Donnerstag, 18. Dezember 2008
Das Leben danach
Noch im November habe ich geschrieben: "Ab heute gehöre ich wieder zum Kreis jener Menschen für die der Tot ein weit entferntes Phänomen ist. Er ist mir sozusagen von der Pelle gerückt. "
Das muss ich jetzt korrigieren. So einfach ist es nicht, dass nachdem festgestellt wurde, dass der Tumor weg ist, alles wieder beim alten ist.
Eva hat in ihrem Kommentar zu "Eine gute Nachricht" folgendes geschrieben:
".....so wirst Du sicher merken, es ist ein neues Leben was jetzt kommt. Zumindest empfinde ich es so. Die Verlagerung der Wichtigkeiten ist geblieben, die Wahrnehmung von
Gott in Allem ist geblieben und die Erkenntnis, dass das das einzig
Wichtige im Leben ist, ist geblieben. Und der einzige Wunsch, der noch
offen ist, ist, dass das immer so bleibt! "
Anscheinend ist dieser Kommentar anfangs ohne größere Wirkung auf mich geblieben, ansonsten hätte ich mir nicht einbilden können, dass alles wieder beim alten ist.
Ich musste wohl noch ein paar mal an den Tod erinnert werden um zu erkennen, dass doch nichts beim alten ist.
Es war eine Zeremonie in Wien, bei der mir wieder bewusst wurde wie nahe einem der Tod ist. Gretl, mit der ich fast ein Jahr in einer Wohngemeinschaft gelebt hatte ist gestorben. Ihre Asche wurde in die Donau gestreut und ich wollte mich von ihr verabschieden. Das ging allerdings nicht ohne mir bewusst zu werden, dass das Leben endlich ist und dass in jedem Augenblick auch die Unendlichkeit enthalten ist.
Um mir dessen wirklich bewusst zu werden musste ich Bea kennenlernen, die das erlebt hatte und dann auch schriftlich festgehalten hatte. Erst beim wiederholten lesen ihrer Erfahrung wurde es mir bewusst.
Bea schrieb " das Leben danach, wo es doch eigentlich kein danach gibt, weil egal wie milde die Diagnose war, man hat mit der Tatsache zu leben und man darf damit leben"
Damit die Lektion auch richtig sitzt musste ich noch am eigenen Leib erfahren wie es ist wenn man glaubt im nächsten Augenblick zu sterben. Es war zwar banal, doch in der Nacht nach der Zeremonie in Wien schluckte ich unbedacht eine Tablette die mir im Hals steckenblieb. Ich rang nach Luft, geriet in Panik und dachte jetzt ist es aus. Die Tablette steckte jedoch in der Speiseröhre und nicht in der Luftröhre und in der Notaufnahme machte mir ein junger Arzt klar, dass ich an der Tablette nicht sterben könnte. So war es letztendlich eine Banalität. Dennoch, die Lektion war gelernt.
Gestern traf ich im Krankenhaus den Professor, der mich während der Strahlentherapie begleitet hatte. Ich war im Sekretariat wegen eines Termins. Er kam mit den Worten: "die Stimme kenne ich doch, ist hoffentlich nichts schlimmes passiert?" auf mich zu. Ich sagte ihm, dass die letzte Kontrolluntersuchung negativ war und dass die nächste sicher auch negativ sein wird. Mit all seiner Autorität widersprach er mir und meinte, dass es zwar notwendig ist eine erste negative Kontrolluntersuchung zu haben um überhaupt zu überleben, es aber keinen Einfluss auf die zweite Kontrolluntersuchung habe. Er hat mir also klar gemacht, dass der Tod weiterhin mein Begleiter sein wird.
Ich gehöre also nicht zum Kreis jener Menschen für die der Tot ein weit entferntes Phänomen ist, sondern zum Kreis jener Menschen, die den Tod als ständigen Begleiter haben.
Donnerstag, 6. November 2008
Eine sehr gute Nachricht
Das Resultat des PET/CT's ist eindeutig: es gibt keinen Tumor mehr in meinem Körper.
Ab heute gehöre ich wieder zum Kreis jener Menschen für die der Tot ein weit entfertes Phänomen ist. Er ist mir sozusagen von der Pelle gerückt. Zwischen dem 27. Juni und heute war ich in einem Ausnahmezustand. Das Bewußtsein, daß sich in meinem Kopf ein Tumor befindet, der sich ausbreiten kann und meinem Leben bald ein Ende bereiten kann, änderte meine Sichtweisen enorm. Vieles das früher besonders wichtig war, wie zum Beispiel die Arbeit, hatte kaum Bedeutung mehr. Dafür stellte sich die Frage, wer und was Gott ist, in den Vordergrund. Es gab plötzlich so viele wunderbare Dinge um mich herum. Das Lächeln der Menschen berührte mich viel mehr als vorher, ging ich in den Park so nahm ich alles viel intensiver war. Ich hatte den Eindruck, daß mein eigenes Sein und alles um mich herum eng mit Gott verbunden ist. Dies gab mir wiederum ein Glücksgefühl, das all die Schmerzen und Unannehmlichkeiten erträglich machte. Am intensivsten nahm ich das, was ich mir als Gott vorstelle, in der Natur und beim Gehen war. Auch im Beisein mit anderen, ich glaube in meinem Gegenüber etwas göttliches zu erkennen. Es ist jedoch so zart und unbeschreiblich, daß es sich nicht festhalten läßt. Letzte Woche hatte ich noch viele Gelegenheiten dies intensiv zu spüren.
Zwei Tage mit Kurt auf der Via Sacra, von Wien nach Heiligenkreutz und weiter nach Kleinmariazell bei wunderschönen Herbstwetter, das wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Inzwischen habe ich mich wieder mit der Arbeit beschäftigt, der Kreis schließt sich, ich bin wieder zurückgekehrt zu dem Punkt in meinem Leben, wo ich mal kurz hinausgetreten bin.
Was bleibt ist die Erfahrung.
Donnerstag, 23. Oktober 2008
4. Woche in Bad Trissl
Heute war mein letzter Tag in Bad Trissl. Ich habe mich inzwischen so an die Klinik gewöhnt, daß es mir schwer viel abzureisen.
