Freitag, 29. August 2008

19. Tag der Bestrahlung

Gestern bekam ich von LeeAnne folgende e-mail, die ich zum Teil hier wiedergeben möchte: So, I don't have a Camino image for you, but I do have one that is associated with the Camino. It might be a nice thing for you to contemplate during your treatment. On the Camino you told me the story of how you and your sister and a few neighbourhood kids went to the alm to collect cheese. It is such a nice image, and it has stuck with me. Would that be nice to meditate on? I'm sure you can pull some lessons from it, that have shaped you in your later life, such as a streak of independance from a young age and a sense of adventure, as well as a love for the outdoors and agricultural life, and companionship. I'm sure their are many more. Good luck with your next treatment. Your friend, LeeAnne Ich kann mich nicht erinnern warum ich LeeAnne von der Alm erzählt habe, aber wenn man 900Km gemeinsam läuft gibt es halt einiges zu erzählen. Nur zu gerne verwendete ich diese Anregung bei der heutigen Bestrahlung. Also, es war in meiner Volksschulzeit, ich kann mich nicht genau erinnern wie alt ich war, doch höchstens 11. Meine Schwester war 10 Jahre. Mein Schulfreund der Heinzi war gleich alt wie ich, seine Schwester, die Emma, ein Jahr älter. Dann war noch Klaus, der Bruder von Heinzi, der älteste von uns, er wahr wohl 13 oder gar 14. Dann war noch der Peter und der Hubert, auch so in unserem Alter. Heinzis Eltern hatten einen Bauernhof, auf dem wir zur Miete gewohnt hatten bis ich sechs Jahre alt war. Deshalb waren wir uns alle bestens vertraut. Im Sommer waren die Kühe auf der Alm, so gab es etwas weniger Arbeit am Hof und Futter konnte eingespart werden. Ab und zu mußte der Bauer oder die Kinder auf die Alm um Käse abzuholen. Klaus wurde mit der Verantwortung beauftragt, den Käse zu holen und sollte uns Kinder mitnehmen, Beim Tragen sollten wir dann behilflich sein. Es war vorhergesehen, daß wir drei Tage unterwegs waren. Zwei Tage bis hin zur Alm, da der Aufstieg ziemich steil ist, und einen Tag zum zurückgehen. Auf einem Bergbauernhof, auf halb Weg zur Alm, sollten wir übernachten. Nachdem wir vom Bauern gute Ratschläge bekommen hatten und jeder versprochen hatte dem Klaus zu folgen, ging es los. Es war damals nichts ungewöhnliches 6 Kinder alleine loszuschicken. Der Klaus kannte ja den Weg.Die Kinder wurden so zu Selbsständigkeit und Verantwortung erzogen, und das konnte man nicht früh genug lernen. Als erstes kamen wir bei der Huttelmimi vorbei, eine Außenseiterin im Dorf. Sie wohnte ganz allein oben auf dem Berg. Man sagte, daß sie Schlangen als Haustiere halte. Mit etwas Gruseln und neugierigem Blick nach Schlangen gingen wir an ihrem Haus vorbei. Dann ging der Weg duch das Doktors Waldele. Ein Arzt hatte den kahlen Berghang wieder aufforsten lassen. Gegen Abend waren wir dann in Talatsch wo wir übernachten sollten. Der Bauer fragte jedes Kind wem es gehöre. Dann wurden die Buben in die Bubenkammer geschickt. Zum Leidwesen von Gaby, sie hatte für Mädchen unüblich kurze Haare, wurde sie auch in die Bubenkammer geschickt, woraufhin sie sich wehrte und sagte, daß sie doch en Mädchen sei. Dann wurde sie mit Emma zusammen in die Mädchenkammer geschickt. Der nächste Tag war einfach, wir hatten ja den Aufstieg schon hinter uns, es ging dann das Tal entlang bis zur Alm. Wir hatten wunderschönes Wetter und erreichten die Alm noch am Vormittag. Klaus erklärte warum wir hier seien und daß wir morgen mit dem Käse zurück ins Dorf wollten. Den Nachmittag vergnügten wir uns auf dem Blechdach des Stalles von dem man am Hosenboden runterrutschen konnte. Daß jeder Bub Lederhosen trug, versteht sich von selbst. Diesmal übernachteten wir alle im gleichen Raum. Am nächsten Tag, auf dem Zurückweg, der sehr steil war, passierte dem Heinzi noch ein kleines Missgeschick. Sein Käselaib machte sich selbstständig und kollerte den Weg hinunter. Zum Glück wurde er durch einen Stein gebremst, und legte sich auf die Flachseite. Sonst hätte es sicher Zuhause Probleme gegeben . Mit diesen Bildern im Kopf ging es heute zur Bestrahlung. Es dauerte etwas länger, da es Probleme mit der Maske gab, ich war jedoch genug entspannt um nicht zu beunruhigen. Nach der Bestrahlung bekam ich dann Besuch von Ingrid, Liviu und Rainer. Es war schön mit ihnen im Park spazieren zu gehen und mit ihnen über ganz normale Dinge zu reden. Ausser Essen!!!Sie haben mich für den Rest der Zeit im Krankenhaus mit Filmen versorgt. Zwei Taschen voll. Die Arztvisite war lustig heute. Wie der Chefarzt herein kam hat er mich auf Italienisch begrüßt. Ich habe das Gespräch dann auf Italienisch fortgesetzt. Sein Italienisch ist besser als meins und er erkannte sofort meinen Südtiroler Akzent. Dann erzählte er, über sein Medizinstudium in Padova und seinen Erfahrungen mit den Südtirolern. Über ärztliche Themen wurde diesmal überhaupt nicht gesprochen.