Montag, 1. September 2008

20. Tag der Bestrahlung

Gestern hat Markus bei mir angerufen, er war gerade aus Indien zurück. Heute waren meine Gedanken auf Südindien ausgerichtet. Auf meinem Notebook fand ich dann auch meine Aufzeichnungen die ich in Südindien gemacht hatte. Ich habe sie kurzerhand auf den blog kopiert: Ich wartete auf einen Bus nach Mysore. Der Bus schaute von außen recht schick aus im Vergleich zu den Bussen mit Gittern statt Fenster. Viel bequemer war er jedoch nicht. Es waren noch zwei Deutsche im Bus die nach Mysore wollten. Bis Mysore waren es 14 Stunden, da kann man schon mürbe werden bei den vielen Schlaglöchern und dem indischen Fahrstiel. Bis Udupi waren es knapp 5 Stunden. Warum wollte ich denn nach Udupi? Das erste Mal hörte ich den Namen Udupi vor zwanzig Jahren, als ich Markus in Bangalore besuchte. Er war von Udupi nach Chennai, damals hieß es noch Madras, unterwegs. In Bangalore hatte er gerade einen Zwischenstopp gemacht und musste auch gleich weiter. Ich hatte einen Tag zuvor in Mahabalipuram einen Bus nach Bangalore gesehen. Mir viel ein, dass ich vor einigen Jahren von Markus eine Adresse in Bangalore bekommen hatte und war mir plötzlich ganz sicher, dass ich Markus in Bangalore treffen würde. Ich fragte den Fahrer wann er denn nach Bangalore fahren würde. Um 8 Uhr abends würde er abfahren und dann am nächsten Tag um 7 Uhr in Bangalore ankommen. Ich hatte zwar gerade meine Wäsche gewaschen und ein angenehmes Zimmer in einem Guesthouse bekommen, doch wenn ich fahren wollte so musste es gleich sein. Ich entschloss mich also zu fahren. Am nächsten Tag, so gegen zehn war ich vor der gesuchten Adresse. Ich erkannte sofort dem Markus seine Schuhe vor der Tür. Markus und ich stammen beide von einem Dorf in Südtirol. Er hat eine Ausbildung als Meditationslehrer gemacht und unterrichtet Meditation in Indien. Die Birkenstock Schuhe haben seine Südtiroler Herkunft verraten. Markus war nicht wenig überrascht als er mich sah und sagte mir dass er am Nachmittag gleich weiter nach Madras müsste. Ich sollte jedoch nach Udupi fahren, er würde dann in einer Woche nachkommen. Die Wäsche die ich noch feucht eingepackt hatte musste ich sofort auspacken, sie hat schon ziemlich gestunken und noch einmal waschen. Ich konnte auf jeden Fall noch einen Tag bleiben. Es war kurz vor Weihnachten. Alle Busse nach Udupi waren ausgebucht. Es war unmöglich in den nächsten Tagen nach Udupi zu kommen. Die einzige Bestimmung für die es noch eine Fahrkarte gab war Pondicherry. Pondicherry liegt zwar auf der entgegengesetzten Küste von Indien, interessierte mich jedoch, da ich nach Auroville wollte, das ungefähr zehn Kilometer davon entfernt ist. Irgendwann später wollte ich dann nach Kanniyakumari, das an der südlichsten Spitze von Indien liegt und dann weiter über Trivandrum nach Cochin. Damals bin ich nur mehr bis Trivandrum gekommen. Mein Visa war abgelaufen und ich hatte Schwierigkeiten mit den korrupten Beamten. Ich bin damals von Trivandrum nach Sri Lanka geflogen und nicht mehr nach Indien zurückgekommen. Es hat dann 20 Jahre gedauert bis ich wieder nach Indien kam. Da Udupi auf der Strecke nach Cochin war, so wollte ich es mir mindestens ansehen. Das war also der Grund warum ich in Udupi Halt machen wollte. Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang über einer Salzgewinnungsanlage, die in viele Rechtecke eingeteilt war, welche unterschiedlich im Sonnenlicht glitzerten, ging es an Bauernhäusern vorbei. Immer wieder kamen Brücken, die entweder über einen großen Fluss führten oder über eine Meeresbucht. Die fünf Stunden nach Mysore vergingen relativ schnell. Ich stieg mit gemischten Gefühlen in Udupi aus, es war kein Ort in dem sich Touristen aufhalten. Als erstes war ein Hotel gefragt um mein Gepäck loszuwerden. Es gab eines gleich neben der Bushaltestelle das relativ schick aussah, der Preis von 200 Rupien passte auch in mein Budget. Ich bekam sogar die Zeitung aufs Zimmer. Da es gerade Mittag war suchte ich ein Restaurant auf das sich im gleichen Gebäude wie das Hotel befand. Das Essen schmeckte ausgezeichnet. Fast nicht zu glauben wie schmackhaft Reis und Gemüse werden kann wenn sie gekonnt, mit den richtigen Gewürzen zubereitet werden. Nach dem Essen ruhte ich mich noch etwas aus um dann den Tempel aufzusuchen. Hinter dem Tempel war ein großer Busparkplatz wo einige Schulklassen ausstiegen. Erst umrundete ich den Tempel und kam dann im Kuhstall an. Krishna, dem der Tempel geweiht ist hat ein besonderes Verhältnis zu den Kühen. Ich kann mich nur noch an Krishnas Gespielinnen erinnern die Kuhhirten waren. Endlich entschloss ich mich die Schuhe auszuziehen und den Tempel zu betreten. Irgendwie kam ich mich verloren vor, zwischen all den Schulklassen. Als die Kinder dann mit den Glocken zu bimmeln begannen war es mir eindeutig zuviel. Ich