Der geregelte Ablauf des Tages, die Mitpatienten mit denen ich am Tisch saß, und auch die von den Nachbartischen, das "Nordic Walking", die Krankengymnastik, das Herz-Kreislauf Training, das trainieren an den Geräten, die Gymnastik in der Gruppe, wo wir vor allem Ballspiele gemacht haben, das Yoga, die Massagen, all das, wird mir womöglich etwas fehlen. Jetzt heist es mit einem neuen Tagesablauf zu beginnen.
Auch mit dem Essen wird es eine größere Umstellung sein. Gestern habe ich mit dem Logopäden die verschiedenen Geschmacksrichtungen ausgetestet. Süß, das vor allem an der Zungenspitze wahrgenommen wird, ergab überhaupt keine Reaktion. Nachdem ich etwas Zucker auf die Zungenspitze gegeben hatte, war es so als ob ich etwas Sand auf die Zunge gegeben hätte. Auch an anderen Stellen der Zunge konnte ich absolut nichts wahrnehmen. Dann probierten wir das salzige aus. Mit einem winzigen Stück Rohschinken und winzig kleinen Wurststückchen. Diesen Geschmack konnte ich zu 100 % wahrnehmen. Das Problem war nur das Kauen und Schlucken das Schmerzen bereitete.
Mit dem Sauren war es so, daß ich zwar die Säure wahrnehmen konnte, jedoch nur in Form von Schmerzen. Das Bittere haben wir gar nicht ausprobiert, da wir nichts zur Hand hatten, was bitter schmeckt. Beim Salbeitee und beim Schwarztee nahm ich jedoch auch das Bittere war.
Heute Abend, wollte ich mal etwas ausprobieren, worauf ich schon 4 Wochen gewartet hatte. Endlich konnte ich Zuhause mir selber etwas kochen.
Ich träumte schon von einer richtigen Bennsuppen, so wie ich sie bekommen hatte als kleines Kind.
Ich nahm eine Pfanne, ließ darin die Butter zergehen, gab gewöhnliches Weismehl dazu und rührte so lange bis das Mehl sich bräunlich färbte und den typischen Geruch der Brennsuppe entickelte. Dann gab ich das Wasser dazu. Es zischte natürlich kräftig und dann mußte man schnell rühren, daß sich die kleinen Mehlbrocken auflösten.
Dann ein Ei dazu, etwas Salz und fertig war die Brennsuppe.
Sie schmeckte immer noch so wie vor 50 Jahren.
Dann war da noch etwas anderes, das ich letzte Woche gelernt hatte. Milch und Brocken, das ist eine Schale Milch worin man Brot auflöst. Heute probierte ich es mit einer Scheibe Toastbrot. Das hat wenig Rinde und löst sich in Milch gut auf.
Ich muß so langsam meinen Zuckerverbrauch wieder etwas einschrenken. Mit dem Kalorienzählen habe ich heute aufgehört. Falls mein Gewicht, das die letzten 3 Wochen ziemlich stabil war, zurückgeht, kann ich ja wieder damit anfangen.
Nächste Woche wird's noch etwas spannend, da geht's zum PET/CT. Sobald ich das Ergebnis habe melde ich mich wieder.
Mittwoch, 15. Oktober 2008
3. Woche in Bad Trissl
Das ist jetzt die zweite Woche in der REHA Abteilung und es geht von Tag zu Tag besser.
Das Gewicht bleibt stabil und das Essen geht stets leichter. Ich schreibe zwar noch immer jeden Tag auf, was, und wieviel ich esse und trinke, doch scheint es mir nicht interessant genug um darüber zu schreiben.Was war dann interessant die letzten 7 Tage?
Donnerstag lieh ich mir ein Fahrrad aus und fuhr nach Kufstein. Im Bioladen kaufte ich Sahne und Zucker, meine Hauptnahrungsmittel. Inzwischen habe ich wohl 1,5 Kg Zucker und 2 Liter Sahne verbraucht. Neuerdings habe ich auch etwas Grießbrei und Pudding gegessen. Gestern habe ich Panna cotta probiert und schon zwei Becher davon aufgegessen. 300Kcal pro Portion und heute habe ich Tiramisu anstelle von der panna cotta gegessen. So langsam kommt Abwechslung ins Essen.
Nachdem ich den Weg nach Kufstein kannte, ich war ja schon mit dem Fahrrad dort und abschätzen konnte wie weit es ist, bin ich dann am Samstag den Weg zu Fuß gegangen. Er war ja vorbildlich ausgeschildert und zwar mit den Wegweisern des Jakobswegs. Ein blaues Schildchen mit der stilisierten Jakobsmuschel in gelb und einen kleinen Pfeil der die Richtung angibt.
Irgendwie war der Samstag mein Glückstag. Die hübsche Dame im Dirndl, die an der Rezeption der Klinik arbeitet, sprach mich an. Ich hatte keine Idee wie sie sich meinen Namen gemerkt hatte, doch sie hatte Post für mich und zwar gleich zwei Päckchen. Was für schöne Überraschung!
Auf dem Weg nach Kufstein kam ich an einem Flohmarkt von zwei Mädchen vorbei, die mich fragten ob ich ihnen etwas abkaufe. Neben dem ganzen Krims Krams hatten sie noch eine Dose mit Losen. Sie sagten, daß es einen Treffer gab und wenn man den hätte, konnte man sich aus allen Sachen, das aussuchen, was einem am besten gefiel. Ich entschied mich also für das Los.Es kostete 50 Cent. Und, wer hätte das gedacht, ich hatte den Haupttreffer und konnte mir nun etwas aussuchen. Ich fand eine hübsche rot - orangenfarbige Kunstblume die gut zu meiner gelben Windjacke passte. Ich konnte sie sogar gut ersichtlich mit einem Draht an der Windjacke festmachen. Das wird mein Glücksbringer sein!
In etwa 3 Stunden war ich in Kufstein. Zurück ging es mit dem Zug.
Am Sonntag besuchten mich mein Bruder Alfi und meine Schwester Moni. Wir fuhren nach Herrsching um dort Mittag zu kochen.Am Nachmittag gingen wir am Ammersee spazieren. Es war ein goldener Herbsttag. Am Abend lud ich die beiden in Rosenheim ins "Taj Mahal" ein. Die Dahl Suppe war ausgezeichnet. Alfi und Moni bestellten das "vegetable Thali", das aus 6 verschiedenen Gerichten besteht. Für mich bestellte ich als Hauptspeise ein Dhal Curry. Ich konnte zwar nicht die ganze Portion essen, doch ich war mehr als zufrieden mit dem was ich essen konnte. Zum trinken bestellte ich mir zwei mal einen Chai. Der schmeckte um einiges besser als der Tee den ich mir zwei bis drei mal pro Tag mache. Ich mache mir immer Schwarztee mit 6 Teelöffel Zucker und ein bis zwei Esslöffel Sahne, damit ich die 2000 kcal täglich erreiche.
