, die das Leben so zu bieten hat. Das Kennenlerner anderer Pilger, die auch das selbe Ziel haben ist immer spannend. Der Weg aus Santiago heraus war nicht ganz so einfach, erstens weil es geregnet hat und man dadurch die gelben Pfeile nicht sah, andererseits da meine Brille kaputt war und ich mit einer Ersatzbrille behelfen mußte, die schon lange nicht mehr meiner Sehschärfe entsprach. Eine deutsche Pilgerin hatte die selben Probleme und wir sprachen über die Markierungen auf dem Weg nach Finisterre. Sie sagte, daß sie gehört hätte man würde die Pilger absichtlich mit falschen gelben Pfeilen in die Irre führen. So schlimm konnte das nun auch wieder nicht sein, dachte ich mir, und daß die Deutschen halt immer alles besser wissen. Die Pfeile waren alle vorbildlich, nicht nur das, es gab sogar noch was Zusätzlich, jemand hatte einen süßen kleinen Teddybären auf den Markierstein gesetzt. Als ich ein paar Stunden später wieder die deutsche Pilgerin traf, entschuldigte sie sich bei mir und meinte, daß das mit den absichtlich falsch gelegten Pfeilen wohl nicht stimmen würde. Sie war wirklich nett und erzählte von ihrer spanischen Großmutter von der sie Spanisch gelernt hatte. Mit LeeAnne hat ich abgesprochen, daß wir uns auf dem Weg nach Finisterre nur auf Spanisch unterhalten würden, was die Kommunikation zwar stark einschränkte, dennoch aber von Vorteil ist, da wir uns so auf das wesentliche konzentrierten. Also, dieses Bild hatte ich vor den Augen, wärend ich mal wieder am Bestrahlungsapparat angeschnallt war. Nach der Bestrahlung mußte ich noch auf das Rezept für die Energiedrinks warten und saß wieder mal im Warteraum. Ein Ehepaar setzte sich zu mir. Das Warten hat immer so was zermürbendes, die Frau neben mir begann sich zu beklagen, daß die Bilder im Warteraum alle schief hängen würden. Man konnte es genau sehen, da die Wände mit quadratischen Mosaikfließen von 3X3 cm gefließt waren und man, angenommen, daß Fugen horizontal und vertikal verlaufen, genau sehen konnte, wann ein Bild schief hing. Ich stand auf, ging auf die Bilder zu und drehte die Bilder bis die Frau mit der Lage der Bilder zufrieden war. Nachher sprach sie über das Putzpersonal, das beim Abstauben der Bilder eben nicht daruaf achtete, daß die Bilder gerade hingen. Was für Probleme manche Leute haben, die doch so einfach zu lösen sind. Am Nachmittag, Zuhause, da hab ich mich ja richtig provozieren lassen. Andy, mein Nachbar kam mit Lisa zur Tür rein, Hektor, der Hund des Nachbarn war auch dabei. Das erste was Hektor tat war an mein Bett zu pinkeln. Andy riss als erstes ohne zu fragen mal die Balkontür auf und meinte, daß da mal frische Luft rein müsse. Das alles irritierte mich zwar etwas, aber was solls, Hunde sind halt so, dachte ich und daß frische Luft notwendig war sah ich ja auch ein. Dann kam die Sprache über das Trinken. Lisa machte sich Sorgen, daß ich zuwenig trinken würde. Ich erklärte, wie schwierig es ist auch nur einen Schluck zu trinken. Andy baute sich vor mir auf um zu sagen, daß der Mensch drei Liter Wasser pro Tag trinken muß, Lisa holte eine Tasse Wasser und beide standen drohend vor mir, was für eine Szene. Du mußt jetzt trinken, wir gehen sonst nicht weg, sagte Andy. Das war mir entgültig zuviel. Ich konterte daß ich trinken würde wann es mir passt und daß ich beide rausschmeissen würde wenn sie sich länger so aufführen würden. Andy konterte "so viel Energie hast noch". Dann versuchte ich zu erklären, wie ich das mit dem trinken machen würde und versuchte Andy in meine Lage zu versetzten. Es gelang ihm absolut nicht sich in meine Lage zu versetzten, mich ärgerte das und so sagte ich ihm das Unglaubliche: "Ich wünschte, Du wärst in meiner Lage, dann wüsstest Du wie das ist, wenn Du nicht trinken kannst". Hui, das war aber ein böser Wunsch! Andy schaute versteinert und sagte, so was solle man seinen Mitmenschen auf keinen Fall wünschen. OK, ich bin zu weit gegangen! Ich habe mich mal wieder provozieren lassen.Nachdem dann wieder Ruhe eingekehrt war, machte ich einen Salbeitee und trank die Tasse in sehr kleinen Schlucken aus. Später noch eine Tasse Kamillentee und der Energietrink, das mußte als Flüssigkeitszufuhr für den Nachmittag reichen. Vielleicht gehts morgen besser mit dem trinken.