suchte so schnell wie möglich den Ausgang. Auf dem Weg zurück zum Hotel kam ich bei einem Travel Agent für Busreisen vorbei. Ich überlegte mir ob ich nicht gleich heute Abend weiter nach Mysore fahren sollte. Leider gab es keinen Sleeper mehr, nur noch Sitzplätze und von den Sitzplätzen noch einen einzigen. Eigenartig, der Travel Agent bestellte gleich zwei Chai. Beide Tassen standen auf dem Tisch, wahrscheinlich war einer für mich dachte ich noch. Inzwischen bestätigte ich dem Agent, dass ich den letzten Sitz nehmen würde. Er telefonierte und füllte eine Bestätigung aus. Dann deutete er auf seine Augen und auf meine Augen und meinte, dass wir ähnliche Augen hätten. Auch unsere Hautfarbe sei nicht so unterschiedlich. Ja mir viel jetzt auch auf, dass er etwas hellheutiger war als die Inder im Allgemeinen. Dann zeigte er mir seine Brahmanenschnur und erklärte dass der von der Chitpavana Brahmin Kaste sei. Er erzählte, dass sowohl seine Vorfahren als auch meine Vorfahren aus der Steppe Zentralrusslands stammten. Seine Vorfahren seien dann Richtung Industal gewandert und meine Vorfahren Richtung Europa. Damit seine Vorfahren sich nicht mit der dunkelhäutigen einheimischen Bevölkerung vermischen würde hätte es ganz strikte Regeln gegeben die bis heute im Kastenwesen eingehalten werden. Sieht man sich jedoch in Indien um, so fällt auf, dass die meisten Menschen eher dunkelhäutig als hellhäutig sind und somit allen Regeln zum Trotz eine Vermischung zwischen der ursprünglichen Bevölkerung und der Eingewanderten stattgefunden haben muss. Jetzt bekam ich den Chai angeboten. Ich bedankte mich für den Chai und das interessante Gespräch und ging wieder zum Hotel zurück. Ich hatte noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt des Busses. Einerseits wollte ich mich noch im Hotel ausruhen, wenn ich schon das Hotel nur für Tagsüber genommen hatte, anderseits wollte ich gerne noch in einen Internetshop da ich mich so sehr daran gewöhnt hatte jeden Tag meine Mail zu lesen und zu beantworten. Da kam gerade ein europäisch aussehender Herr vorbei der vielleicht den gleichen Weg wie ich hatte. Genau , als ich ihn fragte ob er wüsste wo ein Internet shop war meinte er dass er auf dem Weg dorthin war und er dann später den Bus nach Mysore nähme. Er war zwar furchtbar arrogant, so kam es mir zumindest vor. Bis jetzt hatte mich noch nie jemand auf der Reise nach den ersten zwei Worten die Frage gestellt was ich beruflich tun würde. Ich lies mich zum Internetshop führen. Später würde ich ihn ja dann bei der Abfahrt des Busses wieder sehen. Wie wir dann auf den Bus warteten stellte ich ihm die Frage ob er etwas über die Chitpavan Brahmin Kaste wisse. Ich erklärte kurz dass die Angehörigen dieser Kaste stolz darauf seien sich nicht mit der einheimischen Bevölkerung vermischt zu haben. Dann kam er auf Deutschland zu sprechen, dass Deutschland von Ausländern unterwandert würde. Ich hätte mich mit ihm wunderbar streiten können hatte jedoch keine Lust dazu. Viel Schlaf fand ich diese Nacht nicht. Die Straße nach Mysore hatte besonders viele Schlaglöcher. Um 7 Uhr früh kam der Bus in Mysore an. Nach dem Aussteigen kam wie üblich ein ganzer Schwarm Taxifahrer der sich um die Passagiere stritt. Dem ersten Ansturm entkam ich da ich mir besonders viel Zeit beim Aussteigen lies. Der Taxifahrer wollte mich in ein Hotel seiner Wahl bringen. Ich wollte mich nicht auf seine Wahl verlassen und wählte das Hotel Ritz aus dem Reiseführer aus. Eins der vier Zimmer war gerade nicht belegt und so konnte ich mich gleich noch schlafen legen. Als ich dann so gegen 11 Uhr mich nach einem Frühstück umschaute war ich nicht der einzige. Eine junge Frau wartete auch auf das Frühstück.. Neben ihr lag ein Buch, von den Schriftzeichen erkannte ich sofort dass es Hebräisch war. Es war leicht mit ihr ins Gespräch zu kommen. Dann kam vom Zimmer nebenan noch eine junge Frau. Sie schien es eilig zu haben, wechselte jedoch noch ein paar Worte mit uns. Sie erzählte dass sie schon 8 Jahre in Indien unterwegs sei und von den Nilgiri Blue Mountains die alle zwanzig Jahre blau werden. Jetzt sei es wieder so weit und wir sollten uns das Schauspiel unbedingt anschauen. Sie erwähnte ein Guesthouse, die Wildhaven farm, mitten in den Blue Mountains. Sie schrieb mir noch die Adresse auf und weg war sie. Dann war da noch ein Schweizer, Marcel. Auch er war schon einige Jahre in Indien und Nepal unterwegs. Die Israelin hatte bestimmt nicht minder Erfahrung im Reisen. Marcel fragte was ich heute unternehmen wollte. Ich wollte jedenfalls zum Chamundi Hill, aber vorher wollte ich mich noch in der Stadt umsehen. Der Busbahnhof wo ich gestern angekommen bin war leicht wieder zu finden. Ich wusste allerdings nicht wohin die Reise weiter gehen sollte. Also ging ich mal auf gut Glück weiter. Zum Zugbahnhof war es weiter als ich dachte und