Jdenfalls warder Sonntag ein gelungener Tag. Montag bis heute war Routine, Massage, Fango, Laufband, Fitness, Gymnastik, Yoga. Sehr erfolgreich war die Logotherapie.
Ich wusste nicht, daß jeder Mensch etwa 1500 mal pro Tag ganz unbewusst Speichel schluckt. Da ich Schmerzen beim Schlucken hatte, gewöhnte ich mir das einfach ab. Als Resultat hatte ich den Mund voller Speichel den ich dann ausspucken mußte, wollte ich reden. Somit habe ich schon an die Hundert Päckchen Papiertaschentücher verbraucht. Seit ich mir das Schlucken wieder angewöhnt hatte ging der Taschentuchverbrauch drastisch zurück.
Langsam erarbeite ich mir auch wieder Kondition. Am Dienstag war ich beim Nordic Walking dabei. Wir gingen ein, ein halb Stunden relativ ebenes Gelände. Heute jedoch gingen wir zur Sommer Rodelbahn und da ging es relatif steil, was alle ziemlich ins Schwitzen brachte. Auf dem Rückweg war dann jeder wieder vergnügt. Es gab einen kleinen feinen Regen, zugleich mit Sonnenschein.
Jetzt bleibt mir noch eine Woche in Bad Trissl, dann bin ich hoffentlich wieder fit genug um nach Hause zu gehen.
Mittwoch, 8. Oktober 2008
2. Woche in Bad Trissl
Nachdem es den Anschein hatte, daß ich auch ohne Infusion auf 2000 kcal kommen würde, wurde ich in der REHA Abteilung aufgenommen. Das bedeutete nun, daß die Intensive Betreuung durch Ärzte und Pflegepersonal wegfiel, daß ich ein Zimmer bekam, das eher einem Hotelzimmer glich, als einem Krankenzimmer und vor allem, daß die Infusionen wegfielen. Also 2 Liter Flüssigkeit und 1000 Kcal weniger, und das von heute auf morgen. Ich habe es verglichen mit der Geburt eines Babys, das vorher über die Nabelschnur ernährt wurde, und dann, von einem Tag auf den anderen, gefüttert werden musste. Ich bekam das Essen auch nicht mehr auf das Zimmer, sondern mußte in den Speisesaal gehen um dort zu essen. Das hatte zur Folge, daß ich erstmal wieder Gewicht verlor, dann jedoch wieder zunahm. Alles drehte sich bei mir um die Nahrungsaufnahme.Menge und Kcal wurden von mir genauestens aufgeschrieben. Die wochenübersicht sieht folgendermaßen aus:
An Beschäftigung mangelte es mir die letzte Woche nicht.Ich bekam 3 mal Besuch, war zwei mal in Kufstein. Zwei mal bin ich zu Fuß nach Oberaudorf gegangen. War jedesmal im Supermarkt zum einkaufen. Ich habe genau 1 Kg Zucker letzte Wochen in Kaffee und Tee gegeben um die Kalorien zu erhöhen.Auch der Sahneverbrauch war ungefähr ein Liter.
An Anwendungen habe ich alles mögliche, Massagen, Lymphdrainage, Fango, Herz- Kreislauftraining,Fitness mit Geräten, Gymnastik, Osteopathie, Logotherapie.
Kein Wunder wenn ich kaum mehr Zeit habe, um mich mit dem blog zu beschäftigen.
Datum |
Gewicht |
Ernährung oral ml |
Ernährung oral Kcal |
02.10 |
68,4 |
1900 |
1700 |
03.10 |
68,0 |
2000 |
1500 |
04.10 |
68,0 |
1800 |
1350 |
05.10 |
68,1 |
2150 |
1800 |
06.10 |
68,1 |
2150 |
1850 |
07.10 |
68,4 |
2250 |
2150 |
08.10 |
68,6 |
2450 |
2150 |
Mittwoch, 1. Oktober 2008
1. Woche in Bad Trissl
Letzten Donnerstag wurde ich in Großhadern entlassen. Mit Krankenwagen ging es dann nach Oberaudorf. Bad Trissl ist etwa 1 Km vom Zentrum von Oberaudorf entfernt. Nach Kufstein sind es etwa 5 Km.
Der Fahrer des Krankenwagens gestattete mir am Beifahrersitz Platz zu nehmen, so mußte ich nicht
hinten angeschnallt auf der Liege, neben einem weiteren Patienten, dem
es noch schlechter ging als mir, ausharren. Der Fahrer war wirklich nett. Er kommt aus Ungarn, spricht aber ausgezeichnet Deutsch. Hätte er nicht gerade mit seiner Frau telefoniert, ich wäre niemals draufgekommen, daß er kein Deutscher ist. Es war nicht einfach für ihn mich in Großhadern zu finden. Die Zentrale, welche die Aufträge an die Krankenwagen weitergibt hatte nicht nur meinen Namen total falsch durchgegeben, sondern auch noch die falsche krankenstation. Nachdem er dann die richtige Krankenstation erfahren hatte und ich hörte, daß er nach einem Patienten suche um ihn nach Bad Trissl mitzunehen, war es kein Problem mehr. Die Liege, welche für meinen Transport vorgesehen war, verwendeten wir zum Transport des Gepäcks. Auf der Fahrt konnten wir uns recht gut unterhalten. Wir sprachen nicht über krankheiten, sondern über Budapest und Wien. Seine Frau ist ungarisch sprechende Burgenländerin. Mit den Wienern kommt er nicht besonders gut zurecht. Er erzählte von einer Begebenheit, die ihm im Zug von Wien nach Budapest passiert ist und die ihn tief geschockt hat. Im Zugabteil, ihm gegenüber saß ein Wiener mit dem er sich während der Fahrt unterhielt. Der Wiener wurde von seiner Frau begleitet, die er mit folgenden Worten an den Fahrer des Krankenwagens vorstellte: "Das ist meine Frau - sie ist zwar Burgenländerin doch trotzdem liebe ich sie". Er konnte es einfach nicht fassen, was der Wiener mit diesem Satz zum Ausdruck brachte. Kurz vor Oberaudorf empfahl er mir ein Buch " Der Jungbrunnen des Dr. Shioya" zu lesen. Es würde von einem 120 Jahre altem Japaner handeln, der eine spezielle Atemtechnik propagierte. Der Faherer versicherte mir, daß die Technik wirkt, er wende sie täglich an.
Wir hatten inzwischen die Klinik erreicht. Wärend der Fahrer sich mit dem Gepäck des anderen Fahrgasts kümmerte, schnappte ich mir meins und spazierte samt Gepäck zur Klinkrezeption. Ich konnte also auf eigenen Beinen die Klinik reingehen was mir wichtig war. Was ich nicht konnte war essen und trinken. Ich hatte auch noch regelmäßige Kotzanfälle mit schlimmen würgen.
Am nächsten Tag ging es schon besser. Das Würgen war vorbei und ich
konnte in ganz kleinen Schlucken trinken. Ich habe im Lauf des Tages
immerhin 400ml trinken können.
Dann hatte ich die Idee, alles in einer Tabelle aufzuzeichnen, die ich hier gleich wiedergeben möchte:
Die Ärzte habe ich mit meiner Tabelle und dem Ausrechnen der kcal ziemlich beeindruckt.
Normalerweise würden sie nur sehr vage Antworten auf die Frage, was haben sie gegessen, bekommen.
Am Sonntag hatte ich dann Besuch von Mama, die mit meiner Schwester Moni gekommen war.
Sie waren schon recht früh hier, noch vor der Visite. Die Visite war nur recht kurz, ich fragte ob ich das Klinikgelände verlassen dürfe. Kein Problem, solange ich um 22:00 zurück sei, war die Antwort.
Wir machten also zusammen einen längeren Spaziergang. Zum Mittagessen ließ ich Mama und Moni allein gehen, da ich sowieso keinen Bissen essen konnte. Sie würden am Nachmittag dann noch einmal vorbei kommen.
Moni half mir noch kurz beim Wäsche waschen. Dann machten wir zusammen einen Ausflug. Wir fuhren nach Kufstein. Es war wunderschönes Wetter und wir schlenderten durch die Altstadt.Auf dem Rückweg zum Parkplatz gingen wir die Innpromenade entlang und fuhren dann auf einer Landstraße, den Inn entlang bis nach Oberaudorf. Es war ein gelungener Nachmiitag. Ich hatte etwas mehr Apettit als vorher und es gelang mir, das erste mal seit der Chemo, eine Suppe zu essen. Von nun an ging es also echt bergauf.
Heute war ich soweit, daß ich die Ärzte fragte mich von den Infusionen zu trennen. Ab heute muß ich also essen, es gibt keine andere Wahl. Morgen werde ich dann in die REHA verlegt.
Gestern bekam ich das Buch von Dr. Shioya, das mir der Fahrer zu Herzen gelegt hatte. Ich hatte es über Internet bestellt.
Der Originaltitel ist: "The power of living freely". Die 120 Jahre waren etwas übertrieben, Dr. Shioya ist 105 Jahre alt. Das ist auch ein schönes Alter, wenn man, so wie er, bei guter Gesundheit ist.
Er hat drei Prinzipien für das Alltagsleben die er empfiehlt. Erstaunlich, sie decken sich mit einigen Punkten, die ich im letzten Blog Eintrag zum besten gegeben habe.
Mit den Weisheiten, die ich von mir gegegeben habe, war ich nicht ganz zufrieden.
Die drei Punkte des Dr. Shioya gefallen mir besser.
Das "nicht nörgeln" habe ich als selbstverständlich erachtet, dennoch finde ich es gut wenn es auch gesagt wird. Eine andere Möglichkeit wäre vielleicht es positiv zu formulieren. zB "POSITIV BLEIBEN"
Unter "alle Dinge konstruktiv zu Durchdenken" meint Dr. Shigoya ein Ziel vorgeben. Die Kraft dazu kommt von Gott, das geht aus dem Buch klar hervor.
Die Frage, was ich aus der Krankheit gelernt habe, würde ich jetzt so beantworten:
Datum |
Gewicht |
Ernährung oral ml |
Ernährung oral Kcal |
25.09 |
67,3 |
0 |
0 |
26.09 |
67,5 |
450 |
200 |
27.09 |
67,4 |
700 |
630 |
28.09 |
67,6 |
950 |
1000 |
29.09 |
67,9 |
1100 |
1090 |
30.09 |
68,0 |
1440 |
1420 |
01.10 |
68,2 |
Ziel 2000 |
Ziel 2000 |
1 |
alle Dinge konstruktiv zu durchdenken |
2 |
DANKBAR SEIN |
3 |
NICHT NÖRGELN |
1 |
ZIEL VORGEBEN (MIT GOTTES SEGEN!!!) |
2 |
DANKBAR SEIN |
3 |
POSITIV BLEIBEN |
Mittwoch, 24. September 2008
36. Bestrahlung E N D E Bestrahlungen

Dienstag, 23. September 2008
35. Bestrahlung
Montag, 22. September 2008
34. Bestrahlung

Sonntag, 21. September 2008
4. Sonntag im Krankenhaus
Es ist das letzte Wochenende im Krankenhaus. Ich kann es nicht erwarten, dem Krankenhaus den Rücken zuzuwenden. Ich bin mir sicher, daß allein schon der Umgebungswechsel mir einen enormen Schub nach vorne gibt.Letztendlich sind es anstelle von 35 Bestrahlungen, zu je 2 Gray, wie man mir anfänglich gesagt hat, doch 36 geworden. Auf die eine mehr kommt es mir auch nicht mehr darauf an. Ich muß nur den Zähler noch kontrollieren. Also, noch 3 Tage bis zum Ende der Strahlentherapie, das ist dann Mittwoch. Donnerstag geht es dann zur REHA nach Bad Trissl. Der Sonntag in der Klinik ist immer besonders langweilig. Zum Glück gab es noch eine DVD von Rainer die ich noch nicht gesehen hatte, und zwar "Der Herr der Ringe". Ich dachte erst, daß es ein märchenartger ruhiger Film sein soll der für Kinder geeignet sein soll. Er war zwar spannend, doch für Kinder scheint er mir doch etwas zu brutal zu sein, oder bin ich mittlerweile zu empfindlich?
Jedenfalls verging so auch der Sonntag.