so nahm ich mir doch noch ein Taxi. Doch auch dort hatte ich keine Eingebung wie es weiter gehen sollte. Es gab noch den Palast des Maharadschas, den ich mir anschauen wollte. Inzwischen hatte ich etwas Hunger bekommen. An der Straßenecke gab es ein Restaurant. Ich probierte hauchdünne Reisfladen mit Shambal. Den Palast des Maharadschas sah ich jedoch nur vom Hintereingang. Vor dass ich noch ins Hotel ging wollte ich mir noch einen Internetshop suchen und auch telefonieren. Es war einfach zu finden, gleich um die Ecke vom Ritz. Jetzt hatte ich gerade noch Zeit zum Chamundi Hill zu fahren. Marcel und die Israelin wollten mit dem Bus hinfahren. Den zu suchen war mir jedoch zu mühselig und so ging ich zum Prepaid Taxistand. Ich handelte mir eine Taxifahrt zum Fuß des Hill aus von wo ich dann zu Fuß hinaufgehen wollte. Es seien 1000 Stufen, das traute ich mir leicht zu. Nur die Taxifahrer wollten mir davon abraten, da es eine Straße zum Tempel oben auf dem Hügel gab. Es war schon später Nachmittag und darum nicht mehr so heiß. Dennoch kam ich ganz schön ins schwitzen. Es ging beim Nandi vorbei, ein riesiger schwarzer Stier. Dauernd wurde ich angequatscht wegen Bakschisch. Es war gar nicht so einfach die Bettler und Kinder loszuwerden. Egal was ich machte, wenn ich ihnen nichts gab, fand ich es nicht richtig und wenn ich ihnen etwas gab genauso falsch. Es war ein Dilemma. Oben beim Tempel habe ich dann Marcel und Naama, die Israelin getroffen. Naama wurde von einer alten Frau angequatscht die Geld wollte um sich etwas zum Essen zu kaufen. Es wäre allerdings erniedrigend gewesen das Geld anzunehmen. Naama jedoch fragte die Frau ob sie ein Foto machen dürfte. Es wurde ein Foto mit Charakter würde ich sagen. Die Frau fühlte sich hochgeschätzt dass sie für das Foto posieren durfte und so war es leichter für sie das Geld anzunehmen. Sie hat ja dafür eine Gegenleistung erbracht. Marcel machte etwas Ähnliches. Einem Jungen der ihn um Bakschisch anquatschte bot er seine Freundschaft an. Das war ja was Besonderes. Er konnte der Freund des Reichen Europäers sein. Ich habe daraus gelernt wie aus dem Dilemma geben oder nicht geben etwas Positives für beide, dem der gibt und dem der nimmt, entstehen kann. Inzwischen war es Zeit die 1000 Stufen wieder hinunterzugehen bevor es ganz finster wird. Die Sonne war bereits untergegangen. Als wir beim Nandi vorbeigingen wurde gerade die Beleuchtung eingeschaltet. Die Beleuchtung war jedoch nur in der Nähe des Nandi Tempels. Zum Glück hatten wir Taschenlampen dabei um den letzten Rest der Stufen zurückzulegen. Einen einzigen Taxifahrer gab es noch unten und der wollte die Situation ausnutzen um einen höheren Fahrpreis herauszuhandeln. Vom dreifachen des normalen Fahrpreises ging er immerhin auf den doppelten zurück. Nur beim Aussteigen wollte er das Wechselgeld nicht herausgeben. Ich suchte nach Kleingeld und hatte den Fahrpreis beisammen. Er wollte er Naama das Geld das sie ihm gegeben hatte nicht mehr zurückgeben. Nachdem ich ihm ordentlich meine Meinung gesagt hatte kam uns ein anderer Taxifahrer zu Hilfe griff unserem Taxifahrer einfach in die Brusttasche, nahm das Geld heraus und gab es uns zurück. Jetzt hatten wir uns aber ein Abendessen verdient. Naama wusste den Weg zum besten Restaurant der Stadt. Es war gerade noch ein Tisch zu bekommen. Die meisten Traveller hatten auch dieses Restaurant ausgesucht. Gut 1 viertel der Gäste waren jedoch Einheimische. Es gab Indische Live Musik, mit Sitar. Zwar keine Klassische Indische Musik, jedoch passte auch die etwas an Westliche Ohren angepasste Musik. Guanta na Mera auf Indisch hatten wir bis jetzt noch nie gehört. Jeder von uns hatte das Gefühl dass es ein gelungener Abend war. Auf dem Weg zurück ins Hotel gingen wir noch beim Internetshop vorbei. Ich wollte auch noch Markus anrufen um ihn dann am Montag in Cochin am Flughafen zu treffen. Er war nicht wenig erstaunt dass ich in Mysore war und machte den Vorschlag dass ich auf dem Weg nach Cochin in Ooty einen Tag verbringe. Da war doch die Wildhaven Farm in den Nilgiri Blue Mountains Ich wollte morgen entscheiden wie meine Reise weitergehen sollte. Zu Markus sagte ich lediglich, dass er nicht am Flughafen auf mich warten sollte. Für mich war es ein langer Tag, die Nacht zuvor hatte ich ja im Bus verbracht und so wollte ich so schnell wie möglich ins Hotel. Ich viel dann auch sofort in Schlaf. Am nächsten Morgen hatten wir noch gemeinsam Frühstück., dann trennten sich unsere Wege. Ich wollte noch den Maharadscha Palast anschauen und dann einen Bus nach Ooty oder Cochin suchen. Soviel ich von Marcel begriffen hatte wollte er mit Naama weiter reisen. Wohin die Reise ging wussten beide noch nicht. Marcel wollte irgendwann dann nach Südostasien. Ich entschied mich für einen Bus nach Cochin, da ich mir so sicher sein konnte mit Markus zum Vedic Village zu kommen. Der Bus fuhr nach Ernakulam, ganz in der Nähe von Cochin. Wieder war es der letzte freie Sitz im Bus den ich buchte. Abfahrt war um halb Zwölf Uhr Nachts und ich würde vom Hotel abgeholt. Ich fragte im Hotel ob ich das Gepäck bis dahin unterstellen könne. Das war kein Problem. Der Palast des Maharadschas war für mich nicht besonders interessant. Es gab unheimlichen Prunk, kombiniert mit einem Minderwertigkeitsgefühl den Europäern gegenüber. Der Maharadscha von Mysore wollte durchaus mit den Europäischen Königshäusern Konkurrieren. Was den Prunk betrifft konnte er das auch.. Warum ich das Gefühl nicht loswurde, dass sich der Maharadscha den Europäischen Königen unterlegen gefühlt haben muss, konnte ich mir nicht erklären. Das begann anscheinend schon vom Kindesalter an. Im Museum wurden die Spielsachen des Maharadschas ausgestellt, darunter Spielzeugautos. Da es damals sicher noch keine Autos auf den Straßen Indiens gab fand ich das grotesk. Auf dem Weg zum Hotel zurück war ich mir plötzlich nicht mehr sicher ob ich in die Richtige Richtung ging und schaute mal auf die Karte. Da kam gerade eine junge Asiatin vorbei. Sie schien recht intelligent, nur hatte sie einen etwas eigenartigen Hut im Gesicht. Das Problem war dass sie fast kein Englisch sprach. Sie fragte ob ich Ñsingle travellerì sei. Voller Stolz sagte sie dass sie auch Ñsingle travellerì sei und holte gleich ihren asiatischen Reiseführer heraus. Ich fragte welche Sprache das sei. Es war Koreanisch. Sie komme aus Südkorea sagte sie voller Stolz. Dann zeigte sie mir auf der Karte wo sie schon überall war. Sie hätte ganz allein Pakistan und Afghanistan bereist. Ich habe nicht genau verstanden wo sie als nächste hinwollte. Ich zeigte ihr meine Bestätigung für die Bus Reservierung nach Ernakulam. Anscheinend wollte sie dort auch hin. Aber noch am selben Abend das ging ihr dann doch zu schnell. Wir wünschten uns beide noch viel Glück auf den Reisen und verabschiedeten uns. Ich hatte noch den ganzen Abend zu verbringen, jedoch kein Hotel. Der Intenetshop an der Ecke zum Hotel war ein recht guter Platz. Ich wollte sowieso noch einige E-mails schreiben, auch an meiner Story wollte ich noch weiter schreiben. Die Zeit verging wie im Fluge. Jetzt war gerade noch Zeit Abend zu Essen. Da das Hotel Ritz auch ein ausgezeichnetes Restaurant hatte wollte ich dort essen. Im übrigen wurde ich ja dort abgeholt. Leider war kein Tisch mehr frei im Restaurant. Da erkannte ich die zwei Deutschen die mit mir zugleich in Gokarna in den Bus nach Mysore eingestiegen sind. Sie waren zwar schon fertig mit dem Essen, luden mich jedoch ein mich dazu zu setzen. Die vielen Schlaglöcher hatten ihnen wirklich zugesetzt. Sie hatten jedoch viel Humor. Ich war schon fast mit dem Essen fertig, da stand ein Inder mit einer Zipfelmütze neben meinem Tisch der irgendwie nicht in das Restaurant passte und fragte mich was der da wohl wolle. Er hätte ein Taxifahrer sein können. Es war inzwischen Zeit für den Bus. Ich holte an der Rezeption mein Gepäck ab und da war er schon wieder. Erst jetzt fragte er mich ob ich auf den Bus nach Ernakulam warten würde. Er nahm mein Gepäck und holte eine Autorikscha die uns zum Reisebüro brachte. Ich war nicht der einzige der den Nachtbus nach Ernakulam nahm. Zwei recht junge Mädchen warteten schon dort. Der Angestellte vom Reisebüro nahm unser Gepäck und führte uns zu einer Bushaltestelle in der Nähe. Da warteten wir nun auf den Bus. Inzwischen muss es wohl schon Mitternacht geworden sein. Es gab einen Betrunkenen der uns belästigte bis dass ihn der Angestellte vom Reisebüro verscheuchte. Jetzt wusste ich warum der Inder eine Zipfelmütze trug. Es war inzwischen schon ziemlich kalt und ich hätte auch ganz gerne so eine Zipfelmütze gehabt. Die beiden Mädchen, eine Schweizerin und eine Engländerin waren zwar recht lustig, doch wohl auch nur um ihre Unsicherheit zu überspielen. Die Schweizerin war die ganze Zeit am Nagelkauen und ich kam mir wie ein Vater vor der dauernd seiner Tochter sagen musste endlich mit dem Nagelkauen aufzuhören. Wir waren ziemlich erleichtert als endlich der Bus kam. Ich wusste zwar, dass ich den letzten Sitz gebucht hatte. Es war jedoch wirklich der letzte Sitz in der hintersten Reihe. Die Sitze in der hintersten Reihe waren die einzigen die nicht in Schlafstellung gebracht werden konnten. Da wir die letzten Passagiere waren mussten wir wohl damit zufrieden sein. Wir waren zwar recht müde aber schlafen ging nicht, dafür war der Bus zu laut und die Straßen zu holprig. Die Kurven schienen kein Ende zu nehmen. Es ging immer bergauf. Anscheinen waren wir in der Nähe von Ooty. Doch mitten in der Nacht war nicht viel zu sehen. Nur irgendwann gingís dann in endlosen Kurven bergab. Als die Sonne aufging waren wir schon an der Küste von Kerala. Gegen Sieben Uhr waren wir endlich