Samstag, 20. September 2008
4. Samstag im Krankenhaus
Gleich nach dem Aufwachen und der täglichen Trombosespritze wollte man mich schon wieder an Infusionen hängen. Immerhin ließ man mir noch die Zeit zum Duschen. Der Rest des Tages jedoch blieb ich an den Schläuchen festgemacht. So gegen 22:00 Uhr müßte alles durchgelaufen sein. Doch kurz nach Mitternacht kommt dann wieder das Antibiotika.Das wird vielleicht eine Stunde laufen. Dann dürfte ich wieder bis morgen Früh befreit sein von den Schläuchen. Hätte ich nicht mein kleines Notebook mit Internetverbindung, ich wüßte nicht was ich den ganzen Tag im Bett machen sollte.
Freitag, 19. September 2008
33. Bestrahlung
Donnerstag, 18. September 2008
32. Bestrahlung
Mittwoch, 17. September 2008
31. Bestrahlung
Dienstag, 16. September 2008
30. Tag der Bestrahlung
Montag, 15. September 2008
29. Bestrahlung
Sonntag, 14. September 2008
3. Sonntag im Krankenhaus
Der Sonntag verlief ganz unspektakuär. Ein bis zwei Stunden bin ich im Bad zur Körperpflge. Wollen allein hilft nicht viel. Sich Aufraffen in das Bad zu gehen um Zähne zu putzen das verlagt einiges. Es ist natürlich kein normales Zähneputzen. Achtung, wer etwas empfindlich ist soll nicht mehr weiterlesen.Erst muß ich so viel wie möglich zähflüssigen Schleim ausspucken, dann mit einer Mundbürste der Rest herausholen. Dann knn man versuchen mit der Zahnpaste und Zahnbürste die Zähne zu reinigen.Nach einer Minut ist die Zahnbürste so verschleimt, daß man sie wider reinigen muß.
Die ganz Prozdur dann nocheinmal.Dann mit einer Spülflüssigkeit nachspülen. Wer glaubt, jetzt hat man endlich Rhe täuscht sich. Eine halbe Stunde später ist der Schleim wider da und Du fragst Dich ob das jetzt was gebracht hat.
Zum Schluß noch was erhebenderes: Lisa war zu Besuch und hat mir eine wunderschöne Sonnenblume gebracht, die ich vom Bett aus sehen kann.
Samstag, 13. September 2008
3 Samstag im Krankenhaus
Welche Überraschung heute Morgen. Da kam mein Bruder zur Tür hereinspaziert so als wäre es das normalste in der Welt, daß er Samstag mich besuchen kommt. Mir ging es gerade gut, er hat einen guten Zeitpunkt gefunden. Mein Zimmernachbar war gerade am weggehen, wir gingen auch ein paar Schritte. Doch letztendlich mußte ich wieder zurück ins Bett.Ich sollte mich schonen. Die Blutwerte waren noch immer nicht in Ordnung und ich bekam den üblichen Medizinenmix. Es wurde wieder mal Blut abgenommen. Samstag war mal wieder Filmtag.Ein Luxemburgischer Film,"Revanche" am Vormittag und am Nachmittag"Die fabelhafte Welt der Amelie". So verging also wieder ein Tag.
Freitag, 12. September 2008
28. Bestrahlung
Donnerstag, 11. September 2008
27. Bestrahlung
Mittwoch, 10. September 2008
26. Bestrahlung
Dienstag, 9. September 2008
25. Bestrahlung
Montag, 8. September 2008
24. Bestrahlung


Sonntag, 7. September 2008
2. Sonntag im Krankenaus
Dieser Sonntag war etwas besser als letzter Sonntag was die Übelkeit btrifft.
Trinken geht zwar nach wie vor nicht. Da muß ich eben noch Geduld haben. Meine Entscheidung keine weitere Chemo mehr zu akzeptieren gibt mir die Hoffnung am Ende der Strahlenbehandlung wieder mit Trinken und etwas Essen beginnen zu können. Ich kann ja nicht ewig an der Nadel ernährt werden.
Jetzt geht es nur noch um den Willen durchzuhalten.
Gestern habe ich den folgenden Text zugesand bekommen, wo es darum geht welche Stärke der menschliche Wille entwickeln kann:......................
STRENGHT AGAINST PAIN ...........
Salaam my friend, I tell you a story about my strength against the pain and how I can put it away even in ultimate situations: I had a hobby with rollerskate dancing and figureskating. We also made some performances in clubs and this was in a casino. It was rock'n roll on wheels. You know that it is very difficult on shoes...but on wheels... OK it was the point where I pushed my son from between my legs backwards...and I notished that now my back broke I was in weird position...the son saw one second time to see my eyes and understood something is wrong...so he took more speed himself coming back and when he came from there I lofted him into air... jumped up myself too and we came down to the floor at the same time ... then we took a bow and the applauds and smiled...nobody notished anything and we went to the dressingroom and my son asked what happened...So I had to go to hospital BUT THE SHOW MUST GO ON...I collapse when I give myself permission. ..Your friend L----
Am Nachmittag wurde ich dann wieder auf die Probe gestellt, die Infusion lief nicht richtig, mir war wieder genauso schlecht wie die Tage zuvor. Die einzige Ablenkung war der Film "Das Leben der Anderen"
Samstag, 6. September 2008
2. Samstag im Krankenhaus
Samstags gibt es keine Behandlungen, weshalb viele Patienten das Wochenende zu Hause verbringen. So auch mein Bettnachbar. Ich habe dann übers Wochenende das Zimmer für mich allein. Dann beschäftige ich mich mit Filme anschauen und Leute anrufen. Heute habe ich mir eine Fernsehdokumentation zum Thema Shambala angeschaut. Andy hat die Sendung mal aufgenommen, auf seinen Datenstick (4GB) gespeichert, und mir den Datenstick ins Krankenhaus geschickt.
In Wikipedia steht folgendes über Shambala:
Nach einer Überlieferung übertrug Buddha Shakyamuni das Kalacakra-Tantra zunächst an König Suchandra von Shambala, da die Zeit noch nicht reif sei, das Kalacakra-Tantra unter den Menschen auf der Erde zu verbreiten.
Dieser übertrug es an seine Nebenherrscher und deren Untertanen um das Reich Shambala zu einen. Das sagenumwobene Reich Shambala spielte folglich in der Verbreitung des Kalacakra-Tantra eine wichtige Rolle. Shambala soll ein Lebensbereich sein, der für spirituelle Entwicklung besonders günstig ist. Ob dieses sagenumwobene Reich auf der Erde zu finden ist, kann nicht mit letzter Gewissheit gesagt werden.