in Ernakulam. Ich bestellte eine Autorikscha, die beiden Mädchen mussten noch eine Zigarette rauchen. Bevor ich losfuhr sagte ich noch zu den beiden Mädchen Ñsee you at the Brighton Caféì, ich wollte dort Frühstücken. Das war im Fort Cochin, wo es gute Übernachtungsmöglichkeiten gab. Ich hatte am Abend zuvor noch ein Zimmer in einer Privatunterkunft reserviert. Zum Frühstücken war es jedoch noch zu früh und ich wollte endlich schlafen. Die Tochter des Hauses war schon am Eingang und wir regelten die Anmeldung. Das Zimmer war im Hintergebäude eines jahrhundertealten holländischen Hauses. Es war ziemlich ruhig und ich viel sofort in Schlaf. Gegen Zehn hörte ich dann immer mehr Menschen. Der ganze Innenhof und der Raum daneben waren mit Menschen gefüllt. Ich wollte jedoch Frühstücken. Im Kashi Art Cafe hatte ich dann ein ausgezeichnetes Frühstück. Ich konnte mir kaum etwas Schöneres vorstellen als an den riesigen chinesischen Fischernetzen am Nordufer des Forts entlang zu spazieren. Wie ich zurück zu meiner Unterkunft kam hatte Mr. Walton der Leiter des Hauses gerade etwas Zeit für mich. Er erzählte mir dass heute ein Wunsch für ihn in Erfüllung gegangen ist. Er hatte ein Buchgeschäft eröffnet, deswegen waren die vielen Gästen im Haus. Ich hätte mich gerne noch mit Mr. Walton etwas länger über Bücher unterhalten, doch die 14 Tage waren ja bald um und ich musste noch zurück nach Goa. Deswegen musste ich dringend noch zum Bahnhof von Ernakulam um eine Reservierung für den Zug zurück nach Goa zu bekommen. Ein Freund von Mr.Walton organisierte mir ein Taxi zum Bahnhof. Nach dem üblichen Ausfüllen des Formulars bekam ich einen Computerausdruck mit dem ich zum Bahnhofsvorstand geschickt wurde. Es gab keine reservierten Plätze, doch der Vorstand konnte noch einen Platz aus der Tourist Quota vergeben. Jetzt konnte ja nichts mehr schief gehen. Augustin, der Taxifahrer wollte mich morgen früh um Sechs abholen und zum Flughafen bringen. Markus sollte so gegen Sieben ankommen. Cochin Ford wäre allerdings ein Platz gewesen wo ich gerne länger geblieben wäre. Ich hatte immerhin noch den Abend in Cochin. Mr. Walton hatte mir von einem Sitarkonzert erzählt das heute Abend im Kathakali Center stattfinden sollte. Ich war noch etwas früh dran und so konnte ich auch noch die Kathakali Aufführung sehen. In der Pause schlenderte ich dann zum Café Brighton. Ich hatte mich zwar mit den beiden Mädchen heute morgen im Café Brighton verabredet. Doch dass ich sie dort auch treffe hat mich dann doch überrascht. Wir fanden heraus dass sie auch in der Princess Street übernachten. Voller Begeisterung erzählten sie mir von ihrem Ayurveda treatment das sie sich heute Vormittag geleistet hatten. Dann waren sie jedoch so müde dass sie einige Stunden geschlafen hatten. Kein Wunder, denn auch sie hatten die ganze Nacht kein Auge zugetan. Aber jetzt waren wir wieder alle frisch und munter. Ich verabschiedete mich, denn es war Zeit für das Sitarkontzert. Ich bekam sogar noch einen Platz in der zweiten Reihe. Vor mir war ein eigenartiges Bild von einer Kuh. Im inneren der Kuh waren heilige Männer abgebildet. Ich hätte noch gerne gewusst welche Bedeutung das Bild hatte. Es waren einige Touristen zum Sitarkonzert gekommen. Es wurde uns auch erklärt dass die Sitar vor allem in Nordindien gespielt wird. Dann wurden uns die Ragas erklärt. Obwohl es Abend war wurde dann doch ein Morning Raga gespielt. Vielleicht darum um zu vermeiden dass es den Zuhörern langweilig wird und sie dann in Schlaf fallen. Ich war wirklich in guter Stimmung und genoss die Musik. Nach dem Konzert war ich jedoch eher aufgekratzt. Ich war sicher dass ich jetzt nicht einschlafen hätte können. Eine Frau in meinem Alter die auch beim Konzert war hatte zufällig den selben Nachhauseweg und so redeten wir noch etwas auf dem Nachhauseweg. Auch ihr war anscheinend nicht nach schlafen gehen zumute und so suchten wir noch ein Lokal wo wir uns noch etwas unterhalten konnten. Es war uns beiden nach Bier zumute. Da Alkohol nicht überall ausgeschenkt werden kann bekamen wir eine Teekanne mit zwei Tassen. In der Teekanne war jedoch Bier und kein Tee. Die Frau erzählte mir von ihrer Tochter die gerade mal Zwanzig war und vor einem halben Jahr drei Monate allein in Indien unterwegs war. Wie sie noch jung war hatte sie auch eine Indienreise unternommen, jedoch mit ihrem Freund zusammen. Dass ihre Tochter allein unterwegs war das fand sie ganz schön tapfer. Sie wollte ihrer Tochter in nichts nachstehen und so machte sie sich auch allein auf die Reise. Es waren gerade Semesterferien. Sie war zwar Engländerin, hatte jedoch einen Job in Südafrika, als Senior Lecturer an der Universität von Südafrika. Es war ein gelungener Abend. Wir hätten uns noch länger unterhalten können wenn ich nicht morgen früh um sechs vom Taxifahrer abgeholt worden wäre. Zufällig wohnte sie auch bei Mr. Walton. Wir hatten also wirklich denselben Nachhauseweg. Sie wohnte im Untergeschoss, ich im Obergeschoss. Nach dem Bier viel ich sofort in Schlaf. Pünktlich um Sieben war ich auf dem Flughafen. Ich war nicht der einzige der auf den Flug aus Kuwait wartete. Wir standen in drei Reihen vor der Absperrung und jedes Mal wenn sich die Tür öffnete war jeder in der Erwartung ob es die Person war auf die er gerade wartete. Nachdem die Crew durchmarschiert war kamen ein paar special guests, dann die Passagiere erster Klasse und schließlich der Rest. Obwohl ich in der zweiten Reihe war sah Markus mich sofort und stellte mich seinen zwei Mitreisenden, Martin und Monica vor. Ich verstand zunächst nicht warum Markus immer von fünf Personen sprach da ich nur vier zählte. Jetzt erst erkannte ich Frau Dietl, die Mutter von Markus die auf einem Rollstuhl zum Taxi gebracht wurde. Nach elf Stunden Flug waren sicher alle recht erschöpft. Markus und ich saßen auf dem Vordersitz neben dem Fahrer. Martin, Monica und Frau Dietl hinten. Zuerst kamen wir bei Kaladi vorbei, dem Geburtsort von Adi Shankaracharya dem großen Indischen Philosophen. Leider hatten wir noch eine lange Fahrt vor uns, sonst hätte ich mir gerne von Markus den Tempel von Sringeri Math zeigen lassen. Ich habe leider nur das Monument gesehen das von der Indischen Regierung gebaut wurde. Ein achtstöckiger Turm, in dem von der ersten Etage beginnend die Geburt, dann die Jugend bis zur achten Etage das außergewöhnliche Leben von Shankaracharya dargestellt wurde. Markus fand den Turm so hässlich dass er ihn nicht einmal anschauen wollte. Er kannte das Leben Shankaracharyas ohnehin besser als auf den Abbildungen dargestellt war. Ich fand die Abbildungen der Wunder die Shankaracharya vollbracht haben soll auch einigermaßen kitschig für meinen Geschmack, jedoch lehrreich. In der Beschreibung zu den Bildern stand, dass Shankacharia mit 16 Jahren die Vedas kannte und mit einem Alter von 32 Jahren Mahasamadhi ereichte. Bekannt sind die vier ÑMathsì in Sringeri, Dwaraka, Joshimath und Puri, Klöster welche er zur Weitergabe der Tradition des ÑVedic Dharmaì von ihm gegründet wurden. Für indische Verhältnisse fuhr unser Taxifahrer äußerst zurückhaltend und vorsichtig. Für Markus schon zu vorsichtig, dem es nicht schnell genug gehen konnte um nach Alyiar zu kommen wo er das Projekt von einem Vedischen Dorf begonnen hatte. Er wollte auch seiner Mutter endlich etwas Ruhe gönnen. Immerhin waren sie schon zwei Tage unterwegs. Sie mussten ja zuerst nach Rom, wo sie übernachteten, dann nach Kuweit und von dort nach Cochin. Für eine Frau von über achtzig Jahren war das keine Selbstverständlichkeit. Martin und Monica wären wohl auch lieber von München aus geflogen und hätten sich gerne die Anreise nach Rom erspart. Da Monica und Martin noch gerne was von Indien sehen wollten wäre für sie ein direkter Flug von München nach Goa eine Alternative gewesen. Der Fahrer ging wirklich immer auf Nummer Sicher. Bei jeder Straßenkreuzung fragte er nach dem Weg. Auch Markus schien sich nicht immer sicher zu sein was jetzt der kürzeste Weg nach Alyar war. Es schien endlos von einem Dorf zum anderen zu gehen bis wir endlich den Damm des Aliyar Stausees sahen. Neben dem Stausee war ein Vergnügungspark. Anscheinend kommen Touristen aus ganz Indien nach Alyar wegen dem Stausee und der landschaftlichen Schönheit Beim bekannten Ashram von Vedathri Maharishi, nicht zu verwechseln mit Maharishi Mahesh Yogi, bogen wir von der Straße in einem schmalen Weg ein und 100 Meter später befanden wir uns am Tor von Maitreyi. Es war och ein provisorisches Tor, jedoch der Name Maitreyi war mit Buchstaben aus Metall am Tor angebracht. Obwohl Markus schon längere Zeit weg war wurde das Tor sofort geöffnet. Wir wurden von Mataji begrüßt, eine Sanyasin die Markus schon sehr lange kannte. Sie erzählte vom Shivananda Ashram wo sie vorher gelebt hatte. In ein paar Tagen wolle sie zum Kumbha Mela. Eine riesige Zusammenkunft von Sanyasins, Sadhus und anderen, die Ihr Leben Gott geweiht hatten. Maitrey besteht aus einer Anzahl gemeinschaftlichen Häusern wie Rezeption, Restaurant und Administrativer Gebäude und den privaten Häusern wie das von Markus. Neben dem Haus von Markus war das von Martin und Monica. Sie hatten es bis jetzt nur von den Plänen gekannt, und waren entsprechen gespannt es zu betreten. Dann waren noch das Haus in dem Mataji wohnte und ein weiteres in dem gleich zwei Wohnungen untergebracht waren. Die eine Wohnung hatte den Eingang Richtung Osten, die andere den Eingang Richtung Norden. Ich konnte aussuchen in welcher Wohnung ich bleiben wollte. Da ich bis jetzt noch nie in einer Wohnung mit Osteingang übernachtet hatte wählte ich diese aus. Alles war blitzblank und neu. Ich war ja auch der erste Gast in dieser Wohnung. Wir wurden im