Der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso sagt über Shambala:
"Gleichgültig ob Shambhala ein Ort irgendwo auf diesem Planeten ist, oder nicht, so kann er dennoch nur von denen gesehen werden, deren Geist und karmische Tendenzen rein sind."
(Handbuch der tibetischen Astrologie)
Der Fernsehbeitrag handelte von einem Mongolischem Mönch der das Reich Shambala finden wollte. Er wanderte nach Dharamsala um den Dalai Lama danach zu fragen. Von dort ging seine Pilgerreise weiter bis Benares (Varanasi) wo sein Ziel schon ganz nahe war. Der Baum der Erleuchtung in Bodhgaya wo Buddha erleuchtet wurde.
Gegen Abend machte ich noch ein paar Telefonate. Um Kosten zu sparen, verwendete ich Skype.
Wie ich die Kontaktliste durchging sah ich Angus online. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Er hatte Lust auf ein kurzes Gespräch. Da wir auch noch Video verwendeten war er nicht wenig erstaunt als er mich im Krankenbett mit meinen Stoppelhaaren und eingefallenen Wangen sah.
Das mußte ich ihm erst ein mal erklären.
Er machte mir wirklich viel Mut und ich versprach ihm, daß wir uns spätestens im Oktober wieder sehen würden.
Dann hatte ich einen ganz lustigen Skype Kontakt mit Südtirol. Selina hatte ihren Mac Notebook eingeschalten. Meine Mama und Moni waren auch da. Ich habe mich so gefreut die drei über Video zu sehen, daß ich wirklich viel gelacht habe. Wir waren in wirklich guter Stimmung.
Freitag, 5. September 2008
Freitag im Krankenhaus


Donnerstag, 4. September 2008
23. Tag der Bestrahlung
Heute hatte ich gleich zwei Termine in der Strahlentherapie. Einen um 9:30 and einen um 13:30.
Deshalb gibt es heute zwei Geschichten zum erzählen. Dafür gibt es morgen keine Geschichte, da morgen die Bestrahlung wegen Wartungsarbeiten ausfällt. Es bleibt trotzdem bei den 35 Bestrahlungn, nur wird es insgesamt einen Tag länger dauern. Den Zähler werde ich noch anpassen.
Beim ersten Termin wurden nur Einstellungen am Bestrahlungsgerät vorgenommen und Photos gemacht. Mir wurde wie üblich die Maske aufgesetzt und das Eintauchen in eine andere Welt konnte beginnen.
Ich wachte in Sahagun auf.Es war der Nachfolgetag, von dem, den ich am 18.Tag der Bestrahlung beschrieben hatte. Also, ich hatte mit Nancy in einem Zweibettzimmer übernachtet.Die Betten waren sogar weiter von einander entfert als in den Schlafsälen üblich.In meinem Caminoblog schrieb ich nicht besonders viel über den Tag,es war der 18t Tag, das übernachten mit Nancy erwähnte ich nicht.
Folgende paar Zeilen sind noch identisch mit dem Caminoblog. "Mitten in der Nacht fing mein rechtes Auge zu traenen an, erst dachte ich dass es vielleicht vom Peperoncino sei, den ich mir in das Auge gerieben haette, doch als ich in der Frueh in den Spiegel sah war das Auge ganz rot und ich konnte es kaum oeffnen. Ich hatte auch noch etwas Kopfschmerzen, obwohl ich am Abend davor kaum Wein getrunken hatte, ausser um auf den Camino anzustossen".
Wie mich Nancy sah war sie ganz aufgeregt und sagte mir ich hätte eine Kinderkrankheit, sie kenne diese Krankheit von ihren Kindern. "its called pink eye". Ich sollte doch schnell in die Apotheke laufen und mir Augentropfen dagegen holen.
Ich packte gleich meinen Rucksack und deponierte ihn in der Rezeption. In der Apotheke mußte ich zeigen was ich in meinem Spanischkurs gelernt hatte. Die Apothekerin stellte wahnsinnig viele Fragen um zu entscheiden ob ich zu einem Arzt gehen sollte oder nicht. Dann gab sie mir ein "Collirio" und erklärte mir wie es anzuwenden sei, wünschte mir buona suerte und ich ging erstmal Frühstückessen. In der Toilette versuchte ich das Mittel in mein Auge zu träufeln. Gar nicht so einfach. Kaum war ich mit der Pipette am Auge, schloss es sich reflexartig. Also mit einer Hand Auge aufhalten mit der anderen reinträufeln. Nicht ganz so einfach. Ich müßte wohl Nancy darum bitten es mir reinzuträufeln, sie hatte ja die Erfahrung mit ihren Kindern. Nancy ist über 65 und Großmutter. Ich dachte sie sei die Frau von Larry, einem Amerikaner, auch über 65, mit dem sie gemeinsam ging. Es regnete schon den ganzen Tag und der Weg war schlammig und schlüpfrig. Plötzlich ging es auch noch steil nach oben. Larry hatte Stöcke und schaffte die Steigung. Nancy rutsche immer wieder zurück. Sie war verzweifelt. In diesem Augenblick war ich gerade hinter ihr. Sie fragte ob ich anschieben könne.
Ich hatte zwar auch keinen Halt doch versuchte es wenigstens indem ich an ihrem Rucksack schob.
Da schrie sie, ich sollte doch nicht an ihrem Rucksack schieben, das nütze gar nichts, sondern an ihrem Hintern. Darauf sagte ich, daß ich doch nicht den Hintern fremder Frauen berühre. Darauf sie: "stell Dich nicht so an und schieb endlich am Hintern!!"
Was blieb mir anderes übrig als kräftig anzuschieben. Und sie schaffte es! Ich hatte noch einige Mühe raufzukommen, doch irgendwie schaffte ich es.
Im Alberge erzählte sie dann den Mitpilgern wie blöd ich mich wegen ihres Hintern angestellt hätte und die Geschichte machte die Runde.
Ich habe mich entschieden den Zug von Sahagun nach Leon zu nehem, so konnte ich mich vom "pink eye" erholen. In dem Zustand zu gehen hätte mir keinen Spaß gemacht. Nancy wollte auch den Zug nach Leon nehmen. Wie sie das allein schaffen wollte war mir ein Rätsel. Also taten wir uns zusammen und waren von nun als "the lame and the blind", der Lame under Blinde bekannt.