Restaurant zum Mittagessen erwartet. Alles war neu, sogar die Preisschilder von den metallischen Trinkbechern wurden noch nicht entfernt. Gegessen wurde mit den Händen. Üblich war am Boden zu sitzen. Für uns gab es jedoch einen Tisch und Stühle. Martin meinte dass es etwas schwierig für ihn sei mit den Händen zu essen da es ihm als Kind ja immer wieder verboten wurde. Für Frau Dietl war es schon wieder selbstverständlich. Es war ja nicht das erste Mal dass sie in Indien war. Ich kann mir vorstellen, dass es die früheren Male ganz sicher weniger luxuriös war, da ja noch kein Haus fertig war und sie im Nachbarort untergekommen waren. Da sich jeder noch von der Reise erholen musste warteten wir noch bis zum nächsten Tag mit der offiziellen guided tour durch Maitreyi. Am Abend zeigte uns Markus die Fotos einer Vedischen Hochzeit die im Pavillon von Maitreyi stattgefunden hatte. Es war schon Dunkel da gab es eine Gepolter und einen Krach. Es war zwar nichts zu erkennen, doch mussten sich vom Felsen oberhalb der Häuser größere Steine gelöst haben die heruntergerollt waren. Ich machte mir wenig Sorgen um die Steine, in der Finsternis ist sowieso alles bedrohlicher als wenn es hell ist, und hatte einen guten Schlaf. Am nächsten Tag versuchten wir herauszufinden von wo her die Steine kamen Es viel uns jedoch nichts Verdächtiges auf. Nach dem Frühstück begann Markus mit der Führung. Das Vedische Dorf ist nach der Vastu Lehre gebaut. Das Grundstück sollte die Form eines Quadrates haben oder zweier Quadrate wie es in Maitreyi der Fall ist. Das Quadrat wird dann wieder in Quadrate, zum Beispiel neun Quadrate eingeteilt, was auch als Mandala bezeichnet wird. Am wichtigsten ist die Ausrichtung des Quadrats. Wenn es zwei Qudrate sind so wie im Fall von Maitreyi so soll die längere Seite genau in Ost West Richtung verlaufen. Die längste Strasse verläuft dann auch in Ost West Richtung. Es sollen keine Hindernisse den Aufgang der Sonne verhindern, also kein Berg den Aufgang der Sonne verzögern. Der Berg sollte im Süden sein und das Gelände Richtung Norden abfallen. Wasser sollte im Osten sein. Beides ist in Maitreyi erfüllt. Im Süden gibt es einen Berg mit glatten schwarzen Felsen, sicherlich einige 100 Meter hoch und im Osten den Alyar Stausee. Der Grund liegt um einiges Höher als der Stausee, vom Wasser gibt es also keine Bedrohung. Vom Eingangstor welches sich im Nordosten befindet geht die Zufahrtsstrasse in genau Nordsüd Richtung zum Empfangsraum. Es gibt dann ein Geschäft und Gebäude für die Administration. Weiters einen Pavillon und ein Restaurant. Um zum Eingang der Gebäude zu gelangen muss man einige Stufen hochsteigen. Dort werden die Schuhe gelassen, da die Gebäude nicht mit Schuhen betreten werden sollen. Die Eingangstür ist immer in Richtung Osten, so dass man in der Früh wenn man das Haus verlässt in Richtung Sonne schaut. Da die Eingangstür immer etwas höher als der Grund ist kann es auch bei sehr starkem Monsun nicht zu einer Überschwemmung im Haus kommen. Der Grund ist außerdem sehr porös, so dass das Wasser schnell aufgenommen werden kann. Außer den gemeinschaftlichen Gebäuden gibt es bis jetzt fünf Wohnhäuser, das Haus wo ich untergebracht bin hat zwei getrennte Wohnungen, die anderen Häuser sind nicht unterteilt. Hinter dem ersten Quadrat gibt es dann noch ein zweites Quadrat wo weitere Wohnhäuser gebaut werden können. Im hinteren Bereich gibt es das Ayurvedazentrum wo auch die Ayurvedischen Behandlungen durchgeführt werden. Die Bäder sind dort besonders luxuriös ausgeführt. Das Warmwasser wird durch eine Solaranlage erzeugt die sich im Süden befindet. Hier waren die Techniker gerade beschäftigt die letzten Rohrleitungen zu verlegen. Wir machten noch einen Spaziergang ins hinter Quadrat das zur Zeit landwirtschaftlich genutzt wird. Im Süden gibt es genügend Wasser und da das Land Richtung Osten abfällt kann es leicht bewässert werden. Jeder Baum kann einzeln bewässert werden. Im Osten ist die Wasseraufbereitungsanlage wo mit sehr viel Technik das Wasser so aufbereitet wird dass es keimfrei ist. Bei den hohen Temperaturen und den vielen Keimen ist das eine technische Herausforderung. Das Gebäude der Wasseraufbereitungsanlage hat ein Flachdach. Auf dem Dach war ein Café geplant. Am Nachmittag wollten Martin, Monica und ich zu den Monkey Water Falls. Markus wollte dass uns der Fahrer ein Stück mitnimmt da es doch weit war. Uns war jedoch nach einer Wanderung zumute und so wollten wir den ganzen Weg zu Fuß gehen. Da es um die Mittagszeit noch sehr heiß war haben wir uns mit Tüchern um den Kopf vor der Sonne geschützt. Wir liefen ziemlich lange die Straße am Ayar Stausee entlang. Bei den kleinen Geschäften entlang der Strasse versorgten wir uns mit Wasser. Am Beginn des Nationalparks war eine Schranke. Hier mussten wir Eintritt bezahlen, auch für Fotoapparat und