Wir nahmen uns ein und eine halbe Stunde um zum Bahnhof zu gehen. Unter normalen Umständen war es in 15 Minuten zu schaffen, doch mit Nancy dauerte es sicher eine Stunde. Zum Arzt wollte sie nicht, da er ihr wahrscheinlich Cortison und Bettruhe verschrieb und das wollte Nancy auf keinen Fall. Ihren Rucksack wollte sie auf jeden Fall selber tragen, obwohl es ein leichtes für mich gewesen wäre ihren mitzutragen. Noch dazu hatte sie eine Tasche von Lorenzo zu tragen, die er im letzten alberge vergessen hatte. Es waren nur Lebensmittel, vielleicht hat er sie auch absichtlich zurückgelassen, doch sie wollte die Tasche unbedingt mitnehmen. Allerding willigte sie ein, daß ich sie an ihrer Stelle tragen dürfte.Mit beiden Händen stützte sie sich am Stock und machte gerade mal einen Schritt vorwärts, dann wieder sich abstützen zum nächsten Schritt. Zum Glück ist Nancy unglaublich drahtig und zäh. Wir schafften den Weg in weniger als einer Stunde.
Der Zug sollte vom ersten Bahnsteig abfahren, zumindest war es so angekündigt. Jedoch ganz kurz bevor der Zug einfuhr wurde der Bahnsteig geändert. Wir mußten also die Unterführung benutzen, also Stiegen hinunter Stiegen hinauf. Wie wird das Nancy wohl schaffen. Gestern ist sie noch auf allen Vieren die Treppe hinaufgekrabbelt, wie ein Baby. Doch mit ihrer Zähigkeit und ihrem Willen schaffte sie es. Der Zug war schon da wie wir uns bemühten die Treppe hoch zu kommen. Zur Sicherheit ging ich voran um die Türe offen zu halten, falls der Zug abfahren wollte. Sie schaffte es im letzten Augenblick, gab mir den Stock und ich zog sie an den Händen die Stufen hinauf. Dann schlossen sich die Türen.
Den Camino vom Zug aus zu sehen war ganz und gar eine andere Perspektive. Wie langsam die Pilger nur vorankamen im Vergleich zu uns. Wir waren in 2 Stunden in Leon, wofür die meisten Pilger zwei Tage brauchten. Eine Spanierin mittleren Alters setzte sich ans Fenster uns gegenüber. Kurz vor dem Aussteigen kamen wir mit ihr ins Gespräch. Sie war aus Leon. Wir fragten sie ob sie wise, welche Pilgerherbergen es in Leon gäbe. Sie kannte sich bestens aus, beschrieb uns die Abergues und verriet uns ein Nonnenkloster die auch Pilger aufnehmen würden. Ob ich da wohl auch willkommen sei fragte ich mich. Angekommen in Leon namen wir uns ein Taxi zum Nonnenkloster, das zwar nicht allzu weit entfernt war, sicher in einer halben Stunde zu schaffen, allerdings unter normalen Umständen. Das Kloster war in der Altstadt wo nur Taxis zugang hatten. Der Weg ar mit etwa einen halben Meter hohen runden Pfosten mit etwa 30 cm Durchmesser abgesperrt, die sich Mittels Fernsteuerung in den Boden versenken ließen. Nur daß die Fernsteuerung unseres Taxifahrers nicht funktionierte. Er mußte in der Zentrale anrufen, und irgendwann senkten sich dann die Pfosten.
Das Nonnenkloster war nur um die Ecke, doch wenn wir uns schon ein Taxi leisteten, dann wollten wir auch bis vor die Haustüre gebracht werden.
Das Nonnenkloster hatte nur Zweibettzimmer. Wir hatten ja schon die Erfahrung gemacht uns das Zimmer zu teilen, so nahmen wir das Zweibettzimmer dankend an. Es war luxuriös, sehr, sehr ruhig und hatte eine Badewanne und eine Toilette im Zimmer. Die Betten waren hintereinander mit einer Seite an der Wand. Ich legte mich aus Bett und ließ mich von Nancy verarzten. Wie bei meine Mutter, so kam es mir vor. Ich fühlte mich richtig geschützt durch sie. Und sie hatte ja die Erfahrung von "pink eyes" mit ihren Kindern.
Am Abend ging ich mit Nancy noch zur Plaza Major, die nicht sehr weit entfernt war.
Dort gab es ein Türkisches Restaurant. Es gab türkische Pizza und Falaffel.
Ich gönnte mir beides. Die Falaffel waren ausgezeichnet und die türkische Pizza war besser als manche italienische. Jedenfalls waren reichlich Zutaten drauf die hervorragend schmeckten.
Die Nacht war unglaublich ruhig, wir versuchten einander so wenig wie möglich zu stören und hatten beide eine sehr erholsame Nacht.
Die Einstellungen waren beendet und die Fotos gemacht. Es hat etwas länger gedauert als geplant, da der Chefarzt nich gleich bei der Hand war, mir wurde kurz die Maske mal abgenommen, damit ich nicht an Beklemmungen leiden würde, so der Assistent.
Jetzt hatte ich gerade mal noch ein paar Stunden um mich auszuruhen bis die Strahlenbehandlung dran war.
Gestern hatte ich noch einen ganz lieben Kommentar von Daniel bekommen. Er erinnerte mich an unsere Zeit in Tokyo.
Was war naheliegender als während der Strahlenbehandlung an einen Tag in Tokyo zu denken?
Es war ein Samstag, Lisa war schon auf dem Rückflug und ich war wieder allein. Am Freitag erzählte sie mir von ihrem Ausflug nach Kamakura, die alte Kaiserstadt am Meer. Erstaunlich wie sich Lisa allein in Tokyo zurechtfand. Ich hatte da so meine Schwierigkeiten mit der Orientierung. Sie fand den Weg ins Hotel sofort und mußte ihr nur folgen. Damit ich mich bei meinen ersten Arbeittag nicht verlaufen würde ging sie am Abend zuvor mit mir den Weg vom Hotel zur Arbeit, es waren etwa 20 Minuten zu laufen, doch verirren konnte man sich leicht. Lisa liebte die Sauberkeit in Tokyo.
Am meisten beeindruckte sie die Zuvorkommenheit der Japaner und wollte mir gleich beweisen wie zuvorkommend sich die Autofahrer in Tokyo benehmen. Wir gingen eine vielbefahrene Straße im Zentrum entlang. Sie sagte, sie wäre imstande den ganzen Verkehr aufzuhalten indem sie nur einenen Fuß um 90 Grad drehen würde und Richtung Fahrbahn einen Schritt machte.
Das wollte ich allerdings sehen und staunte nicht wenig. Lisa drehte sich Richtung Fahrbahn, die Autofahrer bremsten, jetzt mußten wir wohl die Fahrbahn überqueren, denn einen Scherz konnten wir uns nicht erlauben. Wir konnten, so wie im alten Testament wo Moses das Meer mit seinem Stock geteilt hat, die Straße überqueren und bedankten uns mit Handzeichen.
Ach, ich schweife vom Thema ab. So viele Erinnerungen haben sich an Tokyo geknüpft. Also Lisa erzälte mir von ihrem Tagesausflug nach Kamakura. Es sei überhaupt kein Problem dort hin zu kommen,beschrieb mir den Weg zum Bahnhof in Tokyo, sagte mir welchen Zug ich nehmen sollte und wo ich aussteigen sollte. Dann erzählte sie mir von den Tempeln in der Nähe von Kita Kamakura und von einem Wanderweg, der von Kita Kamakura über einem Berg nach der Stadt führt. Der Wanderweg sei nur teilweise in Römischer Schrift gekennzeichnet. Lisa fand jedoch heraus, was "The Great Buddha" auf Japanisch heist und merkte sich das Schriftzeichen. Sie zeichnete mir das Schriftzeichen auf so daß ich es mir merken konnte. Der Große Buddha sei schon in der Stadt, dort gäbe es dann auch einen Bahnhof von dem die Züge zurück nach Tokyo fuhren. Ich würde entlang des Weges an vielen Tempeln entlang kommen und an eine Stelle wo sich ganz viele Katzen mit extrem kurzen Schwäntzen aufhielten. Ich sollte doch meinen Arbeitskollegen aus Kamakura fragen ob man dort den Katzten die Schwäntze abschnitt. Ich habe die Katzen dann auch wirklich gesehen. Sie wurden gerade gefüttert und waren sehr wohlgenärt, und wurden mit Liebe behandelt. Der Arbeitskollege erklärte mir, daß es nur eine bestimmte Rasse von Katzen sei, die mit Stummelschwänzen geboren würden.
Ich schweife schon wieder vom Thema ab, das kann ja noch lange dauern bis ich zu einem Ende komme.
Einfach weiterscrollen, den schräg gestellten Text überfliegen, dann kommt man zum Ende.
Also, ganz so einfach war es für mich nicht. Erst verirrte ich mich etwas auf dem Weg zum Bahnhof, dann am Bahnhof selber, bis ich endlich den richtigen Zug fand.
Aussteigen war kein Problem, die Station wurde auf Englisch angesagt.Erst schaute ich mir, wie von Lisa empfohlen die Tempel links der Bahn an, dann überquerte ich den Bahnübergang um auf die rechte Seite zu gelangen. Nach vier oder fünf weiteren Tempelbesuchen finde ich den Wanderweg nach Kamakura. Erst geht es noch an ein paar Tempeln mitten im Wald vorbei, dann geht der Weg steil nach oben. Die Wurzeln der Bäume entlang des Weges bilden ein dichtes Geflecht. Die ganze Zeit laufe ich über Wurzel und wieder Wurzeln. Ich komme an den Ort mit den Katzen von dem Lisa mir erzählt hat. Ein Mann mit zwei Plastiktaschen füttert sie und achtet darauf, daß jede Katze ihren Anteil bekommt. Die Schwänze der Katzen sind wirklich extrem kurz. Jetzt geht der Weg den Bergrücken entlang.Die Stadt ist in der Ferne zu sehen und am Horizont glaube ich das Meeer zu erkennen. Die Wegbeschilderung wird spärlicher. Es gibt sie nur noch auf Japanisch. Ich erkenne das Zeichen für den großen Buddha das mir Lisa gezeigt hatte und folge ihm bis der Weg hinunter in die Stadt führt. Es ist mittlerweile schon später Nachmittag. Noch ein paar Tempelanlagen, dann tauchen die ersten Häuser auf.
Auf einem Haus steht ein Namensschild, der gleiche name wie die meines Japanischen Kollegens aus Kamakura. Solte das ein Zufall sein? Ich wage jedoch nicht zu klingeln und gehe weiter bis ich zum großen Buddha komme. Enorm beeindruckend diese Statue. Sie ist aus Bronze, ziemlich verwittert da sie jetzt im Freien steht und um die 13 Meter hoch. Im 15 Jahrhundert wurde der Tempel in dem sie früher stand von einer Tzinamiwelle weggefegt.Seither steht die Statue im Freien.
Ich ging noch Richtung Meer und fuhr mit einer art Straßenbahn ins Zentrum, wo der JR Bahnhof ist.
Wie ich ein Ticket lösen wollte, sprach mich eine Frau an, fragte wohin ich fahren wolle, ich sagte Tokyo, daraufhin gab sie mir ein Ticket und sagte, daß ich damit bis Tokyo fahren könne. Sie brauche das Ticket nicht mehr. Ich wollte es ihr bezahlen, doch sie nahm kein Geld an. Ich bedankte mich recht freundlich und sie wünschte mir eine gute Reise.
Der Zug fuhr allerdings erst in zwei Stunden ab, zumindest der direkte Zug nach Tokyo.
Es blieb noch Zeit führ ein Abendessen. In der Nähe des Bahnhofs fand ich ein indisches Restaurant. Das wollte ich ausprobieren. Das Essen war köstlich. Die Rückfahrt war reibungslos. Ich fand sofort die U-Bahn zu meinem Hotel. Ein wirklich langer und intensiver Tag neigte sich dem Ende.
Danke Daniel, daß Du diese Erinnerung durch Deinen Kommentar, in mir wachgerufen hast.
Ich war wieder mal froh die Strahlenbehandlung hinter mir zu haben und ging gleich in den Park.
Allerdings war ich noch immer an der Infusion angehängt und so war es schwierig mit dem Gestell durch den Park zu gehen. Das geklappere des Gestells mit den kleinen Rädern geht einfach auf die Nerven, und so ging ich gleich wieder zurück um mich ins Bett zu legen. Später, als die Infusion durchgelaufen war und Lisa zu besuch kam machten wir noch einen ausgedehnten Spaziergang.
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