Filmkamera musste bezahlt werden. Da wir nicht genau wussten wie weit es bis zu den Monkey Water Falls war und es immer wieder Straßen gab die rechts abbogen entschlossen wir uns abzubiegen und die Straße hinauf zu gehen. Bald hörten wir das Rauschen von Wasser. Es waren jedoch keine richtigen Wasserfälle, nur Wasser das entlang der Straße floss. Inzwischen hatte wir an Höhe gewonnen und hatten eine wunderbare Aussicht über den See. Es gab dann einen Kanal der horizontal entlang des Hangs lief. Von dort konnten wir Wasserfälle entdecken. In Maitreyi zurück zeigten wir Markus die Fotos von den Wasserfällen. Allem Anschein waren es nicht die Monkey Water Falls. Mataji bot sich an uns die Wasserfälle zu zeigen, jedoch diesmal mit dem Auto. Bei den Wachposten muss sie wohl erzählt haben, dass wir unverrichteter Dinge wieder zurück gekommen sind da der Wachmann uns so unverschämt angegrinst hatte. Wir hätten nämlich bis zum Ganesha Tempel laufen sollen und dort abbiegen. Leider hat uns das niemand vorher gesagt. Wäre es nicht schon so spät gewesen hätten wir noch ein Bad nehmen können, doch es war schon wieder Zeit zum Abendessen. Beim Abendessen erzählte ich Markus von dem Chitpavan Brahmanen Arischer Abstammung den ich in Udupi kennen gelernt hatte. Ziemlich barsch meine Markus, dass die Arische Invasion eine Erfindung sei und niemals stattgefunden habe. Wir sprachen noch über das Sanskrit, das eine Indoeuropäische Sprache ist und sich mit den Ariern in Indien ausgebreitet hatte. Er gab mir ein Buch zu lesen von Sri Aurobindo mit dem Titel: "The Myth of the Arian Invasionì" Da ich am Tag darauf schon wieder nach Ernakulam fahren wollte, musste ich das Buch wohl gleich lesen. Ich fragte mich warum die Invasion der Arier in Europa nicht in Zweifel gezogen wird. In Indien jedoch schienen führende spirituelle Leiter dagegen zu sein. Was mich an dem Buch interessierte waren Beweise warum es diese Invasion nicht gegeben haben kann und nicht Argumente warum den politischen Machthabern diese Theorie gelegen kam. Am nächsten Morgen hatte ich das Buch zum größten Teil gelesen. Trotzdem war ich noch immer nicht überzeugt dass diese Theorie ein Märchen war. Waren die Arier also schon in Indien bevor sie Richtung Europa gezogen sind? Lauter Fragen auf die ich keine eindeutigen Antworten fand. Mataji machte am Vormittag immer Puja. Sie hatte ein Tablett auf dem alle Gottheiten versammelt waren. Zuerst wurden sie gewaschen, dann abgetrocknet, es wurde Ihnen zu Essen und zu Trinken gegeben, sie bekamen Blumen und Räucherwerk. Das auf diese Art gesegnete Essen, da Prasad, wurde dann an die Anwesenden verteilt. Am Nachmittag hatten der Koch und der Fahrer Erledigungen in Polacchi zu machen. Das kam mir sehr gelegen, da ich von dort einen Bus nach Ernakulam bekommen könnte. Mataji, Monica und Martin kamen auch mit. Es waren zwei ruhige Tage in Maitreyi. Ich verabschiedete mich von Markus und seiner Mutter und dann ging es wieder auf Reisen............................................................... . . . Oh, das war jetzt eine vielleicht zu lange Geschichte. Tut mir leid, aber wem es nicht interessiert, der kann ja ganz einfach darüber hinweg scrollen. Die Arztvisite war mal wieder interessant. Vom Professor bekam ich gleich das Kompliment, daß ich erholt aussehe. Naja vielleicht nicht ganz so erholt wie die Ärztin mit der ich das Erstgespräch hatte. Sie war heute von einem vierwöchigen Urlaub zurück. Sie sagte, daß sie nicht erwartet hätte mich in einem so guten Zustand zu sehen. Dann kam das Gespräch wieder auf die PEG Sonde (Magensonde zur künstlichen Ernährung). Der Professor sagte: "Ich habe Sie jetzt durchschaut, sie wollen so lange über die Sonde diskutieren bis keine Zeit mehr verbleibt sie ihnen einzusetzten." Wir lachten herzlich. Jetzt ist das Thema Sonde beendet. Es dauert nämlich zwei Wochen bis man einen Termin zur Einsetztung einer Sonde bekommt und dann ist die Strahlentherapie schon fast beendet. Zur Maske habe ich inzwischen ein sehr gutes Verhältnis, sobald ich sie sehen kommen die Bilder auf mit denen ich mich vorher beschäftigt habe. Heute Südindien, sogar noch intensiver als ich in der Geschichte beschrieben habe. Jedenfalls kamen mir noch sehr viele Details in den Sinn, die ich nicht in meinen Anmerkungen aufgeschrieben hatte. Bei der zweiten Visite am Nachmittag, der Professor war nicht mehr dabei habe ich dann den Ärzten geschildert wie ich mich heute übergeben hatte. Ich hatte den Weg vom Bett ins Bad nicht mehr geschafft und eine ziemliche Sauerei am Boden hinterlassen. Die Reaktion des Arztes war mir ein paar Niersenschalen und Papier zu bringen. Dann esse ich lieber nichts mehr, als das Essen unter erheblichem Aufwand hinunterzuschlucken, um es dann letztendlich doch nicht zu verdauen. Also, es wird wohl auf eine dreiwöchige Fastenkur hinauslaufen.